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Drittes Kapitel
Der Bmderkampf der Hasmonäer und
die Einmischung Roms
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§ 31. Aristobulus und der Bruderkampf
Der im Moment des Todes der Salome-Alexandra entbrannte Erb
folgestreit war, wie bereits erwähnt, nicht nur durch einen Zusam
menstoß der persönlichen Interessen der beiden Brüder und Präten
denten, sondern auch durch den Kampf zweier national-politischer
Richtungen bestimmt. Die Herrschaft Hyrkans II. konnte wohl zum
Erstarken des Pharisäerregimes im geistlichen Staate beitragen, nicht
aber vor äußeren Feinden Schutz gewähren und die Erhaltung des er
weiterten Landbesitzes sichern. Die Regierung des kraftvollen und
kriegerischen Aristobulus II. hätte zwar die politische Macht Judäas
sichergestellt (wenigstens mochte es damals, vor dem Einfall Roms, so
scheinen), sie hätte aber zugleich auch das Sadduzäertum und das mi
litaristische Regime des Alexander-Jannäus zu neuem Leben erweckt.
So kam es, daß die staatspolitisch eingestellten Patrioten, nämlich die
sadduzäische Beamtenaristokratie und der Militär stand, auf seiten des
Aristobulus standen, während die geistlich orientierten Vaterlands
freunde, also die pharisäische, demokratisch gesinnte Intelligenz und
der Mittelstand, zu Hyrkan hielten, unter dessen Herrschaft sie das
während der vorhergehenden Regierung geltende Regierungssystem zu
erhalten hofften. Der in den Kampf der Parteien aufs engste ver
flochtene Erbfolgestreit erfuhr bald noch eine weitere Komplikation
durch den Eintritt großer Veränderungen in der Weltpolitik, die
schließlich ein überaus trauriges Ende im Gefolge hatten.
Die von der Partei des Aristobulus vorbereitete Staatsumwälzung
ereignete sich unmittelbar nach dem Tode der Königin Salome. Kaum