Nr. 2.
ORERÖSTER RE IC BISCHE BAUZEITUNG.
Seite 11.
Kalkindustrie.
To cl gebrannter Kalk. Das Calciumoxyd wird
nicht mir m Massen von den Baugewerken, sondern als
A etzkalk auch in zahlreichen anderen Gewerben und so
vielfach verwandt, dass die Ergebnisse von Untersuchungen,
die A. Herzfeld über „Aetzkalk und seine Verbindungen"
neuerdings veröffentlicht hat, willige Beachtung finden
dürften.
Das Atomgewicht des Calciums, das in den Lehr¬
büchern rund zu 40 angegeben wird, wurde durch Glühen
von Calciumkarbonat zu 39.676 bestimmt. In Beziehung
auf die nach der Meinung einzelner Chemiker existieren¬
den Yerbmdungen : basisches Calciumkarbonat und krystall-
wasserhaltiger Kalkhydrate, bezweifelt Herzfeld das Vor¬
kommen der ersteren und gesteht von den letzteren nur
der mit höchstens einen Gewichtstheil Wasser einge¬
gangenen Verbindung die Existenzmöglichkeit zu.
Für die Löslichkeit des Aetzkalkes in Wasser
von verschiedenen Temperaturen wird folgende Tabelle
gegeben; ein Theil Kalk braucht:
bei
15 Grad Wärme
.776 Theile
Wasser
H
20
»
V
813
H
H
11
25
V
H
848
11
H
H
30
11
•n
885
71
H
11
35
11
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55
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65
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11
80
n
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1482
H
a
Brenntemperatur: Seine Kohlensäure gibt das
Calciumkarbonat ab bei 900—950 Grad ; noch bei 900 Grad
wurde der reinste Kalkstein, der Marmor, in Kohlensäure¬
strom nicht zersetzt, während er bei 1030 Grad völlig ge¬
brannt war. Zur Zersetzung des Kalkhydrates (gelöschten
Kalkes) bedarf es dagegen nur 470—500 Grad. Mächtig
erniedrigt wird die Brenntemperatur durch überhitzten
Wasserdampf; es zeigte sich das Calciumkarbonat bei
750 Grad schon völlig gebrannt, während es im Luft¬
strome bei gleicher Temperatur erst zu 30 Grad gebrannt
war; es entspricht dies der Erfahrung, dass auch die
Karbonate der Alkalien beim Glühen im Wasserdampfe
bei 850 Grad einen Theil ihrer Kohlensäure verlieren und
15—22 Grad Alkalienhydrate bilden.
Beim Löschen des Kalkes werden für je 1 Gramm
Kalkhydrat 151 Wärmeeinheiten entbunden, infolge¬
dessen beim Kalklöschen die Temperatur auf 468 Grad
steigen kann.
Schmelztemperatur. Schon bei 1600—1650 Grad
schmilzt reiner (aus oxalsaurem Kalk gewonnener), ge¬
brannter Kalk zu glasigen Massen zusammen. Der zu
kleinen cylindrischen Stücken gebrannte Aetzkalk ge¬
wann bei achtstündigem Erhitzen grosse Festigkeit; die
Stücke erhielten glatte, porzellanartige Oberfläche und
löschten sich im kalten Wasser erst nach achttägigem
Liegen ab, während der zu ihnen verwandte Aetzkalk
(vor dem Schmelzen) sofort unter Aufziehen ablöschte.
Auch Salzsäure wirkte nur sehr langsam auf die ge¬
schmolzenen Stücke ein. Dieselben können also für tod¬
gebrannt gelten, obwohl ihre Trägheit des Ablöschens
nur dem Mangel an Poren zuzuschreiben ist, durch welche
das Wasser in das Innere eindringen kann.
Wirkliches Todbrennen wird dagegen durch die
Gegenwart gewisser Mineralstoffe bedingt. Insbesondere
wird die Güte des gebrannten Materials durch die dem
Kalksteine etwa beigemengte Kieselsäure beeinflusst.
Unter Umständen genügen schon 6,27 Procent derselben,
um binnen zwei Stunden todgebrannten Kalk zu geben,
welcher sich also nicht mehr unter Wärmeentwickelung
ablöscht. Thonerde einerseits, anderseits Eisen (und
Mangan) treten, für sich allein, bei den in den Kalk¬
öfen gewöhnlich herrschenden Temperaturen mit dem
Kalk in keine merkliche Reaction, sondern binden viel¬
mehr die Kieselsäure, welche so für den Kalk unschäd¬
licher wird. Dagegen kann die Thonerde bei Gegenwart
von Eisen das Todbrennen herbeiführen, indem das Eisen
in seiner Verbindung mit Thonerde und Kieselsäure das
Aufschliessen der Thonerde begünstigt und letzterer
grössere chemische Energie gegenüber dem Kalke er-
theilt. Ein Schwefelgehalt, sei es des Kalksteins, sei es
des Brennmaterials, ist insofern von Nachtheil, als er
beim späteren Ablöschen Bildung von Gips veranlasst.
Ein Gehalt an Alkalien wirkt ungünstig, weil diese in
der Hitze die beigemengte Kieselsäure und ihre Ver¬
bindungen schneller aufschliessen und verflüssigen.
Ausser den genannten Beimengungen kommen für das
Todbrennen noch die Brenndauer und Brenntemperatur
in Betracht, beide aber insbesondere in Verbindung mit
jenen, indem der schädigende zu langen oder bis 1600 Grad
gesteigerten Erhitzens bei Gegenwart von Kieselsäure
schnell zum Todbrennen führt. Von Wichtigkeit ist auch
die Art und Weise der Vertheilung der Kieselsäure oder
anderer Beimengungen im Kalksteine; sind dieselben fein
und glëichmâssig vertheilt, so werden sie sich viel kräftiger
geltend machen können, als wenn sie zur Ausfüllung von
Gesteinsspalten und Drusen zusammengezogen sind.
(Kann, Gewbl.)
Beschluss
des Vorstandes der Arbeiter-Unfallversieherungs-Anstalt
für Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg in
Salzburg in der 38. Sitzung am 26. September 1898.
(Schlus s.)
7. Rentenentscheidung: a) Renten auf die Dauer
der Erwerbsunfähigkeit werden zuerkannt:
Gruppe I. Land- und forstwirtschaftliche Betriebe:
8154 U. Rauscher Ludwig 10°/o; 10753 U. Starlinger
Ferdinand 50°/o; 13179 U. Gutt Franz 15°/o; 12772 U.
Danninger Peter 60°/o; 14026 U. Gramberger Marie 18°/o.
Gruppe IV. Steine und Erden: 7674 U. St otter Stefan
15°/o; 13135 U. Dessio Angela 24°/o; 8404 U. Kern Leo¬
pold 120/0 ; 11026 U. Koller Felix 50°/o; 11129 U. Tasile
Luigi 15°/o; 14382 U. Hauser Johann sen. 60°/o; 14537 U.
Wallersdorf er Georg 6°/o; 9194 U. Schemer Alois 18°/o.
Gruppe VI. Maschinen, Werkzeuge, Instrumente,
Apparate: 6792 U. Swoboda Anton 60°/o; 10122 U. Böhmig
Carl 6°/o; 11423 U. Sykora Josef 20°/o; 12282 U. Renz
Franz 60°/o; 13377 U. Heinritzi Franz 18°/o; 14107 U.
Hoffmann Friedrich 20°/o.
Gruppe VII. Chemische Industrie: 8695 U. Watzinger
Franz 6°/o.
Gruppe VIII. Heiz- und Leuchtstoffe: 7616 U. Bader
Josef 60°/o.