Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

Viertes Kapitel 
Der nationale Krieg und der Untergang 
des judäischen Staates 
(66- 7 3) 
§ 83. Die Regierung der nationalen Verteidigung 
Die Folge des Sieges über Cestius Gallus war die zeitweilige Ab- 
schüttlung der römischen Herrschaft in Judäa und Galiläa. Die rö 
mische Besatzung war aus Jerusalem verschwunden, der Oberbefehls 
haber Syriens geschlagen und der grimmige Procurator Florus vom 
Revolutionssturm weggefegt und seitdem verschollen. Das als unbe 
siegbar geltende Heer ward besiegt, das unzerbrechliche Joch, wenn 
auch nur für einen Augenblick, gebrochen. Dieser erste Erfolg der 
Erhebung machte auf alle Gesellschaftsklassen den größten Eindruck. 
Für eine kurze Weile söhnte er die Partei der Gemäßigten, die sich 
früher dem aktiven Kampf gegen die Römer widersetzt hatte, mit 
den Zeloten aus. Die jüdischen Patrioten sahen wohl ein, daß dies 
nur der Anfang des Kampfes sei, daß an Stelle der geschlagenen Le 
gion des Cestius viele neue Legionen ein treffen werden und der be 
gonnene Krieg noch unzählige Opfer fordern würde. Jetzt trat aber 
zum politischen Enthusiasmus die religiöse Begeisterung hinzu. Rom 
ist freilich unvergleichlich mächtiger als Judäa, ist denn aber der 
jüdische Gott nicht noch mächtiger als Rom? Wenn es überhaupt 
jene von den alten Propheten verkündete Weltgerechtigkeit gibt, so 
muß sie gerade jetzt triumphieren. Und in der Tat, ist denn der Fin 
ger Gottes nicht in dem eben errungenen Siege zu erkennen? Bedeu 
tet dieser Sieg nicht einen Wendepunkt in dem Geschicke des auser- 
wählten Volkes? 
Auf diesem Boden der politischen und religiösen Begeisterung 
einigten sich die verschiedenartigsten Elemente der Gesellschaft. Viele
	        
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