Volltext: X. Jahrgang, 1905 (X. JG., 1905)

Nr. 7. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 59. 
der ganzen Länge nach hellrot und die Verbrennungs¬ 
kammer schwach rotwarm geworden ist, die Verbrennung 
des Körpers beginnen. Nachdem der Körper vermittels 
der Versenkung aus der Halle herabgelassen und erstere 
vermittels eines dem Publikum unsichtbaren Mechanis¬ 
mus geschlossen worden ist, wird die den Verbrennungs¬ 
raum abschließende Tür geöffnet. Der Körper wird hier¬ 
auf, mit oder ohne Sarg, mittels mechanischer Vorrich¬ 
tungen in die Verbrennungskammer hineingelegt und diese 
wieder geschlossen. Eine Berührung des Sarges oder der 
Leiche nach dem Herablassen ist somit unmöglich gemacht. 
Nachdem man den Apparat noch kurze Zeit in oben be¬ 
schriebener Tätigkeit belassen hat, schließt man etwas 
früher oder später das betreffende Gasventil und damit den 
Gaszufluß ab, während man das Luftventil ganz.öffnet. 
Es kann dann atmosphärische Luft in unge¬ 
hindertem Maße in den Vorwärmer eintreten. Diese Luft 
erwärmt sich bis zur Temperatur der den Vorwärmer 
füllenden Ziegelmasse (zirka 700 bis 800° C) also unter 
Umständen bis zur Weißglut und trifft in diesem Zustande 
den an der Oberfläche ausgetrockneten Leichnam, wo¬ 
durch eine rasche und vollständige Verbrennung des¬ 
selben bewerkstelligt wird. Da die Leiche auf dem Ton¬ 
roste liegt und die erhitzte Luft von oben nach unten 
denselben durchstreichen muß, so kommt jeder Teil des 
Körpers mit der heißen Luft in gehörige Berührung und 
unterliegt daher der vollkommenen Verbrennung. Da 
ferner Luft in beliebigem Überschüsse vorhanden ist, so 
können sich auch bei richtiger Regulierung keine übel¬ 
riechenden Gase entwickeln; außerdem können und 
müssen die Zugverhältnisse derart reguliert werden, daß 
irgendwelchen Öffnungen an den Türen oder dem Mauer¬ 
werke keine Gase entströmen; sondern nur Luft von 
außen in dieselben eindringen kann, welche nebst den 
Verbrennungsprodukten und der überschüssigen heißen 
Luft durch den Aschenraum, Schornsteinkanal und 
Schornstein entweicht. 1 
War der Vorwärmer genügend heiß, so findet eine 
vollkommene Verbrennung einer Leiche in beiläufig 
D/4 Stunden statt. Durch eine in der Tür befindliche 
Öffnung beobachtet der bedienende beeidete Beamte den 
ganzen Prozeß und reguliert denselben nach diesen Be¬ 
obachtungen. Ist die Verbrennung beendet, so werden 
Gas-, Luft- und Schornsteinventile wieder in ihre frühere 
Stellung gebracht, das Aschengefäß mit der Asche heraus¬ 
genommen und diese dann in demselben oder in einer 
Urne beigesetzt. 
Da die Knochen in kleine Stücke zerfallen und die 
Roste nach oben zugeschärft sind, so können auf den¬ 
selben keine Überreste liegen bleiben, sondern müssen 
alle in obenbenanntes Gefäß der Asche herunterfallen, 
welches nach Herausnehmen durch ein neues ersetzt 
wird. Während dieser Zeit des Herausnehmens der Asche 
(zirka 1/2 Stunde), wird der Vorwärmer wieder ent¬ 
sprechend vorgewärmt und ist dann der ganze Apparat 
zu einer neuen Verbrennung bereit. 
Das sind die Bedingungen welche vom ersten 
europäischen Kongreß der Freunde der Feuer¬ 
bestattung aufgestellt worden sind und die nur durch 
den Siemens’schen Apparat erfüllt werden können. 
Da schon in mehreren Städten des Auslandes 
Krematorien errichtet worden sind und sich dieselben 
vorzüglich bewähren, so hat sich auch in Linz eine 
Gesellschaft gebildet, die das bestrebt ist, diese Angelegen¬ 
heit bei uns in Fluß zu bringen. Kornhoffer. 
Zur Geschichte der Glasmalerei. 
Von Dr. Max Weiß. 
