Volltext: Zur Geschichte des Schulwesens im Schulbezirke Vöcklabruck

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Balthasar Grafen von S tar h em ber g. Heutzutage besitzt die Burg 
der f. k. Postmeister Kiener in Unterach. 
Die Reihe der Pfarrherren fängt um 1600 an; jetzt ist Unterach 
ein zu St. Georgen gehöriges Vicariat. 
Auf die Existenz einer Schule daselbst vor mehr als hundert 
Jahren weist ein alter Catalog hin. Im Jahre 1781 ist das alte 
Schulhaus gegen das jetzige unter der Bedingung eingetauscht worden, 
dass „es künftighin als Schule zu dienen hat". In dieses Haus zog 
als nachweisbar erster Lehrer Kaspar Juugwirth ein; er wirkte 
nahezu 60 Jahre an der Schule, stellte sich hie und da einen Hilss- 
lehrer bei, so seinen Enkel Karl Juugwirth und Thomas Lindl¬ 
bauer. Jungwirth betrieb nebenher den Salzverkauf und bezog gleich 
feinem Nachfolger das Erträgnis einer kleinen Landwirtschaft, die es 
ermöglichte, 2 Kühe zu halten. Als Messner und Organist hatte er 
auch den Anspruch auf eine Getreide-, Flachs- und Eiersammlung. 
Getreide und Flachs brachten die Leute zu Martini ins Schulhaus, die 
Eier holte er sich selber von Haus zu Haus beim „Beichtschreiben". 
Juugwirth war ein guter Musiker und hielt unter anderm viel darauf, 
dass das sogenannte „Sternsingen" vom h. Dreikönigstage bis 
Lichtmess in ansprechender Weise vor sich gierig, Eine Truppe von 10 
bis 12 Sängern, als Hirten gekleidet, zog nämlich an den Abenden vor 
einer Raunacht von Haus zu Haus und sang Krippl- oder Hirtenlieder, 
wosiir sie Geschenke erhielten. Dieser Brauch hat sich viele Jahre hin- 
durch in der Gegend erhalten.*) 
Jungwirth starb Ende der dreißiger Jahre, die „Lehranstalt im 
besten Zustande" zurücklassend. 
Nach ihm folgte Josef Rauch, der über 30 Jahre (bis 1870) 
als Schullehrer in Unterach lebte. Stände es dem Sohne zu, dem 
Wirken des Vaters als „Lehrer und langjährigen Berather der Ge- 
meinde" einen Denkstein zu setzen, er könnte ein originelles Bild vom 
Schulleben aus alter und neuerer Zeit entrollen; hier sei nur der 
charakteristische Wunsch im Testamente des Verstorbenen angemerkt, wo 
es heißt: „Man möge nicht für den î Schulmeister, sondern sür 
den „Oberlehrer" beten, damit sich die Leute an das Nene 
gewöhnen." 
Im Jahre 1870 wirkten provisorisch Josef Watzl und Johann 
Rauch; im Jänner 1871 folgte Simon Jenne als definitiver Lehrer; 
1875 wurde nach einem kurzen Provisorium, das Herr Macho versah, 
Franz Metzler, Lehrer in Unterach. 
Seit Mitte September 1880 fungiert Alois Peyrl als Schulleiter. 
Der Handarbeitsunterricht wurde 1883 eingeführt. Arbeitslehrerin 
ist Frau Sofie H if ch. 
Die Schule zu Unterach besuchen 150 Kinder. Diese Schüleranzahl, 
der schlechte Bauzustand des Schulhauses und der Umstand, dass 
*)Eine interessante eingehende Abhandlung über derlei Gebräuche bringt Pro- 
fessor Ainaud Baum g art eu im Programme des k. k. Gymnasiums zu Kremsmilnfler, 
I860, unter dem Titel - „Das Jahr und seine Tage in Meinung und Branch der 
Heimat."
	        
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