Volltext: IV. Jahrgang, 1899 (IV. JG., 1899)

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IV. Jahrgang, Nr. 19. 
Linz, 1. October 1899. 
Oberösterreichische Bauzeitung 
Zeitschrift für Bauwesen. 
Redaction und Administration: LINZ. Mozartstrasse 28. 
Herausgeber und Verleger: Eduard Kornhoffer. 
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Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
I ganzjährig mit fl. 10.— .. / ganzjährig mit . fl. 8 
für die J halbjährig . . „5.-. rfÛT halbjährig . . . „4 
Provinz . ; ' . ' 
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Erscheint am 1. und 15. 
jedes Monat, 
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INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung", Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt. Wie sind überschwemmt gewesene Wohnungen zu behandeln? 
— Die „Herrgottschnitzerei" in Tirol. — Beton als Baumaterial der 
Zukunft. — Aus den G-emeinderaths-Sitzungen in Linz. — Local-Baunotizen. 
— Technische Neuigkeit. — Briefkasten. — Offene Stellen. — Angesüchte 
Baulicenzen in Linz. — Anmeldungen für Wasserbezug. — Ausweis über 
die Umschreibung von Immobilien in Linz. — Inserate. 
Wie sind überschwemmt gewesene Wohnungen 
zu behandeln? 
Yon Professor A. Scharf. 
Dass die durch das letzte Hochwasser überschwemmt 
gewesenen Wohnungen einen nachhaltigen Herd zur 
Krankheitsbildung abgeben, das wissen Aerzte und 
Techniker; wie aber diese schädlichen Folgen am besten 
vermieden werden können, das kann nur aus der Er¬ 
fahrung gelehrt werden, die Schreiber dieser Zeilen sich 
bei ähnlichen Anlässen eigen gemacht hat, und die er 
zum allgemeinen Wohle im Nachstehenden der Oeffent- 
lichkeit übergibt. 
Was also die überschwemmt gewesenen Wohnungen 
anbetrifft, so kommt es in erster Reihe darauf an, das 
Grundwasser aus denselben baldigst zu entfernen, und 
sodann die Räume, in denen Wasser gestanden, einer 
gründlichen Reinigung von dem zurückbleibenden 
Schlamme und Moder zu unterziehen. Dieser Schlamm 
enthält an organischen, sich zersetzenden Stoffen 
grosse Mengen, und es kann die sorgfältigste Portschaffung 
desselben (Abkratzen und Abspülen yon den Mauern, 
Ausstechen aus der Kellersohle) nicht genug em¬ 
pfohlen werden. 
Wo das Wasser in gedielte Räume gedrungen war, 
müssen die Dielen aufgenommen und es muss unter 
denselben gründlich gereinigt werden. Anstatt 
des feuchten Materiales unter den Dielen ist trockenes 
zu schaffen (trockene Asche, Schlacken etc.). Loser 
Verputz ist von den Mauern abzuschlagen, doch soll 
man nicht sogleich aufs neue verputzen, sondern die 
Mauern bis zur vollständigen Austrocknung ohne 
Verputz stehen lassen. Das Austrocknen der Räume ge¬ 
schieht durch kräftige Ventilation stetes Offenstehen 
der Thüreii und Fenster, dabei Unterhaltung von offenen 
Coaksfeuern oder auch zeitweisen Flackerfeuern, 
einmal um durch die wärmere Luft umsomehr Feuchtig¬ 
keit zur Verdunstung zu bringen, anderseits, da solches 
Feuer die Ventilation in intensiver Weise unterstützt. 
Mit den vielfach empfohlenen chemischen Aus¬ 
trocknungsmitteln ist wenig oder nichts zn erreiche«, 
und es beruht die Empfehlung vieler derartiger Mittel 
auf ganz irrthümliclien Voraussetzungen. 
Wenn es sich bei Neubauten darum handelt, den 
frischen Mörtel zur Trocknung und Erhärtung zu bringen, 
so geschieht dies auf Grund eines chemischen Umwand- 
lungsprocesses, der umso schneller vor sich geht, wenn 
ihm reichliche Kohlensäure zugeführt wird ; diesem Zwecke 
dienen auch die sogenannten Trockenbriquetts. Jetzt aber 
handelt es sich um Fortschaffung der Feuchtigkeit, 
zu welcher die Kohlensäure gar nichts beitragen 
kann. Die concentrierte Schwefelsäure hat allerdings die 
Eigenschaft, Wasser aus der Luft aufzunehmen, aber 
diese Aufnahme ist eine nur beschränkte, und ausser¬ 
dem hat es doch auch grosse Bedenken, mit concentrierter 
Schwefelsäure, einen so gefährlichen Stoff, in den 
Häusern umzugehen. Da es, wie oben bemerkt, darauf 
ankommt, der fauligen Zersetzung der organischen Stoffe 
möglichst entgegen zu treten, so ist nach der mecha¬ 
nischen Reinigung der überschwemmten Räume die 
Desinfection derselben zu empfehlen. 
Will man Desinfectionsmittel in Gebrauch ziehen, 
welche nicht nur zum Abspülen, Abwaschen, 
Scheuern, zum Einlaufen in das Erdreich geeignet sind, 
sondern auch durch ihre Flüchtigkeit den ganzen Raum 
desinficieren und überall hineindringen, so empfiehlt sich 
am besten die Carbolsäure (rohe Carbolsäure im 
Wasser), durch dieses Mittel wird die Zersetzung der 
organischen Stoffe inhibiert. Auch der Chlorkalk in 
Wasser gelöst ist zu empfehlen. Chlorräucherung 
zum Desinficieren der Räume, zu letzterem Zwecke 
jodoch besser die schwefelige Säure (Verbrennen von 
Schwefel). Will man Eisenvitriol benützen, bei dem 
von flüchtiger Wirkung keine Rede ist, so sei auch 
noch bemerkt, dass man wegen der zurückbleibenden 
Flecken dieses Mittel zum Abwaschen von Holz nicht 
gebrauchen kann ; sonst steht der Anwendung desselben 
nichts entgegen; dasselbe macht manche Zersetzungs- 
producte der organischen Stoffe unschädlich. 
Die schädlichen Folgen der im Boden enthaltenen 
Zersetzungsproducte äussern sich in erster Linie auf die 
Brunnen, die deshalb längere Zeit hindurch einer 
sanitätspolizeilichen Controle auf Grund fort¬ 
laufender chemischer Untersuchung des Wassers unter¬ 
worfen werden müssen. Wo Wasserleitungen vor¬ 
handen sind, ist das Trinkwasser ausschliesslich 
aus diesen zu entnehmen; anderwärts ftiuss das Brunnen¬ 
wasser vor dem Trinken stets abgekocht werden. Ob 
Brunnen zu. schliessen sind, muss eben in jedem 
concreten Falle beurtheilt werden, wie die Frage, ob 
eine Wohnung für unbewohnbar erklärt wird. Rein¬ 
haltung des Bodens von allen Abfallstoffen, Ent-
	        
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