Volltext: X. Jahrgang, 1905 (X. JG., 1905)

Nr. 10. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 93. 
Lokale Baunotizen. 
Kuriosum. Bei einer kürzlich stattgefundenen be¬ 
schränkten Offertverhandlung für eine hiesige Bauaus¬ 
führung war das niedrigste Offert, welches auch den 
Sieg errang, 52,000 K, das höchste dagegen 80.000 K, 
was eine Differenz von 28.000 K ausmacht, wenn man 
vom niedrigsten Offert ausgeht. —- Zwei Betrachtungen 
gibt es dabei: 1. Wenn der Niedrigstbietende nichts zu¬ 
setzt — von einem Gewinn erlauben wir uns abzusehen — 
so würde der Höchstbietende bei gleichen Verhältnissen 
28.000 K verdienen müssen. 2. Oder von dem Höchst¬ 
bietenden wäre ein für die heutigen Verhältnisse richtiges 
Anbot gemacht worden und hätte derselbe 10 °/o dabei 
verdienen können, was der Einfachheit wegen 8000 K aus¬ 
machen soll, so würde der Mindestbietende 20.000 K 
zusetzen müssen, was wir ihm aber nicht wünschen 
möchten. 
Wieder ein Bauherr par excellence. Zu welchen 
Mitteln manche Bauherren ihre Zuflucht nehmen, um 
billige Bauarbeiten zu erlangen, mag folgender Vorfall 
beweisen. Der Erbauer eines Wohnhauses in unserer 
Stadt ist bereits alle Eisenhandlungen, Glas- und Farb- 
warenhandlungen abgelaufen, hat sich die Preiskurante 
von Schlössern, Riegeln, Traversen, Anstrichfarben und 
Glastafeln geben lassen und forderte darauf mehrere 
Industrielle auf, die betreffenden Arbeiten bei seinem 
Bau zu übernehmen, unter der Bedingung, daß er die 
erforderlichen Bestandteile selbst kaufen und nur den 
Arbeitslohn zahlen wolle. Daß dieses Anerbieten von 
allen Aufgeforderten mit Indignation zurückgewiesen 
wurde, versteht sich von selbst und sind wir begierig, 
zu erfahren, ob sich doch nicht noch Gewerbetreibende 
finden, die sich zu Lohnarbeitern dieses pfiffigen Bau¬ 
herrn hergeben. 
Fenster- und Spiegelglas. Ein wichtiger Faktor bei 
allen Bauten ist bekanntlich das Glas. Wer will nicht 
anerkennen, daß schöne Glasscheiben, abgesehen von 
deren Notwendigkeit auch zur Schönheit des Gebäudes 
wesentlich beitragen. Greift man zurück in die noch 
nicht gar zu ferne liegende Zeit, wo es noch zu den 
größten Seltenheiten gehörte, andere Fenster zu sehen 
als solche, die eben eher einer Holzquadratur ähnlich 
sahen, als einem Fenster. Wie war es früher mit den 
Schaufenstern der Geschäfte bestellt? Die kleinen 
Scheiben lagen in großen Holzsprossen, so zwar, daß 
es kaum möglich war, einzelne, etwas größere zur Schau 
ausgelegte Gegenstände in ihrem ganzen Umfange be¬ 
sehen zu können. Heute, die großen blanken Spiegel¬ 
scheiben, alles, sei es noch so groß, kann dem Publikum 
vor Augen in das Schaufenster gelegt werden. Eine 
schöne Auslage zieht an, deren Totaleindruck ist oft be¬ 
stimmend, daß überhaupt ein Geschäft floriert. Um aber 
die Verglasung großer Schaufenster technisch richtig 
bewerkstelligen zu lassen und auch eine gute Qualität 
der Ware zu erhalten, muß man sich an eine Firma 
wenden, die schon Beweise von ihrer Fachtüchtigkeit 
und ihrer soliden Geschäftsgebarung abgelegt hat, was 
von der Bauglaserei Scharitzers Nachfolger (Chytracek & 
Stiebler), Franz Josefplatz, Linz, gesagt werden muß, die 
den größten Teil unserer Baumeister und Bauunter¬ 
nehmer zu ihren Kunden zählt. 
Technische Überprüfung von Gaswerksprojekten. 
