Volltext: Das Schützenregiment Graz Nr. 3 und der steirische Landsturm im Weltkrieg 1914 - 1918 II. Band (II. / 1931)

len- und Feldwachkämpfen Selbständigkeit und Mut. Wiederholt entbrannten 
nächtliche Gefechte in und um Pedescala, die stets damit endeten, daß sich die 
Steirer trotz starker Übermacht behaupteten. Die zerschossene Ortschaft Pedes¬ 
cala wurde zu einem Ehrenplätze der Schützen. Der Feldwach- und Patrouillen¬ 
dienst legte dem Baon Tag und Nacht eine schwere Bürde auf. Wer es lebte 
im Baon der alte Geist von Pontafel-Pontebba. Das Asticotal war das richtige 
Betätigungsfeld für die Schützen. Nicht bloß erfolgreich in der Abwehr, zogen 
ihre Patrouillen gegen den Feind vor Cafa ratti, übersetzten die im Niemands¬ 
land liegende Affa und streiften gegen die untere Lima arde. Die Leistung des 
Baons kennzeichnet am besten der folgende Abschiedsbefehl, den das vorgesetzte 
Gruppenkmdo. erließ, als die Schützen, fast am Ende ihrer Kraft, im März 1918 
durch ein anderes Baon abgelöst wurden: 
„ . . . Das Baon hat sich bei Behauptung der Stellung gegen alle Annäherungs¬ 
versuche und Angriffe des Gegners und in zahlreichen, unermüdlich immer wieder an¬ 
gesetzten, kühn und beherzt durchgeführten eigenen Patrouillen-Unternehmungen aufs 
vorzüglichste bewährt. K o r z e r, GM." 
Nach dreiwöchiger Retablierung im armseligen Sebastiano war das Baon 
wieder kampffähig und ging seinem neuen Frontabschnitt im Bereiche des 
„Edelweißkorps" entgegen: dem durch die Gipfelsprengung im September 1916 
berühmt gewordenen Mte. Cimone. Hier war jeder Fleck vom mörderischen 
Eisenhagel aufgewühlt. In den tiefen Kavernen und in den langen, feuchten, 
ewig finsteren Stollengängen lagen Körper an Körper, um sich vor dem ver¬ 
heerenden fdl. Art.-Feuer zu schützen. Fast täglich gab es Verluste, denn Tag für 
Tag, Nacht um Nacht, stand der Cimonefels unter Feuer. Der Feind konnte 
ihn aus wohlgedeckten Geschützen von drei Seiten bestreichen. Am meisten 
gefürchtet waren die Kavernbatterien des Cengio, die flankierend direkt 
schossen, sowie die Batterien auf der Pria sora und die Minenwerfer auf dem 
Caviojo-Rücken. Der Gegner arbeitete für unsere Verhältnisse mit einem Rir- 
senaufwand von Munition, denn er wußte, daß sonst seine Inf. am Cimone 
verbluten müßte. Am 10. Juni wurden zwei Kompn. aus der Stellung gezogen 
und nördlich des Venapasses für den Angriff eingeübt. Inzwischen baute das 
Kaiserjäger-Sturmbaon am Cimone-Süd eine Reihe von Minenwerfern ein. 
überall wurde an den Vorbereitungen zur Offensive gearbeitet. Sie sollte noch 
einmal unsere Fahnen in jenes Land tragen, das sich südlich des Cimone in 
der unendlichen Weite der lockenden, lebensvollen Ebene zeigte. Aber die große 
Offensive vom 15. Juni wirkte sich am Cimone bloß in einem mächtigen Art.- 
Duell aus. In den „Sieben Gemeinden" waren die Stürmer vor der zweiten 
Linie des Gegners verblutet. Im Laufe des Juli sickerte das Gerücht durch, 
daß die Südspitze des Cimone vom Gegner abgesprengt werden sollte. Die 
Komp.-Kmdtn. erhielten Weisungen, die Linie der ehemaligen Sandsackstellung 
unbedingt zu halten. In den Stollen mußte jeder Lärm vermieden werden; 
Patrouillen stiegen in Schächte und horchten mit angehaltenem Atem. Sie 
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