Volltext: Braunauer Kalender 1918 (1918)

Christus und der Soldat im leide. 
Von Franz Groebbels. 
Als es Abend geworden war, schritt Christus über 
das große Schlachtfeld. Sein blauer Slernenmantel rauschte 
sacht im Ra-umle und 'sein Angesicht war milder denn 
der Mond, der groß losm Himmel stand. Und siche, da 
fand er einen Soldaten, der bereitete sich 'allein teuf 
das Sterben, -und ferner kam, ihm feine Wunde zu lindern. 
Und der Soldat hob das Haupt und sprach: „Mutter, 
Mutter, daß ich noch! einnM fassen tonnte deine Hände. 
Ich würde die Glut meines Angesichtes vergessen und 
den Brand meiner roten Wunde." 
Und Christus hob sich leise hinweg und schritt über 
die Grenze mnb trat in ein Dorf ufnJb in ein'Haus und 
in L, ine stille Kammer. 
Da kniete ei ine alte Mutter und Blatte die Hönde ge¬ 
faltet und Betete. 
Und der Herr hob seine schmale Hand und streifte den 
Hauch >vvn ihren betenden Lippen und ging leise, wie 
er gekommen war, Kurück über die Grenjze auf das wüste 
Schlachtfeld. 
Und als er den Soldaten wiedergefunden hatte, senkte 
er die Hund auf ihn nieder und iöiffnete sie. 
Und siehe, ein leichter Nachtwind entstand, der redete 
sanft wie eine Mutter zu ihrem Kinde und fühlte deink 
Sterbenden fern heißes Antlitz und die Glut ferner Wunde. 
Und wieder nach einer Weile öffnete der Soldat die 
Augen und sprach: „Weib, Weib, o daß ich! noch ein¬ 
mal schauen tonnte deine lieben Augen. Ich würde ver¬ 
gessen den Durst, der mich Peinigt." Und Christus' hov 
sich abermals leise hinweg ,und schritt über die Grenze 
und trat in eine Stadt und in ein Haus und an ein Bett. 
Da lag ein junges Weid und weinte.
	        
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