Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

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Der Feldzug von Limano wa-tap ano w 
gewöhnlicher Lebendigkeit. Vielfach wies sie noch die später immer seltener 
werdende Eigenart eines Bewegungskampfes auf. Angriff und zähes Fest¬ 
halten, Umfassung und Umfaßtwerden, Geländegewinn und Gelände¬ 
verlust, Flügelwirkung und örtlicher Durchbruch wechselten in bunter 
Reihe. Die wie in einem Kaleidoskop sich unablässig ändernde Lage 
stellte die Führung aller Grade täglich und stündlich vor neue Ent¬ 
schlüsse, die höchste Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit des Geistes 
und starke Nerven erheischten. Manchmal gab es Augenblicke, in denen 
das blutige Spiel verloren zu sein schien. Schließlich siegte aber das 
zähe Wollen, das auf öst.-ung. Seite die Truppen und ihre Führer bis zu 
den höchsten hinauf erfüllte. Der Feind gab das Schlachtfeld preis. 
Wenn es nach dem Werke Danilows den Anschein hat, als sei im 
Kriegsrat von Siedlec (S. 595 ff), also noch vor dem Ringen der ersten 
Dezemberwochen, auch für die Russen südlich von der Weichsel schon 
grundsätzlich der Rückzug beschlossen worden, so spricht dies noch 
keineswegs gegen die Bedeutung der Schlacht bei Limanowa-Lapanów. 
Nicht umsonst verfocht Iwanow im Gegensatz zur Stawka seit je und 
auch weiterhin bis in den April 1915 die Auffassung, daß es zunächst 
nicht auf die Gewinnung Ostpreußens oder auf einen Entscheidungskampf 
gegen die Deutschen, sondern ausschließlich auf die Niederwerfung der 
öst.-ung. Wehrmacht anzukommen habe. Wenn Iwanow, was wahrschein¬ 
lich ist, bei weiterem günstigem Fortschreiten in Westgalizien die Stawka 
schließlich für seine Ziele mitgerissen hätte, so wäre eine solche Beein¬ 
flussung der Heeresleitung durch den Befehlshaber der Südwestarmee 
nicht das erstemal im Kriege erfolgt und auch nicht das letztemal. Durch 
die Niederlage südöstlich von Krakau waren allerdings jene Ziele it; 
weite Ferne gerückt und noch viel Blut sollte in den Wäldern der Kar¬ 
pathen die Erde netzen, bis der Großfürst-Generalissimus dem Drängen 
Iwanows nachgab. So durfte Conrad mit Recht sagen, daß bei Limanowa- 
Lapanów das Schwert in den Boden gerammt worden sei, das „die Heimat 
vor der russischen Invasion bewahrte". Der Wall, der den russischen 
Massen den Weg nach Westen versperrte, war durch die Schlachten bei 
Lodz—Lowicz und Limanowa-Lapanów für die ganze weitere Dauer des 
Krieges aufgerichtet. Der Schlachtenlärm, der in der zweiten Dezember¬ 
hälfte die Karpathen erfüllte, zeigte den blutigen Weg an, den nunmehr 
in den nächsten Monaten das große Ringen zwischen dem Zarenreich 
und der Donaumonarchie einschlagen sollte.
	        
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