Volltext: Das Benediktinerstift Kremsmünster

und zeigte den Platz an, wo das Gotteshaus erstehen sollte. Herzog Tassilo 
erbaute Kirche und Kloster Kremsmünster über dem Grabe seines Sohnes 
und übergab die Stiftung in die Hut bayrischer Mönche. Das geschah im 
Jahre 777. 
So erzählt uns die Sage und das Wappen des Stiftes zeigt heute 
noch Hund und Eber in seinen Feldern. Die Geschichte weiß freilich nichts 
von einem Herzogssohne Gunter und sie muß auch sonst die uralte Sage 
ihres poetischen Schmuckes entkleiden; der Kern der Erzählung bleibt uns 
aber auch bei kritischer Betrachtung erhalten. Das Land an der Enns und 
Steyr bis zur Traun war zum größten Teile von windischen 
Slaven besiedelt, die aber von den Agilulfingern, dem alten 
bayrischen Herzogsgeschlechte, zinspflichtig gemacht worden 
waren. Um das Gebiet dem Christentum und dem Germanen¬ 
tum zu sichern, gründete Herzog Tassilo III. im Jahre 777 das 
Kloster Kremsmünster, das im Mittelpunkte dieses Grenzgaues 
errichtet wurde, und stattete es reich mit Gütern und Rechten 
aus. Die Mönche bekamen insbesondere auch das Recht, in 
allen angrenzenden Wäldern soviel Neuland zu schaffen, als 
sie wollten, während die bereits seßhaften Wenden dem 
Kloster tributpflichtig wurden und ihre Ansiedelungen nicht 
mehr erweitern durften. Die Benediktiner sollten also nicht 
nur das Christentum predigen und das Waldland der Kultur 
eröffnen, sondern auch dieses Grenzland zu einem deutschen 
Bollwerke gegen slavische und avarische Begehrlichkeit 
machen. Die Nutznießung der Güter war den Mönchen über¬ 
tragen, als obersten Eigentümer betrachtete sich aber der 
Landesherr, der sich darum auch seinen Einfluß auf Ver¬ 
waltung und Vorstehung wahrte. Die Stiftung wurde mit Abt Fater> 
Mönchen wahrscheinlich aus Nieder-Altaich besiedelt, an (Aites schnitzwerk). 
deren Spitze Herzog Tassilo einen seiner Getreuen namens 
Fat er stellte. Als teures Erinnerungszeichen wird in der Schatzkammer 
des Stiftes noch immer der kostbare Kelch verwahrt, den der Herzog dem 
neuen Gotteshause widmete. 
In dem Entscheidungskampfe, der bald darauf zwischen dem Bayern¬ 
herzog und Karl d. Gr. ausbrach, erwies sich der Franke als der Stärkere; 
Tassilo mußte sein Leben im Kloster Lorsch in Hessen beschließen, Bayern 
wurde dem Reiche Karls einverleibt und die Herzogsgüter verfielen dem 
Sieger, der damit seine Anhänger fürstlich belohnte. Doch auch der neue 
Herr erkannte die Wichtigkeit der Stiftung und bestätigte den Bestand 
und Besitz des Klosters von Reichs wegen. Kremsmünster war hiemit 
(791) ein reichsunmittelbares, königliches Kloster, Abt Fater war Reichsabt 
geworden. Karl d. Gr. und seine Nachfolger betrachteten Kremsmünster 
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