Volltext: IV. Jahrgang, 1899 (IV. JG., 1899)

Nr. 20. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAU ZEIT UN G. 
Seite 157. 
I-Träger durch die Hälfte Eisen ersetzt werden kann, 
sondern sich selbst grosse Spannweiten von Dächern 
und sogar von Brücken kühn in Beton ausführen lassen 
(alles ohne jede Einschalung), so darf man wohl annehmen, 
Beton rangiere von nun an als erstes Baumaterial, mit 
einem Worte, als „Baumaterial der Zukunft!" 
Von der Pariser Weltausstellung 1900. 
Mitgetheilt vom Internationalen Patentbureau Carl Fr. Reichelf, 
Berlin NW. 6. 
I. 
Eine Hauptattraction der Pariser Weltausstellung von 
1900 wird der „künstliche Vulcan" bilden. Der Berg 
soll 140 Meter hoch werden und einen Durchmesser von 
etwa 210 Meter erhalten. Bei einem Umfange von 
630 Meter wird er eine Fläche von 7000 Quadratmeter 
bedecken. Die Hauptsache bei einem Vulcan sind natür¬ 
lich die Eruptionen, und so wird denn auch dieser 
imitierte Vesuv aus seinem tagsüber ständig von einer 
Rauchwolke bedeckten Haupt des abends dreimal Feuer 
speien und glühende Lava auswerfen, die in malerisch 
sich windenden Canälen an den Abhängen herabgeleitet 
wird. Der Berg wird von breiten Fahrstrassen umzogen 
sein, welche in weiten, eine Aussicht über Paris und das 
ganze Ausstellungsterrain bietenden Windungen bis zur 
Spitze ansteigen. — Für eilige Leute ~ ist durch eine 
Drahtseilbahn à la funicolare, del Vesuvio gesorgt. Natür¬ 
lich ist der ganze Berg mit Restaurants und Cafés, Variété- 
bühnen u. s. w. bedeckt, bei denen der glühendsten 
Ausstellungsphantasie freier Lauf gelassen worden ist, 
wie schon die angekündigten Nachbildungen von Dantes 
„Himmel" und „Hölle" als Restaurants fin de siècle be¬ 
weisen. — Selbstverständlich handelt es sich bei diesem 
umfangreichen Kunsthügel nicht um eine solide Erd¬ 
aufschüttung. — Das Innere des Pariser Vesuvs wird 
vielmehr ein Gewirr von eisernen Trägern darstellen, 
deren Gesammtgewicht etwa 7,500.000 Kilogramm be¬ 
tragen dürfte. Ueber dieses Metallgerippe wird eine Erd¬ 
decke gelegt, die mit natürlichen Felsformationen ab¬ 
wechselt und mit grünen Rasen und einer Unzahl von 
Blumengruppen bedeckt sein wird. — Aeusserlicli wird 
also alles zur naturgetreuen Nachahmung der Wirklichkeit 
geschehen. Ob aber auch die Begleiterscheinungen eines 
Vulcanausbruches, Erdbeben und Verschüttung einiger 
Stadttheile von Paris, beschlossen sind, entzieht sich 
unserer Kenntnis. 
Bekanntlich hat das grosse Fass von Heidelberg 
schon lange den Ruhm eingebüsst, das grösste Exemplar 
seiner Species zu sein. — Auf verschiedenen Welt¬ 
ausstellungen schon haben Concurrenten desselben die 
Aufmerksamkeit der Welt auf sich gezogon. — Es ist 
eigentlich natürlich, dass auch auf der Pariser Ausstellung 
ein derartiges Riesenfass erscheinen wird. — Dasselbe 
wird die Kleinigkeit von 4200 Hectoliter enthalten, würde 
also dem Heidelberger Fasse, welches einen Rauminhalt 
von 2000 Hectoliter hat, beträchtlich überlegen sein, so¬ 
dass es wahrscheinlich selbst dem Durste Perkeos wider¬ 
standen hätte. Gebaut wurde es von der Firma Frühinsholz 
zu Nancy. — Um die Fertigstellung dieses Ungethüms 
zu feiern, gab dieselbe ihrem Arbeitspersonale in der 
Stärke von 142 Köpfen ein Festmal und wählte als 
Schauplatz für dasselbe das Innere des Fasses, wo die 
Festtheilnehmer genügend Platz fanden. Am nächsten 
Tage fand ein zweites Bankett für die Behörden und 
Bürger statt, welches ebenfalls von etwa 100 Personen 
besucht war. — Das Fass, welches die Kleinigkeit von 
150.000 Kilogramm wiegt, kostet etwa 120.000 Mark. Das¬ 
selbe ruht auf besonderen Lagern und misst bis zur Höhe 
der krönenden Gallerie 14 Meter. 
