Volltext: IV. Jahrgang, 1899 (IV. JG., 1899)

Nr. 2. 
ORERÖSTER RE IC BISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 11. 
Kalkindustrie. 
To cl gebrannter Kalk. Das Calciumoxyd wird 
nicht mir m Massen von den Baugewerken, sondern als 
A etzkalk auch in zahlreichen anderen Gewerben und so 
vielfach verwandt, dass die Ergebnisse von Untersuchungen, 
die A. Herzfeld über „Aetzkalk und seine Verbindungen" 
neuerdings veröffentlicht hat, willige Beachtung finden 
dürften. 
Das Atomgewicht des Calciums, das in den Lehr¬ 
büchern rund zu 40 angegeben wird, wurde durch Glühen 
von Calciumkarbonat zu 39.676 bestimmt. In Beziehung 
auf die nach der Meinung einzelner Chemiker existieren¬ 
den Yerbmdungen : basisches Calciumkarbonat und krystall- 
wasserhaltiger Kalkhydrate, bezweifelt Herzfeld das Vor¬ 
kommen der ersteren und gesteht von den letzteren nur 
der mit höchstens einen Gewichtstheil Wasser einge¬ 
gangenen Verbindung die Existenzmöglichkeit zu. 
Für die Löslichkeit des Aetzkalkes in Wasser 
von verschiedenen Temperaturen wird folgende Tabelle 
gegeben; ein Theil Kalk braucht: 
bei 
15 Grad Wärme 
.776 Theile 
Wasser 
H 
20 
» 
V 
813 
H 
H 
11 
25 
V 
H 
848 
11 
H 
H 
30 
11 
•n 
885 
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H 
11 
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80 
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Brenntemperatur: Seine Kohlensäure gibt das 
Calciumkarbonat ab bei 900—950 Grad ; noch bei 900 Grad 
wurde der reinste Kalkstein, der Marmor, in Kohlensäure¬ 
strom nicht zersetzt, während er bei 1030 Grad völlig ge¬ 
brannt war. Zur Zersetzung des Kalkhydrates (gelöschten 
Kalkes) bedarf es dagegen nur 470—500 Grad. Mächtig 
erniedrigt wird die Brenntemperatur durch überhitzten 
Wasserdampf; es zeigte sich das Calciumkarbonat bei 
750 Grad schon völlig gebrannt, während es im Luft¬ 
strome bei gleicher Temperatur erst zu 30 Grad gebrannt 
war; es entspricht dies der Erfahrung, dass auch die 
Karbonate der Alkalien beim Glühen im Wasserdampfe 
bei 850 Grad einen Theil ihrer Kohlensäure verlieren und 
15—22 Grad Alkalienhydrate bilden. 
Beim Löschen des Kalkes werden für je 1 Gramm 
Kalkhydrat 151 Wärmeeinheiten entbunden, infolge¬ 
dessen beim Kalklöschen die Temperatur auf 468 Grad 
steigen kann. 
Schmelztemperatur. Schon bei 1600—1650 Grad 
schmilzt reiner (aus oxalsaurem Kalk gewonnener), ge¬ 
brannter Kalk zu glasigen Massen zusammen. Der zu 
kleinen cylindrischen Stücken gebrannte Aetzkalk ge¬ 
wann bei achtstündigem Erhitzen grosse Festigkeit; die 
Stücke erhielten glatte, porzellanartige Oberfläche und 
löschten sich im kalten Wasser erst nach achttägigem 
Liegen ab, während der zu ihnen verwandte Aetzkalk 
(vor dem Schmelzen) sofort unter Aufziehen ablöschte. 
Auch Salzsäure wirkte nur sehr langsam auf die ge¬ 
schmolzenen Stücke ein. Dieselben können also für tod¬ 
gebrannt gelten, obwohl ihre Trägheit des Ablöschens 
nur dem Mangel an Poren zuzuschreiben ist, durch welche 
das Wasser in das Innere eindringen kann. 
