Volltext: IX. Jahrgang, 1904 (IX. JG., 1904)

Nr. 11. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 83. 
karten und Geographie, wissenschaftliche Apparate und 
Instrumente, chirurgische Instrumente und musikalische 
Instrumente, der moderne Theatermechanismus, Chemie 
und Pharmazeutik, die Papierindustrie, Ingenieurwesen 
und Bautechnik, wie Städte gebaut werden sollten, der 
Bau moderner Wohnhäuser. 
Das Gebäude, in welchem diese verschiedenen Gegen¬ 
stände zur Darstellung gelangen, gehört einer Gruppe 
der grossen offiziellen Paläste an. Die Baukosten belaufen 
sich auf über 500.000 Dollars (2*5 Millionen Kronen). Der 
Palast der freien Künste nimmt einen Flächenraum von 
525 bei 750 Fuss ein und ist im klassischen französischen 
Renaissancestil errichtet worden. Eine mit Skulptur¬ 
werken reichlich verzierte Kolonnade umgibt den Bau. 
Manufakturen. 
Die Bezeichnung Manufakturen schliesst eine Menge 
Industrien und Gewerbe ein, deren Erzeugnisse einen 
wichtigen Teil der Gruppen der Ausstellung bildet. Zwei 
grosse Gebäude, welche einen Flächenraum von 25 Acres 
(14 Hektar) bedecken, sind dieser Abteilung gewidmet. 
Die Gebäude sind der Palast für Manufakturen, welcher 
525 Fuss breit und 1200 Fuss lang ist, und der Industrie¬ 
palast, der einen gleichen Flächenraum bedeckt. Diese 
gewaltigen Etablissements sind im Herzen der Gebäude¬ 
gruppe des Ausstellungsplatzes gelegen und bilden einen 
Hauptteil des wunderbaren Gesamtbildes, dessen Effekte 
durch Kolonnaden, Loggien, Skulpturverzierungen und 
Gartenanlagen erhöht wurden. Auf die zahlreichen Aus¬ 
stellungsgegenstände der Abteilung näher einzugehen, 
würde eine Aufzählung von tausenden von Erzeugnissen 
von fast ebensovielen Industriezweigen bedeuten. In 
folgendem soll deshalb nur ein flüchtiger Ueberblick über 
die zahlreichen Hauptgruppen geboten werden, die da 
sind: Schreibmaterialien und Ateliergerätschaften, Gold- 
und Silberschmiedekunst, Uhrenindustrie, Kunstarbeiten 
aus Eisen und Bronze, Lederwaren und Reiseausstattungen, 
Spielwarenindustrie, Wohnungsausstattung, Möbel- und 
Haushaltungsgegenstände, Fenster- und Dekorations¬ 
malerei, Leichenbestattung, Grabsteine und Denkmäler, 
Eisenwaren, Tapeten, Polsterwaren, Teppiche, gewirkte 
Tapeten und Webstoffe, Töpfereiwaren für alle Zwecke, 
Glas- und Kry stall waren, Heizung und Ventilation, Be¬ 
leuchtungswesen, die Chemie in der Textilindustrie, Seiden¬ 
industrie, die Bekleidungsindustrie, Strick- und Strumpf¬ 
waren etc. 
Maschinenwesen. 
Maschinen spielen im modernen Industriewesen eine 
so bedeutende Rolle, dass jeder Industriezweig seine 
eigenen besonderen Maschinen für besondere Zwecke 
aufzuweisen hat. Alle diese Maschinen in einer Gruppe 
von Gebäuden oder in einer Abteilung auf einer inter¬ 
nationalen Ausstellung unterzubringen, würde nicht 
praktisch sein, zumal viele der Maschinen vorteilhafter 
in Verbindung mit den Produkten gewisser Industrien, 
für welche sie bestimmt sind, ausgestellt werden können. 
