Volltext: IV. Jahrgang, 1899 (IV. JG., 1899)

Seite 100. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 13. 
Aus den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz. 
In der am 14. Juli stattgehabten Sitzung des Ge- 
meinderathes Linz kamen folgende Bauangelegenheiten 
zur Berat hung: 
Gemeinderath Berg er berichtet betreffs Herstellung 
einer Rampe über das Umschlaggebäude an der Unteren 
Donaulände und stellt folgenden Antrag: Der Bürger¬ 
meister wird ersucht, die k. k. Staatsbahn-Direction in 
Linz einzuladen, die bei der Strassen-Nivellete einge¬ 
schaltete Horizontale bei der Bahnkreuzung von 9*8 Meter 
auf 15 Meter zu vergrössern, weil auf der Unteren Donau¬ 
lände viele Fuhrwerke mit Langholz verkehren. Das 
Stadtbauamt wird ermächtigt, nach Massgabe der vor¬ 
handenen Mittel die Hebung des stromaufwärts der Ver¬ 
bindungsbahn gelegenen Theiles der Rampe durchzu¬ 
führen. (Angenommen.) 
Nach dem Antrage des Gerneinderathes Bauer 
wird der Recurs des Josef Friedl, Starhembergstrasse 
Nr. 6, wegen verweigerter Benützung einer Keller¬ 
wohnung abgewiesen. 
Der nächste Gegenstand der Tagesordnung: Vor¬ 
stellung des Ingenieurs W. Seitz gegen ihm vorgeschrie¬ 
bene Bedingungen bei Erbauung seiner Villa in Waldegg, 
wird über telegraphisches Ersuchen des genannten In¬ 
genieurs nicht in Verhandlung gezogen. 
Nach dem Antrage des Gerneinderathes Heller 
wird beschlossen, die Installation der Wasserleitung für 
das Brausebad in der Jubiläumsschule in eigener Regie 
auszuführen. — Derselbe Referent erstattet den Bericht 
des Bauamtes betreffend das städtische Freibad. Dieses 
befand sich in den letzten Jahren in der Nähe der Dampf¬ 
säge im abgebauten Donau-Arme. Infolge der Donau- 
Regulierung und des Baues des Winterhafens ist daselbst 
für das Freibad kein entsprechender Platz * mehr vor¬ 
handen. Andere sonst geeignete Plätze sind aber von der 
Stadt zu weit entfernt. Der Referent beantragt daher, im 
Jahre 1899 das städtische Freibad nicht aufzustellen. 
(Wird angenommen.) 
Gemeinderath Dr. Jäger berichtet betreffs Ankauf 
eines Grundes zur Angliederung an die Gründe des 
städt. Versorgungshauses und beantragt, es sei ausser 
dem bereits angekauften Grundtheile von 4761 Quadrat¬ 
klafter zum Preise von 2 ñ. per Quadratklafter noch ein 
weiterer Grundtheil im Ausmasse von 1450 Quadrat¬ 
klafter um den Preis von 1 fl. per Quadratklafter von 
Karl und Helene Franck anzukaufen und dem zum städt. 
Versorgungshause gehörigen Besitze einzuverleiben. 
Dieser Antrag wird ohne Debatte nach Constatierung 
der Anwesenheit von 27 Mitgliedern des Gerneinderathes 
angenommen. 
(Sitzung vom 21. Juni.) 
Die Herstellung des Strassencanales bei den Jax- 
häusern in Lustenau wird gemäss Antrag des Gerneinde¬ 
rathes Ber g er dem Josef Stadlbauer übertragen. 
Gemeinderath Bauer berichtet hinsichtlich der Zu- 
lässigkeit der Herstellung von Stiegen in den Vorgärten. 
Er erwähnt, dass Herr Jax und Frau Dummler bei ihren 
neuen Häusern in Lustenau Gewölbe angebracht und zu 
denselben Stiegen mit 5 bis 6 Stufen durch die Vor¬ 
gärten angelegt haben, was durch die Bauordnung (§ 60) 
untersagt sei. Diesfalls beantragt der Referent: „Der 
Gemeinderath spreche sich im Sinne des § 60 der Bau¬ 
ordnung dahin aus, dass eine Verbauung oder Benützung 
der Vorgärten als Lagerplatz unzulässig ist; hingegen 
wird bemerkt, dass die Anbringung kleiner Stiegen¬ 
aufbauten dann statthaft ist, wenn _sie als provisorisch 
zu gelten haben; im Falle aber eine Erweiterung der 
Strasse durch Weglassung der Vorgärten nothwendig 
wird, sind auch diese Stiegen auf Kosten der betreffenden 
Besitzer zu entfernen." (Angenommen.) 
