Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

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Die Regentschaft Hyrlcans II. und der Antipatriden 
werden, und nun verfuhr er mit ilmen, wie es einem Diktator ge 
ziemte : Ezechias und seine nächsten Mitstreiter wurden standrechtlich 
hingerichtet. Die von den „Anarchisten“ befreiten galiläischen Fremd- 
stämmigen jubelten; die Entschlossenheit des Herodes fand auch bei 
dem römischen Statthalter in Syrien, Sextus Caesar, einem Verwandten 
des Julius Caesar, Beifall. Mit ganz anderen Augen sahen jedoch die 
Juden sie an: die besten Vertreter der Jerusalemer Gesellschaft, so 
die der Pharisäerpartei, waren über die Selbstherrlichkeit des Herodes, 
der mit den Vaterlandsfreunden wie mit gemeinen Räubern kurzen 
Prozeß gemacht hatte, ohne die Sache — wie es das Gesetz verlangte — 
vor das Forum des Synhedrion zu bringen, aufs tiefste empört. Die 
Freunde der Hasmonäer wie die Mitglieder des Synhedrion sahen nun 
zu ihrem Entsetzen, daß Willkürherrschaft und Gesetzwidrigkeit von 
den Antipatriden gleichsam zum System erhoben wurden. 
Bald erschien eine Abordnung der vornehmen Jerusalemer Bürger 
vor Hyrkan und sprach zu ihm also: „Wie lange willst du denn noch 
ruhig zusehen? Merkst du nicht, daß Antipater und seine Söhne alle 
Gewalt in Händen haben und dir selbst nur noch den Namen eines 
Königs lassen? Du darfst dagegen niqht blind sein, noch dich selbst 
außer Gefahr wähnen, wenn du so leichtsinnig an dir und dem 
Reiche handelst. Denn nicht deine Verwalter sind Antipater imd des 
sen Söhne, wie du dir vielleicht trügerischerweise einredest, sondern 
sie werden für die wirklichen Herrscher gehalten. Herodes hat zu 
dem den Ezechias und dessen Genossen in durchaus gesetzwidriger 
Weise hinrichten lassen. Denn das Gesetz verbietet ausdrücklich, einen 
wenn auch noch so verbrecherischen Menschen umbringen zu lassen, 
ehe er vom Synhedrion zum Tode verurteilt ist. Und doch hat Herodes, 
ohne deine Ermächtigung, das gewagt.“ — Auch die Mütter der hin- 
gerichteten galiläischen Kämpfer ließen nicht locker und forderten 
gleichfalls, daß Herodes zur gerichtlichen Verantwortung gezogen 
werde, indem sie tagein tagaus im Tempel Hyrkan und dem Volke 
ihre Klagen zu Gehör brachten. 
Hyrkan mußte nachgeben. Er beorderte den Herodes aus Galiläa 
nach Jerusalem und ersuchte ihn, seine Handlungsweise vor dem Syn- 
hedriongericht zu rechtfertigen. Herodes erschien auch in einer Sit 
zung des Synhedrion, jedoch nicht als ein Angeklagter, sondern eher 
als ein Sieger, mit einem Purpurmantel angetan und in Begleitung 
eines militärischen Gefolges. Dem Gerichtsspruch sah er in aller See-
	        
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