Unter Zuziehung zweier Gastechniker findet demnächst 
die Überprüfung der eingelaufenen Projekte für die Er¬ 
richtung einer Gasanstalt im Gemeindeamte der Stadt 
Enns statt. Projekte wurden eingereicht von den Firmen 
G. Rumpel, Julius Pitsch uud A. Elster, sämtliche in 
Wien, sowie von einer Prager Gaswerks-Bauunter¬ 
nehmung. 
Dampfheizung. Der Gemeindeausschuß von Ebensee 
hat beschlossen, in der zu errichtenden Mädchenschule 
die Zentralheizung (Dampfheizung) neuesten Systems 
einführen zu lassen. 
Wasserleitung. Der Gemeinderat der Stadt Salz¬ 
burg hat für den Bau einer Zweigleitung von Nonntal 
auf die Festung Hohensalzburg 15.137 K bewilligt. 
Elektrizitätswerk. Die Stadtgemeinde Hall (Tirol) 
projektiert gemeinsam mit dem k. k. Salinenärar ein 
Elektrizitätswerk zu errichten. Als Wasserkraft ist der 
Halltalbach in Aussicht genommen. 
Lieferung von Eisenblech und Walzeisen. Die 
k. k. Salinenverwaltung in Hall (Tirol) vergibt die Lie¬ 
ferung von 160 Stück Pfannenblechen, 1105X422X8 mm> 
50 Stück Pfannenblechen, bördelbar, 753 X 716 X 7 mm, 
20 Stück Ausziehbordblechen, 1100X1000X8 pörüel- 
bar, 50 Stück Dörrblechen, 1180X370X4*5 mm, 40 Stück 
Gossenblechen, 970X480X3wm und 150 Kurrentmeter 
Flacheisen, 130X7 mm aus weichem Flußeisen in Stücken 
von 4*5 m Länge. Die Offerte sind unter Beischluß eines 
Vadiums von 10 °/o bis spätestens 20. Mai, 11 Uhr vor¬ 
mittags, bei der genannten Verwaltung einzubringen. 
Frage und Antwort. Von einem Maurermeister 
in der Provinz werden wir um Beantwortung folgender 
Frage ersucht. „Wie werden die eisernen Gewölbeträger 
verputzt, und auf welche Art werden diese bei Archi- 
traven übertragen?“ Unsere Beantwortung darauf ist 
folgende: Eiserne Gewölbeträger werden, ehe sie ein¬ 
gemauert sind, mit Mennigfarbe gut überstrichen und 
nach Vollendung des Gewölbes ebenfalls ganz dünn ver¬ 
putzt, das heißt mit feinem Mörtel eingerieben. Dies 
geschieht jedoch nur dort, wo das Gewölbe übermalt 
wird, weil sonst die Malerei auf dem Anstrich nicht 
halten würde. Wird aber keine Malerei angebracht, so 
ist es genügend, die sichtbaren Teile der Träger mit 
Farbe zu überziehen. Architrave aus Eisen sind entweder 
schon mit den nötigen Ornamenten, Gliederungen etc. 
versehen oder es werden selbe erst später mittels 
Schrauben an die Architrave befestigt; in beiden Fällen 
werden diese bloß mit Farbe überzogen, oft auch ver¬ 
goldet. Sind die Architrave nicht ornamental, so werden 
sie mit Holz, welches angeschraubt wird, verschalt und 
mit Stucka verputzt. In neuerer Zeit werden diese 
Eisenträger und Architrave mit einer fingerdicken 
Schichte von einer nicht wärmeleitenden Masse über¬ 
zögen und auf diese erst die Malerei oder der Anstrich 
gesetzt. Diese Masse verhindert, daß sich der Träger 
bei Feuersbrünsten erhitze und folglich ausbiege, wo¬ 
durch er das Einstürzen des Gewölbes oder der Mauer, 
welche auf ihm ruht, veranlassen würde. A 
Ein stiller Wunsch so manches Amateur-Photo¬ 
graphen i&t der Besitz einer Kamera mit gutem 
Anastigmat, insbesondere eines Goerz-Objektives. Wer 
bisher vor der einmaligen hohen Barausgabe zurück¬ 
schreckte, beachte den unserem heutigen Blatte bei¬ 
liegenden Prospekt der Firma Stockig & Ko., Dresden, 
Bodenbach, Zürich. Die von dieser Firma in Handel 
gebrachten Unionkameras werden jetzt ausschließlich 
mit Anastigmaten der bekannten optischen Anstalten 
Goerz-Berlin und Meyer-Görlitz ausgerüstet.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.