IV. Jahrgang, Nr. 6.
Linz, 15. März 1899.
Ollerösterreichische Banzeitnng
Zeitschrift für Bauwesen.
Redaction und Administration : LINZ, Mozartstrasse 28. — Herausgeber und Verleger: Eduard Kornhoffer.
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG :
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Erscheint am und 15,
jedes Monat.
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten
Tarif werden angenommen : Bei der Administration der „Ober¬
österreichischen Bauzeitung", Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten.
Inhalt. Der Kellerbau in der Poschaclier'sclien Brauerei in Linz. —
Der Bahnbau auf die Spitze der „Jungfrau". — Die Ausdrucksweise der
Technik. — Local-Baunotizen. — Technische Neuigkeiten. — Aus der Fach¬
literatur. — Briefkasten. — Angesuchte Baulicenzen in Linz. — An¬
meldungen für Wasserbezug. — Inserate.
An unsere geehrten Abonnenten in der Provinz
stellen wir die ergebenste Bitte, uns wie alle Frühjahr
auch diesmal von nennenswerten Bauausführungen in
ihrer Gegend in Kenntnis zu setzen, und dabei wie bisher
den Standpunkt der Objectivität einzuhalten.
Die Redaction.
Der Kellerbau in der Poschaclier'sclien
Brauerei in Linz.
Zufolge des stets zunehmenden Absatzes ihrer Erzeug¬
nisse sah sich die Poschacher'sche Bierbrauerei in Linz
(Lustenau) genöthigt, ihre Kellerräume durch den Zubau
eines Gährkellers, sowie eines umfangreichen Lager¬
kellers vergrössern zu lassen. Ueber diese bedeutsame
Bauausführung stehen uns folgende Daten zur Verfügung.
Bei dem Baue dient das Untergeschoss, dessen Fuss¬
boden 2 Meter unter das Terrain reicht, als Lager¬
keller, das Obergeschoss aber als Gährkeller. Der
Lag er kell er ist durch 0*80 Meter starke Zwischen¬
mauern in 5 Abtheilungen, sogenannte Kellerröhren ge-
theilt, die als Deckenconstrucfcion im Scheitel 0*48 Meter
starke, gegen das Widerlager um 0*16 Meter verstärkte
Gewölbe mit vollem Zirkel besitzen. Die Decken-
construction des Gährkellers bildet ein doppeltes
Gewölbe zwischen eisernen Trägern, von denen jedes
0*16 Meter stark ist. Die beiden Gewölbe sind durch eine
10 Centimeter hohe Luftisolierschichte voneinander ge¬
trennt. Der Rücken des oberen Gewölbes wurde ganz
eben nachgemauert, und erhielt als Isolierschichte einen
Belag von 3 Centimeter starken, mit Theer imprägnierten
Korkplatten.
Der Lagerkeller hat eine lichte Höhe (bis zum
Gewölbescheitel gemessen) von 5*10 Meter. Die des
Gährkellers beträgt 3*65 Meter.
Den Fussboden bildet im Gährkeller eine 15 Centi¬
meter starke Betonschichte; im Lagerkell er besteht
der Fussboden ebenfalls aus einer 25 Centimeter starken
Betonschichte, nur ist in jeder Abtheilung in der Mitte
ein Gang von 2 Meter Breite mit granitenen Schuhplatten
in eine Betonunterlage gepflastert.
Die fünf Kellerröhren im Lager kell er sind je
22*55 Meter lang und 6*25 Meter breit; das Quadrat¬
ausmaß einer beträgt 14094 Quadratmeter, zusammen
! also 704*70 Quadratmeter, und hat der ganze Lager-
! kell er einen Fassungsraum von 9600 Hektoliter. Der
I Gährkeller ist 34*45 Meter lang und 22*55 Meter breit,
gibt zusammen 776*85 Quadratmeter Flächeninhalt. Der
Keller bietet Raum für 129 Gährbottiche zu je 35 Hekto¬
liter, zusammen also für 4515 Hektoliter. Die Mauern
erhielten einen Verputz mit hydraulischem Mörtel; die
Gewölbe bekamen keinen Verputz; die Fugen wurden
nur verbräumt.
Die Ventilation des L a g e r k e 11 e r s geschieht durch
1 Meter im Gevierte grosse Ventilationsschläuche, deren
für jede Abtheilung einer angeordnet ist. Der Gähr¬
keller wird durch zwölf Ventilationsschläuche aus Stein-
zeug, die durch das Gewölbe über das Dach gehen,
ventiliert. —- Die Stärke der Umfassungsmauern beträgt
im Unter- wie im Obergeschosse 1*45 Meter und sind
selbe mit zwei 0*12 Meter breiten Luftisolierschichten
versehen. Die Stärke der Abtheilungsmauern im Lager¬
keller beträegt 0*80 Meter.
Im Innern des Gebäudes befindet sich keine Treppe ;
das Hineinschaffen der 40 und 60 Hektoliter fassenden
Fässer in den Lag er k eller geschieht vom alten Lager¬
keller aus; ebenso werden die 35 Hektoliter fassenden
Gährbottiche vom alten Gährkeller in den neuen
Gährkeller befördert. Der Gährkeller ist jedoch
durch eine an der Aussenseite angebrachte hölzerne
Stiege zu erreichen.
Die ganze Anlage, die von der Firma Bauer &
F a bigan projectiert und zur Herstellung gebracht
wurde, hat bei allen Sachverständigen, die dieselbe be¬
sichtigten, grosse Anerkennung gefunden, und werden
daher die neuen Räume in Bezug auf Constructivität und
solider Ausführung ihrer Aufgabe vollends entsprechen.
Nicht unerwähnt dürfen die Asphaltierungsarbeiten bleiben,
die im ersten Stockwerke des Neubaues im Ausmaße von
776 Quadratmeter von der Neu eh atei Asphalt
Company in Wien, Giselastrasse 6, mit ihrem vorzüg¬
lichen Material in technisch vollkommenster Weise zur
Herstellung gelangten. Wer solche Arbeiten mit ähnlichen
vergleicht, der wird erst den wahren Wert der Asphalt¬
pflasterung herausfinden können. Zu erwähnen sind noch
die Eisenconstructions-Arbeiten der Firma M e r 1 e t &
Posselt in Urfahr, sowie die Schmiedearbeiten und
Schliessen des Herrn Michael Augi in Linz.
Die altrenommierte Poschacher'sche Bierbrauerei
in Linz ist durch die vorbeschriebene Neuanlage auf eine
jährliche Leistungsfähigkeit von 150.000 bis 160.000 Hekto¬
liter gebracht worden, wozu eingangs erwähnter grösserer
Absatz der Erzeugnisse den Anlass gegeben hat. d. r.