Volltext: IV. Jahrgang, 1899 (IV. JG., 1899)

Seite 148. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 19. 
Vermischen derselben in noch höherem Maße der Fall. 
Eine Unzahl Arbeiten fallen ungünstig aus, weil man 
sich nicht die Mühe nahm, die Materialien so zu be¬ 
handeln, wie es die Natur der Sache erfordert. Man gibt 
dann kurzweg dem Bindemittel die Schuld am Nicht- 
gelingen, während alles nur an der falschen Behandlungs¬ 
und Arbeitsweise gelegen hatte. Man kann deshalb be¬ 
haupten, dass im letzteren Vorgange die eigentlichen 
Momente liegen, um gute Resultate zu erzielen; denn es 
ist ja an und für sich weniger denkbar, dass die Gleich- 
giltigkeit so gross sei „das nächste beste Bindemittel 
oder Rohmaterial zum Betonieren der Bequemlichkeit 
halber zu wählen, ohne von seiner Güte Kenntnis zu 
haben". Es erfordert sonach die Behandlung eben solche 
Aufmerksamkeit, umsomehr, als da die Hantierungen des 
Arbeiters in Betracht kommen, die zu beaufsichtigen 
man bekanntermaßen selbst bei Nebensächlichem nie ver¬ 
säumen darf. Fächgemässe richtige Behandlung und Ver¬ 
arbeitung des Rohmateriales ist eben ein Hauptfactor 
beim Betonieren, zumal gerade in den Mischungen, wie 
bereits erwähnt, eine heillose Verschleuderung getrieben 
und dadurch, wie durch andere noch näher zu beleuchtende 
Umstände der Beton als ein theures Baumaterial ver¬ 
schrieen wird. In der naturgemässen Behandlung der 
Bindemittel speciell liegt eine Fülle von ökonomischen 
Wert und es muss daher für jeden Techniker eine nicht 
zu umgehende Aufgabe sein, sich Kenntnis hievon zu 
verschaffen. (Schluss folgt.) 
Aus den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz. 
In der am 13. September 1. J. stattgehabten Sitzung 
des Gemeinderathes in Linz wurden folgende Bau- 
angelegenbeiten erledigt: 
Gemeinderath Beyer beantragt, es sei dem An¬ 
suchen der Firma Kays er um Instandsetzung der Strassen- 
fahrbahn, sowie um Beleuchtung der Raimundstrasse 
(Aufstellung einer ganznächtigen und einer halbnächtigen 
Gaslaterne) Folge zu geben, das weitere Ansuchen der 
genannten Firma um vorläufige Unterlassung der Trottoir- 
herstellung jedoch abzuweisen. Wird angenommen. 
Nach dem Antrage des Gemeinderathes Bauer 
werden die Gesuche der Herren Johann Jax sen., Johann 
Jax jun. und Josef Herndl aus Ried um Bewilligung zur 
Parcellierung von Gründen nächst der Wiener Reichs¬ 
strasse zustimmend erledigt. 
Gemeinderath Bauer berichtet ferner betreffs Anzeige 
über die Vollendung einiger Strecken des Vororte- und 
Entlastungscanales und über deren Oollaudierung und 
stellt den Antrag: Der Gemeinderath nehme das vor¬ 
liegende Protokoll zur Kenntnis und behalte sich vor, 
wegen der vorgekommenen Terminüberschreitung bei der 
Bauherstellung weitere Beschlüsse zu fassen. Dieser An¬ 
trag -wird nach einigen Bemerkungen der Gemeinderäthe 
Dr. Prohaska, Zellinger und Endlweber angenommen. 
Gemeinderath Beyer macht Mittheil ung- von einer 
Note der k. k. Statthalterei vom 26. August d. J. be¬ 
treffend die Activierung von Wintercursen für Bauhand¬ 
werker in Verbindung mit der Staats-Handwerkerschule. 
Diese Mittheilung wird zur Kenntnis genommen. 
Sitzung vom 28. September. 
