Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

Der Bruderkampf der Hasmonäer und die Einmischung Roms 
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Antipater mitgenommenen vornehmen Juden setzten sich denn auch 
für die Wahrheit der vorgebrachten Klagen ein. Aristobulus trat 
hingegen mit viel größerer Würde auf. Von seinem königlichen Ge 
folge umgeben, setzte er dem Pompejus auseinander, daß Hyrkan 
seinen Machtverlust nur seiner eigenen völligen Unfähigkeit für den 
Herrscherberuf zu verdanken hätte und daß er, Aristobulus, lediglich 
im Staatsinteresse die oberste Gewalt selbst in die Hand genommen 
habe, um ganz in dem Geiste seines Vaters, des Alexander-Jannäus, 
die Staatsgeschäfte weiterzuführen. Neben den beiden Kronpräten 
denten trat auch noch eine dritte Abordnung des neutral eingestellten 
Teiles des Volkes auf, die weder den einen noch den anderen der 
streitsüchtigen Brüder zum Herrscher haben wollte. Diese Volksge 
sandtschaft hielt es für geboten, die Königsgewalt ganz abzuschaffen, 
und verlangte die Wiederherstellung des alten theokratischen Regi 
mes 1 ). Pompejus ließ alle Parteien ruhig ausreden, behielt sich je 
doch die Entscheidung vor. Er versprach, nach Beendigung des be 
vorstehenden Feldzuges gegen die nabatäischen Araber nach Judäa 
zu kommen und dort Ordnung zu schaffen, verlangte aber zugleich 
von allen Parteien, daß sie sich bis dahin ruhig verhielten. 
Dem römischen Eroberer war der innere Hader in dem winzigen 
Judäa gewiß höchst gleichgültig. Ihm war es vor allem darum zu 
tun, daß das Land das allgemeine Los Gesamtsyriens teile und in 
den Herrschaftsbereich Roms einbezogen werde, was durch die innere 
1) Über die Gesandtschaft des „Volkes“ berichtet in einer viel klareren Weise 
als Josephus (Ant. XIV, 3, 2) das XL. Buch des Werkes des bekannten Historikers 
Diodorus von Sizilien, der ein Zeitgenosse des Pompejus war. Hier der Wortlaut: 
„Während des Aufenthalts des Pompejus in Damaskus, in Syrien, suchte ihn dort 
der König der Judäer Aristobulus auf, sowie dessen Bruder Hyrkanus. Die ange 
sehensten unter den Judäern, über zweihundert an der Zahl, begaben sich zu dem 
Autokraten und erklärten ihm, die Vorfahren der Prätendenten, die dem Tempel 
Yorgestanden hätten, hätten einst an den (römischen) Senat eine Gesandtschaft ge 
schickt und seien als Repräsentanten des freien und sich selbst verwaltenden jüdi 
schen Volkes anerkannt worden, denn die Nation dürfe nicht von einem König re 
giert werden, sondern müsse unter der Führung eines Hohepriesters stehen; die 
Gesandten behaupteten, Aristobulus und Hyrkanus herrschten dem Landesgesetze 
zuwider und behielten ungerechterweise die Gewalt über die Bürger, auch hätten 
sie den Thron nur mit Hilfe ihrer Söldnerscharen erlangt, auf dem Wege der Ge 
walt und unzähliger schmachvoller Mordtaten.“ Unklar bleibt, im Namen welcher 
Partei oder welchen Volksteiles diese Gegner des hasmonäischen Königshauses auf- 
getreten waren. Sie mochten vielleicht dem konservativen Flügel der Pharisäer 
nahegestanden haben, der sich in seinen auf die Hasmonäerdynastie gesetzten Hoff 
nungen getäuscht sah.
	        
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