Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

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V. Jahrgang, Nr. 21. 
Linz, 1. November 1900. 
Öberösterreichische Bauzeitung 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“ 
Redaction und Administration: LINZ, Mozarztstrasss 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER. 
Man pränumeriert auf die ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
(ganzjährig mit K 20.— „ < ganzjährig mit . K 16 
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Erscheint am 1 und 15. 
jedes 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt. Eine ideale Friedhofanlage. — Beschlüsse des vierten österreichischen Ingenieur- und Architektentages. — Berichte über neue 
Erfindungen. — Aus den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz. — Local-Baunotizen. — Technische Neuigkeiten. — Briefkasten. — Offene Stellen. — An¬ 
meldungen für Wasserbezug. — Ausweis über die Umschreibung von Immobilien in Linz. — Angesuchte Baulicenzen in Linz. — Ertheilte Bau¬ 
bewilligungen in Urfahr. — Inserate. 
Eine ideale Friedhofanlage. 
Die zwei Anfangstage des jetzigen Monats gehören 
den Todten; ihre Grabstätten aufzusuchen und sie zu 
schmücken wird wohl niemand verabsäumen, der schon 
theure Angehörige verloren hat, die unter den Erdhügeln 
unserer Gottesäcker ruhen. Diese ernste Stimmung ver¬ 
anlasst uns, über einen Friedhof zu sprechen, dessen 
originelle Anlage gewiss unsere Leser interessieren dürfte. 
Es ist dies der Friedhof bei Cincinnati in Amerika, 
der einen Flächenraum von 800 Acres umfasst und vom 
dortigen Gartendirector, einem Deutschen namens Adolf 
Strauch angelegt wurde. Als der¬ 
selbe den alten Friedhof übernahm, 
fand er den gewöhnlichen Zustand 
anderer Friedhöfe vor, eine Ueber- 
häufung von Denkmälern aller Art, 
die, bunt durcheinander gewürfelt, 
keines das andere zur Geltung kommen 
Hessen; die Grabstätten durch mehr 
oder minder unschöne Gitter, selbst 
durch Hecken eingefriedet, und inner¬ 
halb derselben theils gepflegte, theils 
verkommene Blumenbeete, die Wege 
nach Willkür angelegt, die Anpflan¬ 
zungen von Bäumen und Sträuchern 
ohne Verständnis ihrer Zusammen¬ 
wirkung auf landschaftliche Schönheit. 
Dies alles konnte dem als genial 
bekannten Landschaftsgärtner nicht 
genügen, er gieng von dem Gesichts¬ 
punkte aus, einen Park zu schaffen, 
und wirkte auch bei den bereits 
besetzten Friedhofflächen darauf hin, 
demselben den natürlichen landschaft¬ 
lichen Charakter soviel als möglich zurückzugeben. Dabei 
wusste er gleichzeitig in sehr geschickter Weise, das 
theils hügelige, theils wellige Gebiet zur möglichst aus¬ 
giebigen Anlage von Grabstätten zu benützen und die 
daraus hervorgehende Einförmigkeit wieder aufzuheben 
durch anmuthigen Wechsel in der Bodengestaltung, 
schöne Baumgruppen, immergrüne Gebüsche u. s. w. 
Wie die Anordnung der Wege und Grabstätten im 
einzelnen getroffen ist, zeigt die nebenstehende Skizze. 
Die Wege sind im allgemeinen in anmuthigen Krümmungen 
Friedhof in Cincinnati. 
und mit mässigen Steigungen geführt. Sie liegen, in der 
Regel in der Falte zwischen zwei Wellenerhebungen oder 
Hügeln, so dass man also die Denksteine in höherer 
Lage vor sich sieht, die bedeutenderen ganz frei gegen 
den Himmel abgehoben. Dann führen sie aber auch 
wieder zu Aussichtspunkten, von denen man weit ins 
Land hinein und auf die prächtigen Villenvorstädte 
Cincinnatis sehen kann, bald leiten sie zu einem schönen 
Durchblick auf ein hervorragendes Denkmal, eine Grab¬ 
kapelle oder einen besonders ausgezeichneten Baum, bald 
in ein dichtes Gebüsch, in welchem 
nichts mehr daran erinnert, dass man 
sich in einem Friedhofe befindet. — 
Blumenbeete sieht man in demjenigen 
Theile des Friedhofes, welcher vor¬ 
zugsweise parkähnlichen Charakter 
trägt, gar nicht; man hält mit Recht 
dafür, dass solche buntfarbige Beeten, 
auch wenn sie noch so kunstvoll 
zusammengestellt und gut erhalten 
sind, doch in einem grossen zum 
Friedhofe bestimmten Park nur als 
glänzende Flecken erscheinen, welche 
der einfachen und ruhigen Gesammt- 
wirkung Eintrag thun. Gitter und 
Einfriedungen jeder Art sind aus¬ 
geschlossen. Die in der Skizze an¬ 
gedeuteten Grenzlinien und Grenz¬ 
streifen zwischen den einzelnen Grab¬ 
stätten verschwinden in der Wirklich¬ 
keit unter den grünen Rasenflächen, 
die durch nichts unterbrochen sind, 
als durch Denkmäler, die niedrigen, 
einzelne Gräber bezeichnenden Steine, durch Bäume und 
durch vertheilte Gebüschgruppen von Magnolien, Rhodo¬ 
dendron, Lorbeeren etc. Grabgewölbe werden von dem 
Vorstande nicht begünstigt. Wer sollte ihm darin 
nicht beistimmen, dass es natürlicher ist, wenn sich 
unsere Asche wieder mit der Mutter Erde vermischt 
und dass der Gedanke wohlthuender ist, unter grünem 
Rasen zu schlummern während der Wind über 
das Grab und durch die dasselbe beschattende 
Baumkrone rauscht, als im dunklen Gewölbe
	        
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