Es gibt aber viele Maschinen, welche, wenn nicht für 
alle, so doch für viele Industrieunternehmungen unent¬ 
behrlich sind und diese sind in der Abteilung für 
Maschinenwesen ausgestellt. Die einzelnen Abteilungen 
behandeln die Erzeugung von Triebkraft, die Uebermitt- 
lung derselben, Maschinen zur Herstellung von Maschinen, 
Maschinen und Apparate zur Verhütung und Bekämpfung 
von Feuer, Wagapparate, hydraulische Maschinen, Werk¬ 
zeuge, Maschinenausstattungen und Sparsamkeitseinrich¬ 
tungen für Fabriken und Werkstätten u. s. w. Die Er¬ 
zeugung von Triebkraft durch Dampf ist mit Hilfe voll¬ 
ständiger Anlagen veranschaulicht. Neben den Maschinen 
sind automatische Vorrichtungen für Kohlenzuführung, 
Anlagen für günstige und rationelle Verbrennung der 
Kohlen, Dichtungsmaterialien, Röhren, Kondensatoren, 
Wasserreinigungs-Apparate, Oelabscheider, Ueberhitzer, 
Rückkühlapparate u. s. w. ausgestellt. Zu der Abteilung 
gehören auch Maschinen, die durch Gasheizung, Petroleum, 
Alkohol u. s. w. betrieben werden. Hydraulische Maschinen, 
welche in neuerer Zeit bedeutende Verbesserungen er¬ 
fahren haben, werden in einer besonderen Gruppe gezeigt, 
nebst Turbinen, Wasserrädern, Wasserdruckmaschinen etc. 
(Schluss folgt.) 
Hygiene der Schulgebäude. 
Gemeinsame Leitsätze der Referenten Professor Dr. R. Blasius 
und Stadtbaumeister O s t e r 1 o h-Braunschweig für den Ersten 
Internationalen Kongress für Schulhygiene in Nürnberg 
(4. bis 9. April 1904). 
A. Gesamtanlage des Schu 1 hauses. 
1. Bauplatz. Der Bauplatz des Schulhauses muss 
möglichst im Mittelpunkte des Schulbezirkes liegen. 
Derselbe soll eine freie und ruhige, nicht durch 
Strassenlärin und geräuschvolle und raucherzeugende 
Gewerbebetriebe gestörte Lage haben und eine zweck¬ 
mässige Anordnung der Gebände derart gestatten, dass 
die Unterrichtszimmer nach den Himmelsrichtungen 
richtig angelegt und in ausgiebigster Weise mit guter 
Luft und Licht versorgt werden können. 
Die Grösse des Bauplatzes muss so gewählt werden, 
dass neben dem Schulhause ein genügend grosser, für 
Turn- und Spielzwecke geeigneter Schulhof (für jedes 
Kind mindestens zwei bis drei Quadratmeter) hergerichtet 
werden kann. 
Der Bauplatz muss hochwasserfrei sein und einen 
guten, nicht durch organische Stoffe verunreinigten 
Baugrund (am besten ist festes Gestein, trockener, grob¬ 
körniger Sand- oder Kiesboden) haben. Der höchste 
Grund wasserstand muss mindestens 050 Meter unter 
dem Fussboden des Kellers bleiben. 
2. Bauliche Anordnung. Die Schulgebäude sind 
in hygienischer Beziehung am zweckmässigsten nach 
dem Pavillonsystem mit Einzelgebäuden für je zwei 
Klassen, die um einen gemeinschaftlichen Spielplatz zu 
gruppieren sind, zu stellen. 
Bei Errichtung von Zentralbauten nach dem Korridor¬ 
system, welches bei teurem Baugrund wohl in erster Linie 
in Frage kommt, soll die Anzahl der Hauptgeschosse 
nicht mehr als drei betragen. 
Die Stellung des Schulhauses ist so zu wählen, dass 
Klassenzimmer von gegenüberliegenden oder Nachbar¬ 
gemeinden einen genügend grossen Abstand erhalten 
und der Einwirkung des Sonnenlichtes nicht ganz ent¬ 
zogen sind. Am geeignetsten erscheint eine Lage (nach 
S. S. O. oder W. S. W.), bei welcher die Schulzimmer nur 
vor oder nach dem Unterrichte bestrahlt werden. Bei 
ganz freier Lage ist auch die herrschende Windrichtung 
mit zu berücksichtigen. 
Die Flurgänge sollen hell, luftig und genügend breit 
(drei bis vier Meter) sein. Es empfiehlt sich daher, die 
Klassenzimmer einreihig (auf einer Seite des Gebäudes 
liegend) anzuordnen oder aber wenigstens ein gemischtes 
System, mit Seiten- und Mittelkorridoren, zu wählen.
	        
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