Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

Die Entstehung des Christentums 
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hielt, fesseln. Es war dies in den unruhigen Zeiten der Verwaltung 
des Procurators Felix, als in Jerusalem die Sikarier ihr Unwesen trie 
ben, während verschiedene falsche Messiasse das Volk wider die Rö 
mer aufzuwiegeln suchten. Der Hauptmann, der die Ursache der im 
Tempel gegen Paulus zum Ausbruch gekommenen Empörung in Er 
fahrung bringen wollte, führte den Verhafteten „in die Versamm 
lung der Hohepriester und des ganzen Synhedrion“, an dem sich 
Sadduzäer wie Pharisäer beteiligten. Paulus erklärte, er sei „ein Pha 
risäer und eines Pharisäers Sohn“ und werde wegen seines Glaubens 
an die von den Sadduzäern geleugnete Auferstehung der Toten an 
geklagt. Das war ein überaus geschicktes Verteidigungsmanöver: in 
dem Paulus seine Predigt von der wunderbaren Auferstehung Jesu 
hinter das allgemeine, die Sadduzäer und Pharisäer entzweiende Dog 
ma der Totenauferstehung zurücktreten ließ, säte er Zwietracht un 
ter die Richter, die denn auch sofort miteinander in Streit gerieten. 
Als der römische Hauptmann nun sah, daß er es nicht mit einer po 
litischen, sondern mit einer religiösen Bewegung zu tun habe, war 
er bereit, Paulus dem Synhedrion zu überantworten; da jedoch die 
ser erklärte, er sei aus Tarsus gebürtig und besitze das „römische 
Bürgerrecht“, ließ ihn der Hauptmann nach Caesarea zu dem Pro- 
curator Felix bringen. 
In Caesarea, das durch den kurz vorher anläßlich des Streites 
um die Gleichberechtigung erfolgten Zusammenstoß zwischen Grie 
chen und Juden noch in Aufregung war, entbrannte um Paulus ein 
heftiger Parteikampf. Der Hohepriester Chananja kam aus Jerusa 
lem und verlangte von Felix, daß Paulus vor ein Gericht gestellt 
werde, denn, sagte er, wir kennen diesen Menschen als einen, „der 
Aufruhr erregt unter allen Juden, die auf dem Erdboden leben, und 
als den vornehmsten der Sekte der Nazarener“ (Jesu von Nazareth). 
Paulus entgegnete, daß, obwohl er die Lehre, die sie eine Irrlehre 
nennen, anerkenne, er doch ein gesetzestreuer Jude bleibe, der „al 
lem, was geschrieben stehe im Gesetze und in den Propheten, glaube“ 
und nur den auch von den gesetzestreuen Juden anerkannten Aufer 
stehungsglauben in den Vordergrund stelle. Felix begriff wohl, daß 
dieser innere religiöse Streit die römische Gewalt nichts anging, be 
hielt aber Paulus dennoch in Gewahrsam, in der Hoffnung, von dem 
Gefangenen für seine Befreiung Geld zu erpressen. Einmal beriefen 
der Procurator und seine Gattin, die jüdische Prinzessin Drusilla,
	        
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