Nach dem Antrage desselben Referenten wird be¬ 
schlossen, einen Theil der Ooulinstrasse zu canalisieren 
(Kosten 1300 fl.) und diese Arbeit im Wege der Currende 
unter den hiesigen Bauberechtigten mit dem Offert- 
einreichungs-Termin bis 1. Juli d, J. zu vergeben. 
Gemäss Antrag des Gerneinderathes Feilerer wird 
beschlossen, die Gaslaternen beim östlichen Eingange in 
den Volksgarten nicht auf die Steinpfeiler, sondern am 
Trottoir aufzustellen. 
Derselbe Referent berichtet betreffs der Vorstellung 
des Ingenieurs W. Seitz gegen die Baubewilligungs-Be- 
dingungen für seinen Villenbau in Waldegg. Herr Seitz 
beabsichtigt nämlich, in seiner Villa eine hölzerne Stiege 
und einen hölzernen Verbindungsgang ganz entsprechend 
dem Baustile der Villa anzubringen, während die Bau¬ 
ordnung feuersichere Stiegen vorschreibt. Da sich Herr 
Seitz bereit erklärt hat, ausserdem zur Sicherheit zwei 
eiserne Wendeltreppen zu erbauen, stellt der Referent 
den Antrag: Zufolge Vorstellung des Herrn Ingenieurs 
Seitz werde ausnahmsweise die Bewilligung zur Anlage 
einer hölzernen Hausstiege und eines hölzernen Ver¬ 
bindungsganges mit Holzgeländer gegen dem ertheilt, dass 
Herr Seitz im Sinne seiner Erklärung feuersichere Stiegen 
derart anlege, dass dieselben von den Wohnräumen des 
ersten Stockes und vom Dachboden leicht und sicher 
erreichbar sind und ins Freie führen. Weiters beschliesse 
der Gemeinderath, die Verpflichtung des Herrn Seitz zur 
Trottoirherstellung bei seiner Villa mit Schuhplatten auf¬ 
recht zu halten, vorlaufig aber zu gestatten, dass das 
Trottoir daselbst bloss macadamisiert und mit Sandsteinen 
versehen werde. 
Der Referent bemerkt zu diesem Gegenstande, dass 
die bestehende Bauordnung hinsichtlich Villenbauten 
nicht ganz entspreche, da es heute schwer sei, auf 
Grund dieser Bauordnung unter strenger Einhaltung 
derselben Villen zu bauen. Es seien da Erleichterungen 
nothwendig und deshalb empfehle es sich, eine Ergänzung 
der Bauordnung vorzunehmen. Deshalb stellt der Referent 
noch folgenden Zusatzantrag : Das Bauamt wird be¬ 
auftragt, einen Entwurf vorzulegen, welcher die der¬ 
maligen Bestimmungen der Bauordnung über Villenbauten 
im Stadtgebiete Linz zu verbessern und zu ergänzen 
hätte. (Wird angenommen.) 
Local-Baunotizen. 
Unser einheimischer Weisskalk. Zu den vorzüg¬ 
lichsten Kalkproducten in unserem Lande zählen unbe¬ 
dingt die Erzeugnisse der A. Staininger'schen Kalkge werke 
in Traunstein bei Gmunden (Firma Franz und Josefine 
Zehden), weshalb es uns Wunder nimmt, dass trotz der 
günstigen Analyse, die vorliegt, und der jahrelangen 
Bewährtheit des Kalkes, namentlich in Bezug auf Schön¬ 
heit und schneller Trocknung der Mauerung, es noch 
immer Bauunternehmungen gibt, die, abgesehen von allem 
Localpatriotismus, dem bairischen Weisskalkò den Vorzug 
geben, und so der heimischen Industrie aus dem Wege 
gehen. Vor uns liegt ein Zeugnis über den Gmundner
	        
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