Volltext: IV. Jahrgang, 1899 (IV. JG., 1899)

IV. Jahrgang, Nr. 16. 
Linz, 15. August 1899. 
Oberösterreichische Banzeitung 
Zeitschrift für Bauwesen. 
Redaction und Administration: LINZ, Mozartstrasse 28. —■ Herausgeber und Verleger: Eduard Kornhoffer. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
ganzjährig mit fl. 10.- .. j ganzjährig mit . fl. 8 
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für die 
Provinz 
Erscheint am und 15. 
jedes Monat. 
sEEEEEEEEEEEEE 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung", Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt. Ottensheim. — Hintanhaltung der beim Bauunternehmerwesen 
hervorgetretenen Misstände. — Die Berufung des Wiener Architekten 
Josef M. Olbrich nach Darmstadt. — Ueber die Gefährlichkeit des elek¬ 
trischen Stromes.— Façaden-Cementverputz. — Aus den G-emeinderaths- 
Sitzungen in Linz. — Local-Baunotizen. — Technische Neuigkeiten. — 
Briefkasten. — Offene Stellen. — Angesuchte Baulicenzen in Linz. — An¬ 
meldungen für Wasserbezug. — Inserate. 
Ottensheim. 
Heute den 15. August sind es 71 Tage, dass im 
Markte Ottensheim jener verheerende Brand wüthete, 
dem 116 Wohnhäuser sammt Wirtschaftsräume zum Opfer 
fielen, und wobei zahllose Habseligkeiten der dortigen 
Bewohner in Asche gelegt wurden. 
Wer die Ortschaft heute betritt, wird erstaunt sein, 
alle vom Feuer zerstörten Wohnobjecte mit neuen Ziegel¬ 
dächern bereits versehen, ja manche sogar schon ganz 
fertig heruntergeputzt zu finden, so dass es nur einer halb¬ 
wegs günstigen Witterung in den drei noch ausstehenden 
Baumonaten August, September und October bedarf, um 
sämmtliche Gebäude in bewohnbaren Zustand zu versetzen. 
Obwohl sich von dem ganzen Instandsetzungswerke 
des Ortes dermalen noch kein rechtes Bild abgeben lässt, 
so kann man doch aus den Umrissen der Häuser-Ausge¬ 
staltung schon jetzt den Schluss ziehen, dass Ottensheim 
ein moderneres Aussehen erhalten wird als früher, ohne 
aber im geringsten einen Anspruch auf künstlerische 
Durchbildung zu machen, wovon manche ideale Kunst¬ 
freunde geträumt haben dürften. 
Der einmal in der Oeffentlichkeit geäusserte Wunsch, 
aus Ottensheim ein architektonisches Bijou zu gestalten, 
wurde von fachlicher Seite gleich anfangs als undurch¬ 
führbar bezeichnet, da weder die Geldmitteln, die erst 
durch milde Gaben aufgebracht werden mussten, vor¬ 
handen waren, um sich in architektonischen Spielereien 
zu ergehen, noch so viel Zeit übrig blieb, um den obdach¬ 
losen Bewohnern vor Eintritt der rauhen Jahreszeit etwas 
anderes als eine solide und feuersichere Heimstätte zu 
schaffen. Nur einzelne Häuser an den hervorragenden 
Punkten des Ortes gelegen, und von den Linzer Bau¬ 
meistern den Herren Franz Weikl, Gustav Stein- 
berger und der Ober österreichischen Bau¬ 
gesellschaft hergestellt, erhalten eine neue Gestaltung 
durch Anbringung von kleinen Erkern, Giebeln oder 
AttikaSj während die in den Seitengassen gelegenen 
Objecte schon aus Ersparungsrücksichten den ländlichen 
Wohnhausbau beibehalten werden. Die erst erwähnten 
Häuser sind die für Herrn Orgelbauer Leopold Breinbauer 
(zwei Objecte), den Herren A. Mühlberger, J. Steinschnack 
(Kaiser Ottos Geburtshaus), J. Greiner (ehemals Hoffmann- 
sches Haus), und das Haus der Marktcommune Ottens¬ 
heim, sämmtliche vom Baumeister Herrn Franz Weikl 
in Ausführung begriffen. Ferner die Wohn- und Geschäfts¬ 
gebäude für den Kaufmann Prantz, Bäckermeister 
Er ha r dt, J. Haslinger, A. Waissenböck, Doctor 
Ambos und G. Sigi „zur Postu (alle vom Baumeister 
Herrn Gustav Steinb erger übernommen), sowie das 
Geschäfts- und Wohnhaus für den Kaufmann Herrn 
Pachinger, hergestellt von der Oberösterreichischen 
Baugesellschaft. 
Den Löwenantheil an Bauausführungen, nahezu 
40 Häuser, erhielt' der in Ottensheim erbgesessene Maurer¬ 
meister Herr Pri e s n er, ferner 20 Aufbauten der Maurer¬ 
meister J. R o ithner aus Traun, sowie die Urfahrer 
Maurermeister die Herren Berger und L. Grossmann 
je sechs Objecte. Mit Aufbauten sind unter anderen 
noch beschäftigt die Herren Maurermeister Weixel- 
baumer, Deinhammer, Hamberger und Baumeister 
Dickinger, letzterer mit der Herstellung der Kirche und 
des Pfarrhofes. Aus diesen Angaben lässt sich ersehen, 
dass nur wenige Hausbesitzer in Ottensheim in der Lage 
waren, sich durch hauptstädtische Unternehmer ihre 
zerstörten Objecte aufrichten zu lassen, sondern diese in 
einfachster und billigster Weise durch Maurermeister vom 
Lande bewerkstelligen lassen mussten. 
So viel für diesmal über die Wiederherstellung von 
Ottensheim, und glauben wir, diesem kurzen Berichte 
noch einige Worte beifügen zu sollen. Das Brandunglück 
in Ottensheim hat so recht wieder das gute Herz der 
oberösterreichischen Bevölkerung erwiesen. Die zahl¬ 
reichen freiwilligen Spenden, Seine Majestät unser er¬ 
habener Monarch an der Spitze, der Adel, alle Städte- 
und Gemeindeverwaltungen, Gesellschaften, Vereine etc., 
ja alle Mitbürger des Landes eiferten um die Wxette, um 
den unglücklichen Ottensheimern möglichst ausreichende 
Hilfe 7zu bieten und sie der Verarmung zu entreissen. 
Durch diese hochherzige That wird auch der reizend 
gelegene Markt bald wieder neu erstehen, verjüngt in 
seinem Aeusseren, aber hauptsächlich gesichert durch die 
feuerfesten Bedachungen seiner Häuser, und deshalb 
bleiben ein beliebter Ausflugsort der Linzer Bevölkerung, 
sowie vieler Fremden. Eduard Kornhoffer. 
Hintanhaltung der beim Bauunternehmerwesen 
hervorgetretenen Misstände. 
Unter Bezugnahme auf einen Bericht der k. k. Statt- 
halterei in Prag hat, wie die „Wiener Zeitung" meldet, 
das k. k. Ministerium des Innern im Einvernehmen mit
	        
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