Die Kunst, auf Glas zu malen, ist sehr alt, und die 
Zeit ihrer Erfindung ebenso ungewiß, als der Name des 
Erfinders unbekannt. Viele deutsche Kunsthistoriker 
nennen zwar einen Mönch, Wernher, aus dem Kloster 
Tegernsee in Bayern, der in der Mitte des XI. Jahr¬ 
hunderts lebte, als den eigentlichen Erfinder, doch ist 
dies eine gewagte Behauptung, da wir schon im VI. Jahr¬ 
hundert in Frankreich Spuren von Glasmalerei in Kirchen¬ 
fenstern finden; ebenso fast ein Jahrhundert später auch 
in England, wohin ein Abt Benedikt im Jahre 674 Gläser 
aus Frankreich kommen ließ, um der von ihm erbauten 
Abtei Weremouth den Schmuck von gemalten Glas¬ 
fenstern zu geben. Der Bischof von Worcester verschrieb 
726 Glasmaler aus Frankreich, wo diese Kunst in den 
Klöstern, dem damaligen Sitze alles Könnens und Wissens, 
von kunstgeübteil Mönchen betrieben wurde. Wenn 
Gregor von Tours (gest. 594) erwähnt, daß es schon im 
IV. Jahrhundert in einzelnen Kirchen Frankreichs bunte 
Kirchenfenster gegeben habe, so ist es nicht gesagt, ob 
hier von buntgebranntem Glase oder von halbdurch¬ 
sichtigen geschliffenen Steinen, ähnlich dem Achate etc., 
die Rede ist, wiewohl schon der Kirchenvater Tertullian 
(gest. 210) bunte gläserne Kelche, mit farbigen Figuren 
verziert, kannte. Weniger gewagt erscheint die Annahme, 
daß die Glasmalerei, wie manche andere Kunst, in ver¬ 
schiedenen Ländern erfunden wurde, ohne daß die Er¬ 
finder etwas von einander wußten. So viel aber ist ge¬ 
wiß, daß diese Kunst im XII. Jahrhundert schon in 
Frankreich, England und Deutschland verbreitet war, da 
schon Bernhard von CJairvoux (geb. 1091, gest. 1153) da¬ 
gegen eiferte, daß selbst in den Klöstern die Glasmalerei 
zu nichtreligiösen Gegenständen angewandt wurde, um 
bloß der Sinneslust zu schmeicheln. Der Abt Suger von 
St. Denis (1121—1151) ließ in die Fenster seiner Abtei¬ 
kirche die Hauptb.egebenheiten aus dem Kreuzzuge 
Philipp I. von Frankreich malen. Die Kathedrale von 
Canterbury in England war schon im XII. Jahrhundert 
wegen ihrer Glasgemälde berühmt, und zu Anfang des 
XIII. Jahrhunderts war die Glasmalerei in England all¬ 
gemein verbreitet und wurde hier nicht allein in den 
Kirchen, sondern in den Palästen der Könige und Großen 
angewandt. 
In Deutschland wurde die Glasmalerei seit dem 
XI. Jahrhundert nicht minder gepflegt. Gewiß ist es, daß 
die 1128 niedergebrannte Domkirche zu Salzburg gemalte 
Fenster hatte, die, nach dem Brande durch neue ersetzt, 
1167 wieder durch Feuer zerstört wurden. Regensburg 
rühmte sich auch schon 1152 solcher Kunstwerke, welche 
auch durch einen Brand zugrunde gingen. Es gab im 
XII. Jahrhundert kein Kloster, in dem nicht die Glaser¬ 
kunst und auch Glasmalerei betrieben wurde. Von 
Benediktbeuern, dem berühmten Kloster am Fuße des 
bayerischen Hochgebirges, wissen wir bestimmt, daß es 
unter seinen Mönchen schon im 12. Jahrhundert Maler 
von Ruf hatte, von denen einzelne, wie Gottschalk, 
Bernhard, Hartmann, Gottfried etc. urkundlich aufgeführt 
werden. 
Sind die Ausdrücke Fenestrator, Gelaseworter, Glais- 
worter gleichbedeutend mit Glasmaler, was wohl schwer 
zu entscheiden ist, dann hatte Köln schon 1056 in dem 
Fenestrator Otto einen Glasmaler und kann deren noch 
mehrere aus dem XIII. und XIV. Jahrhundert aufweisen.
	        
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