Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

Seite 4. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 1. 
Von der Pariser Weltausstellung 1900. 
Mitgetheilt vom Internationalen Patentbureau Carl Fr. Reichelt, 
Berlin NW. 6. 
IV. 
Ausserordentliche Anstrengungen wurden in Paris 
gemacht, um auch in Bezug auf gärtnerische Aus¬ 
schmückung des Ausstellungsterraines das denkbar mög¬ 
lichste zu leisten. Uralte Bäume wurden den Beständen 
von Longchamps und Auteuil entnommen und nach dem 
Marsfeld oder der Invalidenesplenade verpflanzt, um dort 
schattige Aleen, malerische Baumgruppen etc. zu schaffen. 
Daneben wurden noch grosse Bestände aus Baumschulen 
in den Umgegenden Paris angekauft. — Von bäum- und 
strauchartigen Gewächsen sollen nicht weniger als 500 
Arten als gärtnerischer Schmuck zur Verwendung kommen, 
daneben noch gegen 100 Arten Schlinggewächse. — Die 
Abtheilung für Gärtnerei verspricht ausserdem noch eine 
besonders reichhaltige zu werden, die den Besuchern 
namentlich Colonialgewächse in grosser Anzahl vor¬ 
führen soll. 
Die populären Anforderungen, welche infolge der 
Weltausstellung an die französische Kammer gestellt 
werden, sind keineswegs mit. der Bewilligung von einer 
staatlichen Subvention zum Garantiefonds und Mitteln 
zur Ausführung von Bauten, welche die staatlichen Aus¬ 
stellungen aufzunehmen bestimmt sind, erschöpft. Viel¬ 
mehr wird die Regierung noch die Bewilligung ver¬ 
schiedener Sondercredite von der Kammer verlangen, so 
z. B. 500.000 Francs für Repräsentationskosten des 
Präsidenten, 1 Million für die 11 Minister. —- Da ausser¬ 
dem die Lebensmittelpreise während der Ausstellung' in 
Paris, wie bei allen Ausstellungen, eine nicht unbeträcht¬ 
liche Steigerung erfahren dürften, so soll allen Staats¬ 
beamten, deren Jahresgehalt 2500 Francs nicht übersteigt, 
für die Dauer der Ausstellung eine Zulage von 10°/o 
ihres Gehaltes bewilligt werden, wofür eine Summe von 
U/s Million in den Nachtragetat eingestellt worden ist. 
Möglicherweise wird man aus der ausserordentlichen Zu¬ 
lage von 10°/o nach der Ausstellung eine ordentliche 
machen müssen, da die Erfahrung gelehrt, hat, dass nach 
jeder Weltausstellung der Rückgang in den Preisen der 
Lebensmittel ein ausserordentlich geringer war, im Ver¬ 
hältnisse zu der Steigerung, welche diese vor und während 
derselben erfahren. 
Local-Baunotizen. 
Brückenbau. Die Herstellung der Verlängerung der 
hölzernen Brücke über den Traunfluss bei Ebelsberg um 
drei Brückenfelder hat im Offertwege der Welser Bau¬ 
meister Herr F er dinan d Bür gs t aller erstanden. Die 
Bausumme beträgt 30.000 fl. Die Arbeiten werden anfangs 
Jänner 1. J. in Angriff genommen. 
Errichtung eines Hotels in Linz. Wie uns aus Wien 
mitgetheilt wird, beabsichtigt ein dortiges Consortium in 
Linz, Landstrasse, nahe der Schmidthorstrasse, ein Hotel¬ 
gebäude errichten zu lassen, das mit aller Eleganz und 
grossem Comfort ausgestattet werden soll. 
Yolksgartengitter. Der Gemeinderath hat die Her¬ 
stellung des zweiten schmiedeeisernen Gitterthores beim 
Volksgarten dem Schlossermeister Herrn Mathias 
Schachermayer zu dem Einheitspreise von 34 kr. per 
Kilogramm übertragen. 
Städtische Bauarbeiten. Die städtischen Bauarbeiten 
für das Jahr 1900 wurden an folgende Firmen vergeben: 
Maurerarbeiten Heinrich Smetana; Gas- und Wasser¬ 
leitungs-Installation Schmidt & Comp.; Spenglerarbeiten 
K a r 1Z i n t e r h o f; Glaserarbeiten J o h a n n F r ü h w i r t h; 
Hafnerarbeiten Alexander Pum; Maler- und Anstreicher¬ 
arbeiten Franz Recak; Schlosserarbeiten JosefGidl; 
Steinmetzarbeiten Karl Binder; Zimmermannsarbeiten 
und Materiallieferung Franz Pichler; Tischlerarbeiten 
Wenzel Lenz; Lieferung von hydraulischen Kalk 
Richard Wildmoser. 
