Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

56 
Rüstung zum großen Waffengang 
blieben „Subalternoffiziere"; erst 1916 wurde ihnen der Aufstieg zum 
Hauptmann, der zum Major höchst selten, eröffnet. Jeden Tag mußten 
sie erleben, daß ihnen ein an Lebensjahren viel jüngerer Berufsoffizier 
vorgesetzt wurde, der es zudem nicht immer verstand, im Rahmen der 
Vorschriften dem oftmals sehr erheblichen Altersunterschied und der 
bürgerlichen Stellung des Kameraden aus der Reserve geziemend Rech¬ 
nung zu tragen. Das kritische Urteil des Reserveoffiziers wandte sich 
auch gegen die zahlreichen Berufsoffiziere, die bei den Stäben, in der 
Etappe und im Hinterland eingeteilt waren und dort in vielen Fällen 
auch eingeteilt werden mußten, weil die in Frage kommenden Posten ein 
systematisch erworbenes, durch keine Kriegserfahrung ersetzbares Be¬ 
rufswissen forderten. So entstanden Verstimmungen, die sich, zumal 
nach dem Zusammenbruch, wie es übrigens ähnlich nach unglücklichen 
Kriegen immer geschah, in leidenschaftlicher, erbitterter Weise Luft 
machten. Zum anderen darf aber doch auch hier auf die zahlreichen 
Lebensfreundschaften verwiesen werden, die im Schützengraben zwischen 
den Kameraden des Aktiv- und des Reservestandes geschlossen worden 
sind, und auf den Stolz, mit dem unzählige Reserveoffiziere in treuer 
Gemeinschaft mit den einstigen „Aktiven" in Regiments- und Kamerad¬ 
schaftsvereinigungen des gemeinsam Erlebten und Erlittenen gedenken. 
Dieses schwierige Problem ist im alten öst.-ung. Heer gewiß nicht 
schlechter gelöst worden als anderswo. 
Über die Blutverluste der aktiven Offiziere liegen mehrere Statistiken 
vor, die zu verschiedenen, aber immer genug vielsagenden Ergebnissen 
gelangen. Der Wiener Statistiker Dr. Wilhelm Winkler stellt in einer 
seiner wertvollen Studien1) über die ersten Kriegsjahre fest, daß die 
Berufsoffiziere mit 119.8 %0 Toten unter allen Berufen an vorderster 
Stelle stünden. Diese hohe Zahl erkläre sich wohl vor allem daraus, daß 
aus dem Berufsstande der aktiven Offiziere eben alle Angehörigen mo¬ 
bilisiert worden seien. Aber auch bei Berücksichtigung dieses Umstandes 
bleibe die Totenquote der Berufsoffiziere eine besondere Erscheinung. 
„Sie besagt nicht weniger, als daß schon innerhalb der ersten beiden 
Kriegs jähr e fast ein Achtel der in den Krieg getretenen Berufsoffiziere 
den Tod gefunden hat. Diese Tatsache beweist, daß das österreichische 
Berufsoffizierskorps, wie zu erwarten stand, auch in diesem Kriege in 
hervorragender Weise seine Pflicht erfüllt hat." GM. Kerchnawe gelangt 
in einer dienstlich verfaßten Studie zu dem Ergebnis, daß die Berufs¬ 
offiziere im ganzen Krieg 31.3 °/0, die Reserveoffiziere 16.5%, die Be- 
*) W i n k 1 e r, Statistik nach Berufen, 4 ff.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.