Volltext: Aus dem geistlichen Geschäftsleben in Oberösterreich im 15. Jahrhundert

13 
erwirke, welche dieser acht Tage darauf wirklich überschickte. Gleiche 
Vorsicht war aber auch in andern Klöstern zu Hause und war durch 
die Umstände geboten. Ordentliche Schulzeugnisse, wodurch der junge 
Mensch sich selbst empfiehlt, und welche specielle Einsicht in Fähigkeiten 
und Verwendung gewähren, gab es nicht, am wenigsten solche, welche 
von Lehrern ausgestellt gewesen wären, die nach bestimmten Grund¬ 
lagen gleichmäßig und öffentlich vor einer competenten Oberbehörde 
über ihr Wissen sich ausgewiesen hätten. An ihre Stelle trat daher 
die mächtige Empfehlung. 
Selbst die Theologiestudirenden waren mit keiner anderen Waffe 
ausgerüstet, wenn sie sich bei irgend einer vermögenden Persönlichkeit 
um den Tischtitel bewarben. Probst Caspar, von einem aus St. Florian 
gebürtigen mittellosen Theologen ersucht, sich für ihn bei dem Probst Er¬ 
hard von Waldhausen um Verleihung des Tischtitels zu verwenden, da¬ 
mit er zur Ordination zugelassen werde, thut dieses ohne nur mit einem 
Wort sittliche oder geistige Eigenschaften zu berühren mit sehr bewegten 
Worten: Itaque nos attendentes rationabile Votum suum praesen- 
tibus scriptis paternitatem et caritatem vestras duximus flagitandas, 
affectuose supplicando, quatenus ob spem divinae remunerationis 
memoratum adolescentem in facto suo commendatum habere nec 
non ut nostras sibi sentiat preces profuisse facere velitis. 
Durch die Klosterschulen, welche für den Nachwuchs in den 
geistlichen Häusern und im beschränkten Maße der Diöcese sorgten, 
gewann man ein Mittel, sich in vielen Fällen vor der Unsicherheit 
bloßer Empfehlungen zu bewahren. Auch der Fall war nicht gar 
selten, daß die rectores unb succentores — Ober- und Unterlehrer 
— an den Stiftsschulen nach einer Reihe von Dieustjahren in den 
geistlichen Stand oder in das Kloster traten, wo natürlich die Be¬ 
urtheilung des Berufes einen sichern Boden hatte. In so angenehmer 
Lage war um 1465 Probst Johann Stieger von St. Florian, der dem 
Mathias Stainhehler von Reichersberg einen offenen Brief über die Ver¬ 
leihung des Tischtitels ausstellte. Derselbe hatte an der Wiener Universität 
studirt, in den freien Künsten die Stufe des Baccalaureus erstiegen 
und durch eine Reihe von Jahren, wie der Probst sagt, in regimine 
soholae nostrae fideliter utiliterque gearbeitet. Er hebt seine lobens- 
werthe Aufführung, rechtschaffenes sittliches Leben, Orduungsliebe und
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.