Volltext: Innviertler Heimatkalender 1915 (1915)

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Um das Bild dieses seltenen Mannes zu vervollständigen, darf nicht unerwähnt 
bleiben, daß Gaisberger bei all seinen wissenschaftlichen Erfolgen und bei dem An¬ 
sehen, das er im Lande genoß, niemals den Grundzug seines Charakters, die Be¬ 
scheidenheit, verleugnet hat. In dieser Tugend wurzelten seine „tiefe Pieiät gegen 
Wohltäter und Personen, denen er zu Dank und Freundschaft sich verpflichtet fühlte, 
seine liebevolle Freundlichkeit und fast beschämende Zuvorkommenheit gegen alle, die 
in näherer Beziehung zu ihm standen," wie nicht minder seine wahre Religiosität. 
Dem am 5. September 1871 verstorbenen Professor Josef Gaisberger konnte 
sein Biograph, Universitätsprofefsor M Gitlbaner, mit Recht die Worte widmen: 
„Ein Stück ruhmvoller Vergangenheit ging mit ihm zu Grabe." 
Den Lorbeerkranz, mit dem das Musenm den Toten ehrte, hat er verdient: „verdient 
vm das Stift, verdient um das Museum, verdient um die Wissenschaft, verdient um 
sein Vaterland, um Oberösterreich." 
Die Höhen des Kobernaußerwaldes waren zwar mit knietiefem Schnee bedeckt, 
aber die Märzsonne schien so warm zum Fenster hinein, daß es der Höfl im Zimmer 
schier nicht mehr aushalten konnte und mit sich in Gedanken ein tiefsinniges Gespräch 
führte, wohin man denn am heutigen Sonntage gehen könnte, um sich ein wenig die 
Zeit zu vertreiben. Selbstverständlich mußte der Endpunkt des Ausfluges im Wirts¬ 
haus liegen Es konnte gar nicht anders fein. Am ©scheiterten wärs, man ginge 
zum Hehwirt 
Gut! Also zum Hehwirt! 
Er hatte zwar bis dorthin einen Weg von anderthalb Stunden, allein eine 
solche Strecke spielt im Leben eines Waldners doch kerne Rolle. 
Schon nahe am Wirkshause, mußte der Höfl beim Schloger vorbei. Der saß 
beim Tijch, stützte seinen massigen Körper aus seine weit ausgespreitzten Ellbogen und 
besah sich durch die blanken Fensterscheiben die schöne Winterlandschaft. 
Der Schloger sprach für gewöhnlick nicht viel. Wenn man den ganzen Tag, 
ja die ganze Woche im Walde mit dem Fällen gewaltiger Bäume zubringt, verlernt 
man das Schwätzen. Tat er doch einmal den Mund auf, so mußte es schon — für 
ihn wenigstens — etwas sehr Verwunderliches sein. Und verwunderlich war es, daß 
heute der Höfl daherkam. 
„Du, Wei," sprach er zu seiner Frau, die auch am Tische saß und mit ziem¬ 
lich großen Stichen die Hosen ihrer Buben ausflickte, „grod is da Höfl vobei, wo 
wird eppa der hiwolln?" 
„Wo der hinwüll? Ins Wirtshaus! Wohin denn?" 
Etwas beschämt sieht der Schloger nach seiner Nase herunter. Das hätte er 
sich eigentlich denken können. Da faßte er einen Entschluß: „I geh a ins Wirtshaus." 
Seine Ehehälfte schwieg. Sie war natürlich damit nicht einverstanden. Dieses 
Schweigen nach einem solch inhaltsschweren Satze war nun dem Schloger etwas 
unangenehm und er fühlte, daß er wohl auch eine Begründung hinzusetzen müsse. 
„Woast, da Höfl is a so a gscheiter Mann. Er kennt fö bei da Feda gnat 
aus, löst ollö Zeiduugeu, dös as da Welt gibt, und von eam kann ma vül Hern, dös 
ma sist nie in wird." 
Dr. Franz Bcrgcr. 
D' Iudenhötz 
	        
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