Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

Die römischen Procuratoren und die Volkserhebung 
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das jüdische Gesetz angenommen hatte. (Die Ehe Drusillas mit ihrem 
ersten Bräutigam, dem Königssohn von Kommagene, war nicht zu 
stande gekommen, da er sein Versprechen, zum Judentum überzutre 
ten, nicht gehalten hatte; oben, § 74.) Den leidenschaftlich verlieb 
ten Felix kümmerte dies jedoch nur wenig, und bald gelang es ihm, 
durch die Vermittlung irgendeines „Magiers“, Simons aus Cypern, die 
jüdische Schöne, die der angestammten jüdischen Tugenden entbehrte, 
zu verführen. Drusilla wurde sowohl ihrem Manne als auch der Re 
ligion ihrer Väter untreu und scheute sich nicht, den Römer, den Be 
drücker ihrer Heimat, zu heiraten 1 ). Zu der Treulosigkeit gegen Fa 
milie und Religion gesellte sich noch der Verrat an der Nation. 
Indem sich Felix die Unterdrückung der revolutionären Gärung 
zum Ziele setzte, verfolgte er erbarmungslos besonders jene an der 
Freiheitsbewegung sich aktiv beteiligenden Patrioten, die beim Volke 
„Eiferer“, Zeloten, bei den Römern aber „Räuber“ hießen. Wo Fe 
lix mit Gewalt nichts durchzusetzen vermochte, da griff er zur List. 
So lockte er durch die Zusicherung völliger Unantastbarkeit den Ze 
lotenführer Eleasar ben Dinai in eine Falle und ließ ihn gefesselt 
nach Rom bringen. Das gleiche Los traf auch viele Mitstreiter des 
Eleasar. Nicht wenige der Zeloten wurden gekreuzigt; die der Sym 
pathie für die Freiheitsbewegung überführten Bürger mußten die här 
testen Strafen erleiden. 
So geschah denn das, was so oft die Folge gewaltsamer Unter 
drückung der elementaren sozialen Kräfte ist: die Freiheitsbewegung 
verwandelte sich in einen Terrorismus. Die extremen Elemente der 
Zeloten bildeten in Jerusalem die geheime Fraktion der Sikarier oder 
„Dolchfreunde“, die durch einzelne Mordtaten sich sowohl an den 
Römern, als auch an ihren politischen Widersachern aus der Mitte 
des eigenen Volkes zu rächen suchten. Die Sikarier pflegten unter 
ihrem Oberkleide kurze Dolche (die römische „Sica“) zu tragen und 
sich gelegentlich großer Volksansammlungen unter die Menge zu mi 
schen, um diejenigen, die ihnen als Feinde des Vaterlandes galten, 
niederzustoßen. Gewöhnlich taten sie dies an Feiertagen auf dem Tem 
pelplatze, wo die Mörder meistenteils unentdeckt bleiben konnten, da 
sie im Gedränge rasch verschwanden und heuchlerischerweise mit den 
anderen sich über die verübte Mordtat entrüsteten. Die „Heldentaten“ 
der Sikarier lösten in der Bevölkerung eine Panik aus: nicht allein die 
■*■) Diese Ehe (Ant. XX, 7, 2) erwähnt auch die Apostelgeschichte 2 4, 2 4*
	        
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