Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

Judäa unter der Seleucidenherrschaft 
§7- 
nationaler Verrat, als der erste Schritt des Überlaufens in das fremde 
Lager. 
Unter normalen Verhältnissen hätte der Kampf der beiden Par 
teien, der Hellenisten und Chassidäer, nicht auf weitere Kreise über 
gegriffen, er hätte es nicht vermocht, das ganze Volksleben bis in 
seine letzte Tiefe aufzuwühlen. Er wäre allenfalls eine innere Ange 
legenheit des Judentums geblieben und hätte ein gleiches Ende ge 
nommen, wie manche anderen Kulturbewegungen in der jüdischen 
Geschichte. Da griffen aber äußere politische Ereignisse so verwir 
rend in den Kulturkampf ein, daß er bald in einen Bürgerzwist aus 
arten mußte. Eine der sich befehdenden Parteien, die hellenistische, 
vermochte der Versuchung nicht zu widerstehen, die syrische Regie 
rung, die den Plan der Hellenisierung der Juden hegte, um Beistand 
anzugehen. Die Parteigänger der Assimilation wurden so zur Regie 
rungspartei und dies verlieh dem Kulturkampf eine politische Fär 
bung, was gar bald schicksalsschwere Folgen nach sich zog. 
§ 7. Seleucus IV. und Antiochus Epiphanes. Der innere Zwiespalt 
(Jason) 
Als die Einwohner Jerusalems im Jahre 198 nach dem Siege der 
Syrer bei Paneion Antiochus III. nach seinem Einzuge in die heilige 
Stadt ihre Huldigungen darbrachten, hatten sie allen Grund, auf bes 
sere Zeiten zu hoffen. Antiochus ließ den Judäern die ihnen auch 
von den Ptolemäern eingeräumte weitgehende Autonomie und erwei- 
• terte sie sogar noch durch neue Vorrechte und Freiheiten. Es war zu 
hoffen, daß dem Volke unter dem Schutze des mächtigen Seleuciden- 
reiches auch fernerhin Freiheit und Ruhe zuteil werden würden. Al 
lein diese Hoffnung schlug fehl. Schon wenige Jahre nach der An 
gliederung Judäas wurde die syrische Monarchie von einem harten 
Schlage getroffen, der ihre Macht knickte. In seinem Drange nach 
Weltherrschaft stieß Antiochus III. mit einer neuen Macht der Welt 
geschichte zusammen, mit der römischen Republik, die damals gerade 
ihre militärische Kraft in den Punischen Kriegen voll entfaltete und 
darauf ausging, ihre Herrschaft über ganz Vorderasien, über das weite 
Reich der Seleuciden auszubreiten. Mit Hilfe der freien griechischen 
Staaten Kleinasiens, die um ihre Unabhängigkeit mit den Seleuciden 
rangen, brachten die Römer Antiochus III. in der Schlacht bei Ma- 
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