Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

Der Judaismus im Heimatlande und in der Diaspora 
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bringen- Seine Beteiligung an der Gesandtschaft an Caligula im Au 
genblick der Unruhen in Judäa verschaffte seinem Namen auch in 
dem jüdischen Mutterlande einen guten Klang. Ihn als Führer dieser 
Gesandtschaft erwähnend, kennzeichnet ihn sein jüngerer Zeitgenosse 
Josephus Flavius als „einen wegen seiner philosophischen Bildung 
hochberühmten Mann“ 1 ). 
In dem Geiste Philos war die Kenntnis des jüdischen Schrifttums 
mit einer tieffundierten hellenischen Bildung vereinigt. Die griechische 
Literatur, die Philosophie Platos, der Stoiker und Pythagoräer hatten 
sein Denken nicht weniger geschult als die Thora und die Lehre der 
Propheten. Obwohl er alle seine Werke in der Sprache der Diaspora,, 
nämlich der griechischen, abfaßte und die Bibel stets nach der Septua 
ginta zitierte, war er zweifellos mit der nationalen Sprache sowie mit 
den Originaltexten des biblischen Schrifttums vertraut. Dies ist aus 
den ethy mologischen Ausdeutungen hebräischer Wörter und biblischer 
Eigennamen, die in seinen Werken Vorkommen, zu ersehen. Wenn er 
sich in seinen Zitaten dennoch an die Übertragung der Septuaginta 
hält, wobei er manchmal auch deren Fehler wiederholt, so geschieht 
das nur aus dem Grunde, weil diese Übertragung in der jüdisch-helle 
nischen Diaspora bereits kanonisiert war, in den Synagogen vorgelesen 
wurde und auch den Heiden zugänglich war. Auch mit der mündli 
chen Lehre, die sich damals in Judäa immer weiter entwickelte, war 
Philo wohl vertraut. In der Vorrede zu seinem „Leben Moses’“ sagt er, 
das Buch gründe sich nicht nur auf die Heilige Schrift, sondern auch 
auf die mündlichen Überlieferungen der „Volksältesten“. In den Wer 
ken des Philo finden wir Auslegungen von Thoragesetzen ganz im 
Geiste der pharisäischen, später in die Mischna aufgenommenen In 
terpretationen, sowie didaktische Schlußfolgerungen aus den bibli 
schen Erzählungen, die lebhaft an die Deutungen der talmudischen 
Haggada und des Midrasch erinnern * 2 ). Wohl nennt er die griechische 
Sprache „unsere Mundart“ und hat sogar die antike Einteilung in 
Griechen und Barbaren mitübernommen, doch hat er dabei seine Na 
tion und deren geistigen Mittelpunkt, Jerusalem, nie verleugnet und 
!) Ant. XVIII, 8, i u. XIX, 5, i. 
2 ) Die Einwirkungen der palästinischen Halacha und Haggada auf das Le 
benswerk Philos sind durch viele durch ihre Ähnlichkeit auffallende Parallelen 
erwiesen. ; S. Bibliographie.
	        
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