Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

§ 9. Die religiösen Verfolgungen 
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rung. Während die einen sich der Gewalt fügten, leisteten die anderen 
hartnäckigen Widerstand und mußten oft ihre Standhaftigkeit sogar 
mit dem Leben büßen. So erstanden nun neben den Abtrünnigen auch 
wahre Märtyrer des Glaubens. 
Die Sage erzählt, daß eine Schar von Juden sich einst in einer, 
Höhle in der Umgegend der Stadt verbarg, um dort das Sabbatritual 
zu vollziehen; die Syrer, die davon Kunde erhalten hatten, umringten 
die Höhle und metzelten alle, die sich darin befanden, unbarmherzig 
nieder. Nach einer anderen Version sollen die Syrer Feuerbrände in 
die Höhle geschleudert haben, so daß die Umzingelten bei lebendigem 
Leibe verbrannten oder im Rauche erstickten. Von einem gelehrten 
Greis mit Namen Eleasar wird berichtet, daß die königlichen Auf 
seher, nachdem es ihnen nicht gelungen war, ihn zum Genuß des 
Fleisches eines Opferschweines zu nötigen, ihn zu überreden suchten, 
wenigstens ein Stück eines vom jüdischen Gesetze nicht verbotenen 
Fleisches angesichts des Volkes zu verzehren, als rührte es von einem 
heidnischen Opfer her. Allein der fromme Greis weigerte sich in ent 
schiedenster Weise, seinen Brüdern ein Beispiel der Abtrünnigkeit zu 
geben, und starb unter fürchterlichen Martern. Späterhin verherrlichte 
die Volkslegende auch die Heldentat der Jüdin Hanna und ihrer sieben 
Söhne, die den Heldentod für ihren Glauben starben. Der König /Vn- 
tiochus soll persönlich jeden der sieben Söhne zu bewegen gesucht 
haben, dem Judentum zu entsagen und zum Zeichen des Abfalls 
Schweinefleisch zu genießen; alle Brüder, einer nach dem andern, 
lehnten es jedoch ab, dem König zu willfahren. Sie wurden darauf in 
Gegenwart ihrer Mutter in bestialischer Weise gefoltert, man riß 
ihnen die Haut vom Leibe, schnitt ihnen die Glieder einzeln ab, man 
briet sie lebendig auf dem Feuer, allein die heldenhafte Mutter sprach 
ihren Kindern nur Mut zu und ermahnte sie, alle Martern geduldig 
zu ertragen und ihren Glauben nicht zu verleugnen. Nach den Söhnen, 
von denen sich der jüngste besonders standhaft gezeigt hatte, wurde 
auch die Mutter hingerichtet, die ihre mütterlichen Gefühle ganz den 
national-religiösen Idealen ihres Volkes geopfert hatte. 
In dieser Zeit kam im Judentum zuerst jener Heroismus des Mär 
tyrertums auf, der für viele spätere Epochen der jüdischen Geschichte 
so bezeichnend ist. Die Juden boten der Welt ein Beispiel dar, wie 
nicht nur einzelne Persönlichkeiten, sondern auch große Volksmassen 
mit vollem Bewußtsein für eine erhabene Idee zu leiden vermögen,
	        
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