Volltext: Die Besiedelung des deutschen Südostens vom Anfange des 10. bis gegen das Ende des 11. Jahrhunderts

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Land war überall schon in der Rodung und Besiedlung begriffen. Die Pfarren, deren Zehnten 
Markgraf Leopold III., wie seine generosi antecessores (also zunächst Leopold II. 1075—1096 
und Ernst 1055—1075) seculari consuetudine, non canonico jure possederunt und erst 1135 an 
Passau zurückgab, liegen bis auf wenige alle im Norden der Donau von der March bis auf die 
Hochebenen über dem Kamp1) und müssen wenigstens teilweise schon im letzten Drittel des 
11. Jahrhunderts entstanden sein, sind also ein Zeugnis für das rasche Wachstum der deutschen 
(fränkischen) Bevölkerung dieser Striche. Ja gerade diese wurden die Heimat zahlreicher be¬ 
deutender Vasallen- und Ministerialengeschlechter, deren Namen freilich erst später hervortreten. 
Daß namentlich die Gegenden längs der Donau schon damals verhältnismäßig gilt bevölkert 
waren, ergibt sich schon aus der Masse von Gefangenen, die die Magyaren bei ihren Raubzügen 
1039, 1042, 1050 und 1054 mit sich fortschleppten, und aus der schnellen Sammlung eines 
ansehnlichen Aufgebots. Bei einem solchen Einfalle im Februar 1042, der sich auf beiden 
Seiten des Stromes bis zur Traisen hin erstreckte, also besonders die Flachlandschaften des Tullner 
Beckens und des Marchfeldes heimsuchte, hatte Markgraf Adalbert, der sich gerade im Norden 
der Donau befand, im Augenblicke zwar kaum 30 Schilde um sich, Vasallen und Ministerialen, 
aber binnen kürzester Zeit sammelten sich um ihn die Edlen (nobiles et fortes), die sich in der 
näheren und ferneren Nachbarschaft auf ihren Gütern auf hielten, um ihn, so daß er mit 
300 schweren Reitern den Räubern nachjagen, die Gefangenen befreien und die Ungarn in die 
March sprengen konnte. Der wackere Annahst von Nieder-Altaich, der das so lebendig schildert, 
war vermutlich Augenzeuge, denn seinem Kloster gehörte Abtsdorf am Wagrein (siehe Seite 33).1 2) 
Rascher zu höherer Kultur stieg das innere Kärnten auf, vor allem sein altes Herzland, i|as innere 
das an einer der großen Straßen nach Italien, der Linie von Salzburg nach Venedig, lag. An um^iMe- 
dieser Straße kam Friesach empor. Am westlichen Rande des breiten Metnitztales gelegen, im 
Rücken von drei isolierten, steilen, leicht zu befestigenden Hügeln gedeckt, über denen die bewal¬ 
deten Züge des nahen Gebirges aufragen, war es noch 928 ein Hof im Besitze Salzburgs, hatte 
aber schon eine Kirche. Nur vorübergehend, auf Lebenszeit, wurde es damals an den Edlen 
Weriant gegeben im Umtausch gegen Haus im Ennstale3); später kam es irgendwie an die 
Grafen des Gurktalgaues, die hier ihren Sitz aufschlugen und sich danach nannten.3) Den 
Grund zur weitern Entwicklung legte König Heinrich II., indem er der Gräfin Emma 1016 das 
Markt-, Münz- und Zollrecht sowie das Bergregal auf Metall und Salz für die ganze Grafschaft 
erteilte, was Konrad II. 1028 besonders für den Zoll in Friesach bestätigte (in loco Friesacha).4) 
1) Meiller, Heg. der Bab. 20, 52: Eggendorf am Wald, Gars, Ober-Hollabrunn, Leis bei Emstbrunnen, 
Meißling (Muzzlihe) im Kremstale, Alt-Pölla bei Krumau (Polan), Groß-Pulka (Major Pulca), Rusbach (Ruspaeb), 
Walkenstein (Valckinstaine) an der obern Pulka (siehe Seite 40), Wiederfeld (Wiederveit) bei Schreins, O. M. B. 
2) Ann. Altah. 1042. Grund 67 überschätzt wohl die verheerenden Wirkungen dieser Raubzüge, denen 
er das Verschwinden einiger früher genannter Orte beimißt (Zeismannstetten, Egelstetten, Lilienhof, Outeines- 
sewe. Sigemaresweret). 
s) Zahn UB. d. St. I, nr. 17. 
4) 1016 schenkt Heinrich II. Willeheimo comiti nec non et domine Hemme matri sue, nepti autem 
nostre — mercatum in suo predio ubicumque sibi placuerit ad habendum, atque theloneum in qualicumque loco 
sit, mercatum in comitatu suo qui dicitur — Frihsac — cum moneta necnon et omnes fodinae cujuscunque 
metalli et saline que in bonis suis reperientur, usibus eorum subiaceant, Zahn nr. 38. 45. Stumpf nr. 1985. 
Über die Entwicklung von Friesach siehe Krones a. a. 401. 
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