Parcellierungen. Der Gemeinderath hat nach dem 
Anträge des Referenten Herrn Bauer die angesuohte 
Aenderung des A1 o i s R e s c h a u e r betreffs Parcellierung 
seiner Gründe in der Schiller- und Starhembergstrasse 
genehmigt, ebenso die Parcellierung der Jax’schen Gründe 
nächst dem Löfflerhofe gestattet. 
Erbauung eines Schlachthofes in Urfahr. Der Ge¬ 
meinderath der Stadt Urfahr hat in seiner den 18. De- 
cember 1899 abgehaltenen Sitzung folgenden Beschluss 
gefasst: I. Es ist auf einem der Stadtgemeinde Urfahr 
gehörigen oder von derselben zu erwerbenden Grund¬ 
stücke im Sinne des § 35 der Gewerbeordnung ein öffent¬ 
liches Schlachthaus in Verbindung mit einer Kühlanlage 
zu errichten. II. Die VI. Section wird beauftragt, hierüber 
mit thunlichster Beschleunigung, spätestens aber bis 
15. März 1900, ein vollständiges, mit Kostenvoranschlägen 
ausgerüstetes Project unter Darlegung der finanziellen 
Bedeckung vorzulegen. III. Zur Deckung der mit diesen 
Vorarbeiten verbundenen Kosten wird ein aus den Canal¬ 
bauersparnissen zu entnehmender und zu verrechnender 
Betrag von 2000 fl. bewilligt. IV. Für die Beschaffung 
des sub II erwähnten Projectes hat die VI. Section in 
folgender Weise vorzugehen, beziehungsweise wird Fol¬ 
gendes beschlossen: a) Ist die Erwerbung des geeigneten 
Grundstückes durch einen bedingten Vorvertrag sicher 
zu stellen, sofern sich hiezu nicht ein der Gemeinde ge¬ 
höriger Grund eignen würde. , fl) Ist unter Zuziehung von 
Sachverständigen im Baufache und Vertretern der Urfahrer 
Fleischhauer-Genossenschaft ein Bauprogramm bis Ende 
Jänner 1900 auszuarbeiten. Zu diesem Zwecke wird gleich¬ 
zeitig das Comite ermächtigt, durch zwei seiner Mitglieder 
oder Experten mehrere zweckmässig eingerichtete Schlacht¬ 
häuser zu bereisen, und wird der Herr Bürgermeister ge¬ 
beten, nach Möglichkeit an dieser Reise theilzunehmen. 
c) Zur Erlangung von Projecten und Kostenvoranschlägen 
ist sohin für die in Urfahr zu erbauende Schlachthofänlage 
ein Wettbewerb auszuschreiben und die beiden besten 
der emlaufenden Projecte mit zwei Geldpreisen von 
800 Kronen und 500 Kronen zu prämiieren. Alle näheren 
Bestimmungen der Ausschreibung, sowie die Bestimmung 
der Schiedsrichter obliegt der VI. Section. Die Zuerkennung 
der Preise wird den vereinigten Sectionen I, II und VI 
übertragen, d) Auf Grund der erlangten Projecte ist unter 
Vorlage eines Finanzplanes Bericht und Antrag zu er¬ 
statten. V. Für 'die Situierung der Schlachthofanlage und 
die Verfassung des Bauprogrammes haben folgende 
Grundsätze in Anwendung zu kommen: a) Die Schlacht¬ 
hofanlage ist so zu situieren, dass sie in einfacher Weise 
und ohne nennenswerten Kostenaufwand mit dem Geleise 
der Mühlkreisbahn, eventuell dem Geleise der Verbindungs¬ 
bahn Linz-Urfahr durch ein Schleppgeleise verbunden 
werden kann, weil alle Sachverständigen wegen der 
Contumaz-Bestimmungen eine andere Anlage als ganz 
zweckwidrig bezeichnen, b) Die Lage des Schlachthofes 
ist derart auszuwählen, dass derselbe von dem Gebiete 
des heute verbauten Urfahrs im Interesse der Urfahrer
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.