Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

V. Jahrgang, Nr. 23. 
Linz, 1. December 1900. 
Oberösterreichische Bauzeitung 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“ 
Redaction und Administration: LINZ, Mozarztstrasse 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER. 
Man pränumeriert auf die ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
ganzjährig mit K 20.— , ganzjährig mit . K 16 
halbjährig . . „ 10.— halbjährig . . . 8 
vierteljährig . „ 5.— 0C0 I vierteljährig . . „ 4 
für die 
Provinz 
Erscheint am 1. und 15. 
jedes Monat. 
■sbuboih 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt. Zur Wasserversorgung der Städte. — Feuerfestes Holz. — 
Heizung durch Wasserfälle. — Berichte über neue Erfindungen. — Aus 
den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz. — Local-Baunotizen. — Technische 
Neuigkeiten. — Briefkasten. — Offene Stellen. — Umschreibung von 
Immobilien in Linz. — Inserate. 
Zur Wasserversorgung der Städte. 
Bekanntlich hat vor Kurzem die Stadtgemeinde Urfahr 
den Bau einer allgemeinen Wasserleitung beschlossen. 
Welche Fragen alle gelöst sein müssen, um zur Anlage 
einer städtischen Wasserversorgung mit Sicherheit» 
schreiten zu können, darüber erhalten wir von einem 
Wasserbau-Ingenieur folgenden Aufsatz. Der Verfasser 
leitet seine Erklärung mit folgenden Zeilen ein: 
Für jede Communalverwaltung bildet die Beschaffung 
von gutem Wasser in ausreichender Menge eine wichtige 
und dankbare Aufgabe. Bei blossem Gebrauchswasser- 
kommt es zwar weniger auf die Qualität an, aber an das 
Wasser für den menschlichen Genuss werden besondere 
Anforderungen auf, chemische Reinheit und Abwesenheit 
von gesundheitschädlichen Beimischungen gestellt. Ausser¬ 
dem muss Wasser in grossen Mengen vorhanden und zu 
billigem Preise erhältlich sein, damit sich der Einzelne 
bei der Verwendung dieses wichtigen Lebenselements 
keine Beschränkungen aufzuerlegen braucht. Für die Be- 
urtlieilung der Culturstufe eines Menschen, sowie eines 
ganzen Volkes gibt ja der Wasserverbrauch einen nicht 
zu unterschätzenden Gradmesser ab. Vom idealen Stand¬ 
punkte aus würde man folgerichtig die unentgeltliche 
Abgabe des Wassers sowohl zu Genuss- wie Wirtschafts¬ 
zwecken fordern müssen. Weil sich aber eine genügende 
Menge guten Wassers in der Regel nur durch die kost¬ 
spielige Anlegung einer k ü n s 11 i c h e n W a s s e r 1 e i t u n g 
beschaffen lässt, so rechtfertigt sich auch die Einhebung 
einer massigen Gebür für dfe Wasser entnehmen Ein’ 
billiger Preis lässt sich aber nur dann erzielen, wenn die 
Gemeinde die Wasserleitung selbst baut und unterhält. 
Den Weg, welchen wir zu gehen haben, wenn wir 
die Wasserversorgungsfrage zweckmässig lösen wollen, 
zeigt uns die Natur selbst: Bäche, Flüsse, Ströme bilden 
die einfachsten Wasserleitungen. Das Wasser tritt irt der 
Quelle klar zutage, wird aber im weiteren Laufe matt, 
unrein und je länger, je mehr zu Trinkzwecken untaug¬ 
lich. Um es als Genusswasser brauchbar zu erhalten, 
wird es unweit vom Ursprungsorte je nach Bedarf in 
einem grösseren oder kleineren Behälter aufgefangen und 
unter natürlichem Druck mittels Röhren, gewöhnlich aus 
Holz, nach dem Ort des Verbrauches geleitet, wo es in 
Fässern oder Trögen aufgelängen, und mit Krügen oder 
Eimern geschöpft wird. Nur der geringste Theil des zu- 
und abfliessenden Wassers wird thatsächlicli verbraucht, 
der weitaus grösste Theil fliesst unbenützt ab. Mit dem 
wachsenden Verbrauch tritt Wassermangel ein, die seit¬ 
herige Wasservergeudung muss eingeschränkt werden, 
indem man den unausgesetzten Abfluss des Wassers 
verhindert. 
Man sperrt die Ausmündungsstelle ab und entnimmt 
nur so oft und so viel Wasser, als man gerade bedarf. 
Nun staut sich das Wasser in den Leitungsröhren und 
übt einen Druck auf dieselben aus, so dass sie aus 
widerstandsfähigem Material hergestellt werden müssen. 
Man gelangt nun zu einer künstlichen Wasser¬ 
leitung, wie sie heutzutage in allen Städten zur Her¬ 
stellung gelangen. Am einfachsten gestaltet sich die Sache 
dort, wo eine solche Leitung unter natürlichem Druck steht, 
wo also das Quellengebiet ünd die Sammelbehälter so hoch 
liegen, dass das Wasser in den Röhren mittels eigenen 
Gefälles nach dem Bestimmungsort abfliesst. Ein weiterer 
Vortheil besteht hier darin, dass das Quellwasser in der 
Regel von guter Beschaffenheit ist und ohne Klär- und 
Reinigungsmittel benützt werden kann. Anders liegen 
die Verhältnisse in ebenen Gegenden, wo man auf das 
Grundwasser angewiesen ist, das oft Beimengungen wenig 
erfreulicher Art enthält und erst einem gründlichen 
Reinigungsprocess unterworfen werden muss. Hier sind 
häufig Schwierigkeiten vorhanden, welche die grösste 
Vorsicht gebieten und nur durch umfassende und 
sorgfältige Vorarbeiten überwunden werden können. 
Die Beschränkung auf das Grundwasser bleibt aber 
immer riscant, weil man nie die unumstössliche Sicher¬ 
heit hat, dass die angelegten Pumpbrunnen auf die 
Dauer gutes Wasser in ausreichender Menge 
liefern. Jedenfalls dürfen bei den Vorarbeiten auch 
grössere Ausgaben nicht gescheut werden, um durch 
fortgesetzte Pumpversuche wenigstens einige Gewiss¬ 
heit darüber zu erlangen, dass auch in Zeiten des 
niedrigsten Grundwasserstandes die erforderliche 
Wassermenge gefördert werden kann, und um durch 
eingehende Untersuchungen festzustellen, ob das erbohrte 
Wasser den Ansprüchen genügt, welche vom hygienischen 
Standpunkte aus an ein gutes Trinkwasser gestellt werden. 
Aber selbst dann, wenn weder vom Chemiker noch 
vom Bakteriologen in gesundheitlicher Beziehung gegen 
die Benützung des Wassers Einsendungen erhoben 
werden, können nach Fertigstellung der Leitung Un¬ 
zuträglichkeiten zutage treten, deren nachträgliche Be¬ 
seitigung mit ungeheuren Geldkosten verknüpft 
ist. Es kommt nämlich in der Ebene nicht selten vor.
	        
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