§ 32. Die Einmischung Roms. Pompejus in Syrien und Judäa
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Zerrüttung nur beschleunigt werden konnte. Mit Ruhe seinem Ziele
entgegenschreitend, stand indessen Pompejus Aristobulus mit Miß
trauen gegenüber, da er nicht ohne Grund befürchtete, daß dieser
hitzige und kriegerisch gesinnte Hasmonäer sich mit Verzweiflung
gegen die römische Herrschaft sträuben werde. Aber auch Aristobulus
hatte bereits die Absichten des römischen Feldherrn durchschaut, und
voll Besorgnis sann er darüber nach, wie der über Judäa herauf
ziehenden Gefahr einer neuen Unterjochung vorzubeugen wäre. Un
geachtet der Bemühungen des Pompejus, ihn während des nabatä-
ischen Feldzuges in seiner Nähe zu behalten, trennte sich Aristobulus,
nachdem er die römische Streitmacht bis nach Dium in Transjorda-
nien begleitet hatte, plötzlich von den Römern und eilte schleunigst
nach Judäa zurück. Hier setzte er sich in der starken, auf einem
Berggipfel nördlich von Jericho im Jordantal errichteten Burg Alex-
andrium fest. Das jähe Verschwinden des jüdischen Königs ver
stärkte jedoch das Mißtrauen des Pompejus noch mehr; er stellte so
fort den Vormarsch gegen die Araber ein, setzte über den Jordan und
betrat nun den Boden Judäas.
Vor Alexandrium angelangt, beorderte Pompejus den Aristobulus
zu sich. Nur zögernd leistete der jüdische König diesem Rufe Folge,
nachdem seine Freunde ihn überredet hatten, den Zorn des Römers
nicht noch mehr zu reizen. Fortan war Aristobulus gezwungen, eine
doppelzüngige Politik zu treiben: während er Pompejus versicherte,
sich seinen Entscheidungen ohne weiteres fügen zu wollen, hegte er in
seinem Innern die Absicht, den römischen Eindringlingen kraftvoll
entgegenzutreten. Und als Pompejus nun an ihn die Forderung
richtete, die Hauptfestungen Judäas zu übergeben und dement
sprechend ihre Kommandanten anzuweisen, begab sich der Will
fährigkeit zur Schau tragende Aristobulus nach Jerusalem mit
dem festen Entschluß, einen bewaffneten Aufstand in die Wege zu
leiten. In seinem Herzen loderte die Flamme der Vaterlandsliebe der
ersten Hasmonäer hell auf, laut erhob in ihm der von dem hoch
mütigen römischen Herrn so gedemütigte nationale Stolz seine
Stimme. Das Ziel der Errettung des Vaterlandes von neuer Gewalt
herrschaft, viel fürchterlicher noch als die der entschwundenen Seleu-
cidenmacht, erstand vor dem geistigen Auge dieses Nachfahren des
Juda Makkabäus in seiner ganzen Erhabenheit — jedoch zu spät.
Pompejus erhielt Kunde von dem Vorhaben des jüdischen Königs