Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

Die Unruhen unter Caligula und der König Agrippa I. 
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Den griechischen Kaufherrn waren die jüdischen Konkurrenten in 
der reichen Weltstadt, sowie die ganze riesige Judenstadt, die neben 
der griechischen emporgewachsen war, aufs tiefste verhaßt. Dann 
kam zu den nationalen und wirtschaftlichen Motiven noch das poli 
tische hinzu: der Haß der Griechen gegen die Judenheit als den von 
den Bezwingern des Landes, den Römern, begünstigten Bevölkerungs 
teil. Den alexandrinischen Judenhassern lag mithin daran, das poli 
tische Einvernehmen zwischen Juden und Römern zu stören und 
ihre Gegner des kaiserlichen Schutzes zu berauben, um auf diese 
Weise die Möglichkeit zu bekommen, sie ungestraft bedrängen zu 
können. So kamen die Erlasse über die göttliche Verehrung des Kai 
sers Caligula den Judenhassern als ein Werkzeug für die Verwirk 
lichung ihrer böswilligen Absichten unter gesetzlichem Vorwände 
überaus gelegen. 
In den griechischen „Hetärien“ oder Klubs von Alexandrien ta 
ten sich besonders zwei Demagogen durch ihre Hetzreden gegen die 
Juden hervor. Es waren dies die den Titel von Gymnasiarchen führen 
den Munizipalbeamten Isidorus und Lampon, Männer von durch 
aus fragwürdiger Sittlichkeit, „städtische Ränkeschmiede, Anführer 
des Pöbels, die dessen Leidenschaften frönten, Verleumder und Bri 
ganten der Feder (kalamosfakteis)“. So kennzeichnet sie der große 
Philosoph Philo, die Zierde der damaligen jüdischen Gemeinde von 
Alexandrien, der auch deren Selbstverwaltung nahestand, da sein Bru 
der Alexander gerade um jene Zeit „Alabarch“ oder Steuerinspektor 
der Gemeinde war und, wie es scheint, auch an dem Gemeinderat, 
der Gerusia, teilnahm. Die judenfeindlichen Hetzer wählten für ihre 
erste Kundgebung gegen die Juden einen überaus günstigen Augen 
blick. Sie erfolgte im Sommer des Jahres 38, als der den Alexan 
drinern durch seine früheren Abenteuer sattsam bekannte judäische 
Prinz Agrippa auf dem Wege von Rom nach Palästina, wohin er 
als Nachfolger des Tetrarchen Philippus mit dem prunkvollen Titel 
eines „Königs“ reiste, in Alexandrien Halt machte. Agrippa suchte 
die lärmende Weltstadt mit Absicht auf, um sich gerade dort, wo 
er noch vor kurzem als ein der Unterstützung seiner Geldgeber be 
dürftiger Habenichts sich aufgehalten hatte, mit seiner neuen Stel 
lung und seinem Königstitel brüsten zu können. Als der neuernannte 
König mit seinem Gefolge in den Straßen Alexandriens erschien,
	        
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