Gemeinderath Bauer berichtet über das Gesuch des 
Herrn Ernst Mareis, um Aenderung der Baulinie für sein 
zu erbauendes Haus auf der Landstrasse Nr. 29. Der 
Berichterstatter weist darauf hin, dass auf der Ostseite 
der Landstrasse mit dem Baumgartner-Haus die Baulinie 
beginne, und daran festgehalten werden müsse. Er be¬ 
antragt die Abweisung des Gesuches, welcher Antrag 
angenommen wurde. — Auch wurde die Einführung 
der Wasserleitung in der Friedhof-, Jungwirth- und 
Lenaustrasse beschlossen. 
Local-Baunotizen. 
Praktische Sicherlieits-Vorkehrungen beim letzten 
Hochwasser. Ein Augenzeuge schildert uns die in Eisenerz 
anlässlich der letzten Hochwasser-Ereignisse getroffenen 
Sicherungs-Vorkehrungen, so weit sie die arg gefährdete 
Eisenbahnstrecke Hieflau-Vordernberg betrafen, wie folgt: 
Ausser den in einigen Tagesblättern in anerkennenswerter 
Weise hervorgehobenen Hilfeleistungen der Arbeiter der 
Bergverwaltung und der Eisenerzer Feuerwehr verdient, 
und zwar nicht in letzter Hinsicht hervorgehoben zu 
werden, dass es der zur Zeit in Eisenerz beim Baue der 
neuen Hochofenanlage der „Oesterreichischen Alpine- 
Moñtangesellschaft" thätigen Bau-Unternehmung 
„Ackermann & Madile" in Klagenfurt und Linz zu 
verdanken ist, dass den Verheerungen bestmöglichst ge¬ 
steuert wurde. Sofort nach Bekanntwerden der Muhr- 
niedergänge und der Ueberschwemmung des Tullnbach.es 
und des Reichensteinerbaches rückte der Bauleiter der 
genannten Firma, Herr Ingenier F. Hengerer, mit 250 
mit allen nothwendigen Geräthen ausgerüsteten Leuten 
aus, liess den Bahnkörper zum Theile von den ange¬ 
schwemmten Schlamm- und Steinmassen säubern und den 
Bahndurchlass öffnen, um dem aufgestauten Wasser einen 
Abfluss zu verschaffen, indem noch durch Einhängung 
von mit grossen Steinen beschwerten Bäumen die un¬ 
heimlich daherrauschenden Wasser- und Schlammassen 
des Tullnbaches. gezwungen wurden, ein gerades Bett 
gegen den Erzbach einzunehmen, und diesem Vorgehen 
ist es einzig und allein zu verdanken, dass das Heizhaus 
und das an dasselbe anstossende Wohnhaus vor jeder 
Beschädigung bewahrt blieb. Auf speciellen Wunsch des 
Vorstandes der Bahnerhaltungssection Eisenerz, Herrn 
Ober ingénieur Pezza i, rückten weitere 100 Arbeiter 
der genannten Bauunternehmung aus, um den Ver¬ 
heerungen, welche der Erzbach an der Strecke gegen 
Hieflau angerichtet hatte, Einhalt zu thun. Bei Anlangen 
dieser Truppe fand man bei Kilometer 11 die Strasse 
durch das Wasser weggerissen und den Bahnkörper 
selbst in höchster Gefahr. Durch das sofortige, energische 
Eingreifen gelang es, den Eisenbahnkörper durch das 
Einhängen von Rauhbäumen zu schützen. Auch die zum 
Schutze des Brückenpfeilers bei Kilometer 6*8 unter¬ 
nommenen Vorkehrungen hatten ein günstiges Resultat. 
Noch aber war nicht die grösste Gefahr beseitigt. Bei 
Kilometer 6*8 hatte der Erzbach den Bahndamm in einer 
Ausdehnung von 100 Meter direct von der Berglehne, 
und bei Kilometer 3*8 sein ursprüngliches Bett aufzufinden 
gewusst. und den Damm in einer Länge von 80 Meter 
weggerissen, so dass der Oberbau gleich einem Hänge¬ 
werke frei in der Luft schwebte. Leider konnten natür¬ 
lich diese Objecte nicht mehr gerettet werden, sondern 
bloss Präventivmaßregel ergriffen werden, um das weitere 
Umsichgreifen der rasenden Wässer zu verhüten. Weiters 
wurde in der Strecke gegen Vordernberg in der Unter¬ 
fangung einer 10 Meter hohen Stützmauer mittelst Pilotage 
und 12 Meter langen Steinkästen mit besonderer Gewandt-
	        
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