Aus den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz. 
In der am 4. d. M. stattgehabten Sitzung des Ge- 
meinderathes wurden folgende Bauangelegenbeiten ver¬ 
handelt : 
Der Bürgermeister Poche theilt mit, dass im August 
1897 ein Antrag des Gemeinderathes Dr. Bearle ange¬ 
nommen wurde, über jene Erfahrungen zu berichten, 
welche sich aus dem letzten Hochwasser für die Be- 
urtheilung der Frage ergeben, ob die Grösse der Inun- 
dations-Oeffnungen bei der zweiten Brücke so ausreichend 
ist, dass eine Vergrösserung der Hochwassergefahr für 
Linz nicht zu erwarten ist. Hierüber habe das Bauamt 
im September 1897 berichtet, dass nach seiner Meinung 
durch den Bau der zweiten Brücke eine Vergrösserung 
der Hochwassergefahr nicht entsteht und dass eine Er¬ 
weiterung der Inundations-Oeffnungeñ nicht nothwendig 
sei. — Der Bürgermeister fügt noch bei, dass trotz dieses 
Gutachtens die neuerliche Eingabe der Bewohner der 
Unteren Donaulände eingehend behandelt und eine 
Commission einberufen werden wird, welche diesen 
Gegenstand genau untersuchen wird. Er werde nicht 
ermangeln, die k. k., Statthalterei von dem Ergebnisse 
dieser Berathung zu verständigen. — Der Gemeinderath 
nimmt diese Mittheilungen zur Kenntnis. 
Es folgt hierauf eine vertrauliche Sitzung, in welcher 
eine Canalbau-Angelegenheit des Unternehmers Stadl¬ 
bauer verhandelt wird. 
Nach Wiedereröffnung der öffentlichen Sitzung fasst 
der Gemeinderath in betreff des Verkaufes der Süd- 
b ah nh of grün de nach dem Antrage des Referenten 
Gemeinderath Dr. J ä g e r folgenden Beschluss : Es sei 
mit der Parcellierung der Südbahnhofgründe mit Aus¬ 
nahme des im vorliegenden Plane näher bezeichneten 
Baublockes vorzugehen. Der Bürgermeister wird zu diesem 
Zwecke ersucht, das Stadtbauamt zu beauftragen, die 
Parcellierungspläne zur Beschlussfassung vorzulegen. 
Nach Genehmigung der Parcellierungspläne ist öffentlich 
kundzumachen, dass nunmehr von Kauflustigen Offerte 
auf einzelne oder mehrere Baustellen entgegengenommen 
werden, wobei sich jedoch der Gemeinderath hinsichtlich 
der Annahme oder Ablehnung jedes einzelnen Offertes 
vollkommen freie Hand behält. 
Nach dem Antrage des Gemeinderathes Beyer wird 
beschlossen, es sei dem Ansuchen des Johann Lechner, 
Hausbesitzer in der Weingartshofstrasse, um Bewilligung 
eines Beitrages zur Herstellung einer Stützmauer auf 
seinem Grunde in der Maria Theresiastrasse keine Folge 
zu geben; bezüglich des weiteren Ansuchens, um Be¬ 
willigung zur Herstellung einer Einfriedung werde die 
Entscheidung dem Bürgermeister vorbehalten. 
Das Gesuch des Karl Stiglehner, Herrenstrasse 56, 
um Genehmigung der angesuchten Parcellierung seines 
Grundes wird zustimmend erledigt. (Referent Gemeinde¬ 
rath Bauer.) 
Betreffs des von der k. k. Staatsbahn zu über¬ 
nehmenden Theiles eines Strassencanales beim neuen 
Administrations-Gebäude stellt der Referent Gemeinderath 
Bauer folgenden Antrag: In Behandlung seines Be-
	        
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