Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

Der Kriegsplan gegen Rußland 
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FM. Erzherzog Albrecht war bei den Verhandlungen, die er 1882 mit 
den Deutschen pflegen ließ, von dem gleichen Grundgedanken aus¬ 
gegangen. Gdl. Conrad hatte Ähnliches im Sinne. Er gedachte seinen 
aus der 4. und 1. Armee bestehenden und früher schlagbereit gemachten 
linken Flügel zunächst zwischen Bug und mittlerer Weichsel nordwärts 
anzusetzen, um sich so von der Umfassung durch die dort aufmarschieren¬ 
den russischen Kräfte zu befreien. Nachher sollten diese beiden Armeen 
nach Osten aufschwenken, um gemeinsam mit den inzwischen gleichfalls 
kampfbereit gewordenen zwei Armeen des rechten Flügels, der 2. und 
3., die bei Proskurow und Rowno versammelten russischen Heeresteile 
zu schlagen. Falls dies gelang, konnte versucht werden, die Hauptmasse 
des russischen Südheeres gegen das Schwarze Meer oder auf Kiew ab¬ 
zudrängen, wozu es zunächst wichtig war, die durch das Sumpfgebiet 
des Polesie führenden Nord-Süd-Verbindungen zu durchschneiden.1). 
Die Ausführung dieses Planes heischte eine entsprechende Mitwir¬ 
kung des deutschen Ostheeres. Nur wenn die bis an den Narew, die 
mittlere Weichsel und die Nordgrenze Galiziens vorgeschobenen russi¬ 
schen Streitkräfte gleichzeitig von Süd und Nord, das ist von Galizien 
und Ostpreußen her in die Zange genommen wurden, war die geplante 
Operation einigermaßen erfolgversprechend. Die Hauptkraft des deut¬ 
schen Ostheeres mußte daher nach der Auffassung Conrads zur Unter¬ 
stützung des zwischen Bug und Weichsel angesetzten k. u. k. linken Flü¬ 
gels über den Narew in der allgemeinen Richtung auf Siedlec2) vor¬ 
stoßen. Diese voraussichtlich mit unterlegenen Kräften durchzuführende 
deutsche Offensive hätte sicherlich große Schwierigkeiten zu überwinden 
gehabt. Gdl. Conrad glaubte nichtsdestoweniger, von GO. Moltke wieder¬ 
holt mündliche und schriftliche Zusicherungen des gewünschten Sinnes 
erhalten zu haben. Jedenfalls konnte er sich auf eine Note stützen, die 
wohl schon am 19. März 1909 geschrieben, deren Inhalt aber bis zum 
Kriegsausbruch niemals förmlich widerrufen worden ist. In diesem 
Schreiben sagte der deutsche Chef des Generalstabes: 
„Dennoch werde ich nicht zögern, den Angriff zu machen, um die gleichzeitige 
österreichische Offensive zu unterstützen. Eure Exzellenz können sich auf diese Zu¬ 
sage, die reiflich überlegt ist, wohl verlassen. Bedingung dabei ist, daß die Be¬ 
wegungen der Verbündeten gleichzeitig angesetzt und unbedingt durchgeführt werden. 
Sollte die Ausführung der Absichten einem der Verbündeten durch den Feind 
unmöglich gemacht werden, so ist schnellste gegenseitige Benachrichtigung unbedingt 
geboten, da die Sicherheit des einzelnen ganz vom Zusammenwirken beider abhängt 3)." 
1) Kiszling, Feldmarschall Conrads Kriegsplan gegen Rußland (Militär¬ 
wissenschaftliche und Technische Mitteilungen, Wien 1925, 469 ff). 
2) Wurde auch öfter „Siedice" genannt. — 3) Conrad, I, 404.
	        
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