Volltext: Die Besiedelung des deutschen Südostens vom Anfange des 10. bis gegen das Ende des 11. Jahrhunderts

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dieselbe Zeit war Stockerau an der Mündung der Göllers im Osten (Stokarawe) Grenzort gegen 
Mähren. Am untern Kamp in der Stromebene, wo schon eine Niederlassung der Karolinger¬ 
zeit bestand, erhielt um 1075—1080 Graf Ulrich von Rateinberg Chamba cum appendiciis als 
Mitgift seiner Gemahlin Mathilde, und es bestand dort um 1083 schon Weinbau.1) Auch im 
Tal des Kamp schoben sich wieder, wie in der Karolingerzeit, deutsche Siedlungen ins Berg¬ 
land hinein: Gobelsburg (Gobatspurc) bestand um 1078, Langenlois (Liubisa) war schon um 
1083 von Weingärten umgeben, Zobing (Zebing) um 1074 im Besitz eines markgräflichen 
Ministerialen.* 2 3) Zwischen Kamp und March erhielt 1002 Markgraf Heinrich die erste große 
Schenkung, eine zweite das Kloster Weihenstephan in Freising im Jahre 1021; hier entstand 
eine Freisingische Niederlassung auf der Insel Sachsengang, weiter ostwärts längs der Donau 
Ort und Pframa (1025 villa Frumanaha).8)j 
Wie es damals am Ostabhange des Wiener Waldes und in der Ebene bis zur Leitha ?ieaiungen 
° im Wiener 
hin aussah, ergibt sich aus den großartigen Landschenkungen in dem Striche zwischen Piesting Waid, 
und Liesing an denselben Markgrafen Heinrich im Jahre 1002, an seinen Nachfolger Adalbert 
zwischen Piesting und Triesting (50 mansos regales) 1035, und an Tegernsee 1020, das um die¬ 
selbe Zeit 5 Königshufen zwischen Piesting und Triesting erwarb.4) 
Kraft dieser königlichen, ihrem Umfange nach nicht näher bestimmten Schenkungen 
dehnten die Babenberger noch im 11. Jahrhundert ihr Eigentumsrecht über das ganze Gebirge 
von der Piesting westwärts bis nach Wilhelmsburg an der Traisen aus; deshalb übernahmen hier 
die Besiedlungsarbeit ihre Landsleute, die Franken, den Tälern folgend.5) Sie kamen nur lang¬ 
sam vorwärts; immerhin bestand die Pfarre Alland (Adalethe) auf der Linie Mödling-Alten¬ 
markt schon in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, deren Zehnten Leopold II. während 
des Investiturstreits an sich riß und erst 1135 Leopold III. an Passau zurückgab6); auch die 
Umgegend des nahen 1136 von diesem gestifteten Zisterzienserklosters Heiligenkreuz war damals 
schon einigermaßen kultiviert und mit deutschen Ortsbezeichnungen erfüllt.7) Weiter südlich 
zwischen Triesting und Piesting setzten sich die späteren freien Herren von Herrantstein und 
Falkenstein fest: Herrand, der Sohn Pattos, gründete vermutlich um 1075 die Burg Hornstein 
(Herrantstein) auf der Hochebene nördlich der Piesting, sein Schwiegersohn ingenuus homo Poto 
0 F. R. A. II, 8, 239. 
2) Azzo de Gobatzpurch, Alber de Zebingen unter den Zeugen der Schenkungsurkunde für Melk 1074 
(Seite 33). Decimatio vinearum ad Liubisa F. R. A. V, 8, 2. 
3) Das Land war so menschenleer und kulturlos, daß der Markgraf sich die 20 Königshufen in diesem 
Raume frei auswählen durfte. Stumpf nr. 1328, Yancsa 235. — 1021 quandam partem insule Sahsonaganc 
zwischen Zuntinesprucca, locum Orta (Ort im Marchfelde), silvam Hart mit allen terre culte vel inculte — cum 
areis, edificiis — lignorum incisionibus, omnibus hic habitantibus; Cod. A. Fr. I nr. 61. Stumpf nr. 1775. 
Sachsengang, Schloß inmitten dreier kleiner Dörfer Ober-, Mittel- und Unterhausen südöstlich von Groß-Enzers- 
dorf, liegt jetzt am linken Donauufer. — 1021 schenkt Konrad II. comiti Arnoldo (von Lambach) 60 mansos — 
inter villam Frumanaha et Danubium et Maraha — ubicunque Arnoldus eos sumere velit, M. B. 29 a, 12 
nr. 323. Stumpf nr. 1885. 
4) Inter durram Lieznicham et Trieznicham. Stumpf nr. 2067. Grund 76. 1020 erhält Tegern¬ 
see 5 regales mansos inter duos fluvios — Piestnicha et Tristnicha, M. B. 28a, 488 nr. 302. Stumpf nr. 1751. 
ö) Grund 76. 
6) Meiller, Reg. der Bab. 20, 52. 
7) Stiftungsurkunde 1136, F. R. A. II, 11 nr. 1.
	        
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