Wirkliches Todbrennen wird dagegen durch die 
Gegenwart gewisser Mineralstoffe bedingt. Insbesondere 
wird die Güte des gebrannten Materials durch die dem 
Kalksteine etwa beigemengte Kieselsäure beeinflusst. 
Unter Umständen genügen schon 6,27 Procent derselben, 
um binnen zwei Stunden todgebrannten Kalk zu geben, 
welcher sich also nicht mehr unter Wärmeentwickelung 
ablöscht. Thonerde einerseits, anderseits Eisen (und 
Mangan) treten, für sich allein, bei den in den Kalk¬ 
öfen gewöhnlich herrschenden Temperaturen mit dem 
Kalk in keine merkliche Reaction, sondern binden viel¬ 
mehr die Kieselsäure, welche so für den Kalk unschäd¬ 
licher wird. Dagegen kann die Thonerde bei Gegenwart 
von Eisen das Todbrennen herbeiführen, indem das Eisen 
in seiner Verbindung mit Thonerde und Kieselsäure das 
Aufschliessen der Thonerde begünstigt und letzterer 
grössere chemische Energie gegenüber dem Kalke er- 
theilt. Ein Schwefelgehalt, sei es des Kalksteins, sei es 
des Brennmaterials, ist insofern von Nachtheil, als er 
beim späteren Ablöschen Bildung von Gips veranlasst. 
Ein Gehalt an Alkalien wirkt ungünstig, weil diese in 
der Hitze die beigemengte Kieselsäure und ihre Ver¬ 
bindungen schneller aufschliessen und verflüssigen. 
Ausser den genannten Beimengungen kommen für das 
Todbrennen noch die Brenndauer und Brenntemperatur 
in Betracht, beide aber insbesondere in Verbindung mit 
jenen, indem der schädigende zu langen oder bis 1600 Grad 
gesteigerten Erhitzens bei Gegenwart von Kieselsäure 
schnell zum Todbrennen führt. Von Wichtigkeit ist auch 
die Art und Weise der Vertheilung der Kieselsäure oder 
anderer Beimengungen im Kalksteine; sind dieselben fein 
und glëichmâssig vertheilt, so werden sie sich viel kräftiger 
geltend machen können, als wenn sie zur Ausfüllung von 
Gesteinsspalten und Drusen zusammengezogen sind. 
(Kann, Gewbl.) 
Beschluss 
des Vorstandes der Arbeiter-Unfallversieherungs-Anstalt 
für Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg in 
Salzburg in der 38. Sitzung am 26. September 1898. 
(Schlus s.) 
7. Rentenentscheidung: a) Renten auf die Dauer 
der Erwerbsunfähigkeit werden zuerkannt: 
Gruppe I. Land- und forstwirtschaftliche Betriebe: 
8154 U. Rauscher Ludwig 10°/o; 10753 U. Starlinger 
Ferdinand 50°/o; 13179 U. Gutt Franz 15°/o; 12772 U. 
Danninger Peter 60°/o; 14026 U. Gramberger Marie 18°/o. 
Gruppe IV. Steine und Erden: 7674 U. St otter Stefan 
15°/o; 13135 U. Dessio Angela 24°/o; 8404 U. Kern Leo¬ 
pold 120/0 ; 11026 U. Koller Felix 50°/o; 11129 U. Tasile 
Luigi 15°/o; 14382 U. Hauser Johann sen. 60°/o; 14537 U. 
Wallersdorf er Georg 6°/o; 9194 U. Schemer Alois 18°/o. 
Gruppe VI. Maschinen, Werkzeuge, Instrumente, 
Apparate: 6792 U. Swoboda Anton 60°/o; 10122 U. Böhmig 
Carl 6°/o; 11423 U. Sykora Josef 20°/o; 12282 U. Renz 
Franz 60°/o; 13377 U. Heinritzi Franz 18°/o; 14107 U. 
Hoffmann Friedrich 20°/o. 
Gruppe VII. Chemische Industrie: 8695 U. Watzinger 
Franz 6°/o. 
Gruppe VIII. Heiz- und Leuchtstoffe: 7616 U. Bader 
Josef 60°/o.
	        
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