Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Seite 186. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUMG. 
Nr. 24. 
dass sich dasselbe gegen Osten zu senkt, daher bei rich¬ 
tiger Anlage des Oanalnetzes der Hauptcanal nach dieser 
Richtung hin gelegt werden sollte, so dass die Aus 
mtindung desselben in die Donau in der Nähe der Schiffs- 
werfte zu projectieren gewesen wäre. Bei heftigen Ge¬ 
wittern konnte das bergseitig kommende Niederschlags¬ 
wasser infolge Rückstauens des Donauwassers nicht rasch 
genug abgeleitet werden und verursachte Ueberschwem- 
mungen der Strassen und beschädigte den Hauptcanal 
in den Jahren 1885 und 1896. 
Im Jahre 1891 wurde der Sammelcanal längs der 
Donaulände erbaut, um den Donauhafen in sanitärer 
Hinsicht nutzbar zu machen. Bei der Erbauung dieses 
Sammelcanals konnte schon Bedacht genommen werden, 
um bei der k. k. Tabakfabrik einen Oanal in denselben 
einmünden zu lassen, welcher an der südlichen und öst¬ 
lichen Grenze des verbauten Stadtgebietes erbaut werden, 
und auch einen Theil des Niederschlagsgebietes des über¬ 
lasteten Hauptcanales aufnehmen sollte. Die Entwicklung 
der Vororte Lustenau und Waldegg, insbesonders aber 
die industriellen Etablissements daselbst, ferner die sanitären 
Uebelstände in der Landes - Irrenanstalt, sowie des 
städtischen Versorgungshauses drängten zur Lösung der 
Frage einer Vororte-Canalisierung. Das Stadtbauamt hat 
nun das Project für beide Canäle gemeinsam gelöst und 
den Entlastungscanal südöstlich der Stadt gegen den 
Vorortecanal traciert, und beide durch einen gemeinsamen 
Hauptsainmelcanal zur Donau geführt. Durch diese An¬ 
ordnung werden die Abfallstoffe weitab von der Stadt 
in die Donau geleitet und günstigere GefällsVerhältnisse 
für den Ablauf der Niederschlagswässer erzielt. 
Das vorliegende Project setzt sich demnach aus fol¬ 
genden Theilen zusammen: 
a) dem Entlastungscanale von der Weingartshofstrasse 
bis zum Hauptsammelcanale; 
b) dem Vorortecanale vom Polygonplatze an der 
Reichsstrasse bis zum Hauptsammelcanal; 
c) dem. Hauptsammelcanale, welcher von der Ver¬ 
einigung beider in die Donau führt. 
a) Der Eiitlastiingscanal. 
Zur schadlosen Abführung der Tagewässer des Haupt¬ 
canales der Landstrasse werden von dem bisherigen 
Niederschlagsgebiete 180 Hektar abgetrennt und in den 
Entlastungscanal einbezogen. Es sind dies die südöst¬ 
lichen Hänge des Freinberges bis zur Kellergasse und 
Gärtnerstrasse einerseits und übef das Gaugenbergerfeld 
bis Niederreith anderseits, sowie das Gebiet des Staats¬ 
bahnhofes und der Werkstätten. Bei einer Abfuhrmenge 
von 0-006 Meter pro Stunde ergibt sich eine secundliche 
Abfuhrmenge von drei Oubikmetern. Der Entlastungs¬ 
canal soll ferner das Gebiet zwischen der Göthestrasse 
und dem Bahnkörper der k. k. Staatsbahn, den Südbahn¬ 
hof, das Krankenhaus, die Grünauerstrasse, die Fabrik 
Heinrich Franck Söhne und einen Streifen zwischen 
der k. k. Staatsbahn und dem Inundationsgebiete der 
Donau bis zur Einmündung des Entlastungscanales in 
den Hauptsammelcanal entwässern. Das Gesammt-Ent- 
wässerungsgebiet umfasst einen Flächenraum von 240Hektar 
und eine secundliche Abfuhrmenge von 4-0 Cubikmeter 
bei der Annahme eines Stundenmaximums von 6 Milli¬ 
meter Regenhöhe. Die Oanalisierung für dieses Gebiet 
beginnt bei der Abzweigung der Tegethoffstrasse von 
der Stockhofstrasse und führt von dort in die Weingarts¬ 
hofstrasse. Bis daher genügt ein Canal in der Kategorie IV. 
Von der Weingartshofstrasse an führt der Canal zum 
Volksgartenplatz. Auf diesem Wege nimmt er den Canal 
der Bahnhofstrasse, der Figulystrasse und Gärtnerstrasse 
auf. Im weiteren Laufe führt er in der Stelzhamerstrasse, 
Göthestrasse zum Südbahnhofe und wendet sich bei der 
Franck’schen Fabrik dem Hauptsammelcanale zu. Die 
gesammte Länge des Canales ist 2250 Meter. Das Gefälle 
desselben beträgt von der Weingartshofstrasse bis zum 
Südbahnhnfe 0-0022, von da bis zum Sammeleanale 0-0028. 
Die Profile in Eiform sind im Verhältnisse 2:4 für die 
Weite zur Höhe, und bis zum Südbahnhofe ein Durch¬ 
messer in der Kämpferhöhe von P00 Meter, von da bis 
zum Sammeleanale 1*00 Meter gewählt. Die Baukosten 
dieser Canalstrecke sind mit 86.000 fl. präliminiert. 
b) Der Vororte-Canal. 
Die Vororte Waldegg und Lustenau durchzieht der 
sogenannte Grundbach oder Füchselbach. Derselbe ent¬ 
springt in der Gegend von Offering und Pasching, und 
verlauft zum grössten Theile des Jahres in dem schotterigen 
Untergrund zwischen Leonding und Linz. Nur zu Zeiten 
der Schneeschmelze und nach heftigen Regengüssen führt 
er eine ziemlich bedeutende Wassermenge ab. Die 
Oanalisierung dieses äusseren Gebietes kann nur in 
zweierlei Weise durchgeführt werden und zwar: 
1. Dass man die darauffallenden atmosphärischen 
Niederschläge und den Füchselbach zusammen ableitet, oder 
2. es bleibt der Füchselbach als periodisch auftreten¬ 
des Wasser unberücksichtigt, fliesst in seinem derzeitigen 
Bachbeete ab, und es wird nur das Niederschlagswasser 
des zu canalisierenden Terrains aufgenommen. 
Das Stadtbauamt hat folgende Lösung gefunden: Der 
Vorortecanal umfasst ein Gebiet, welches vom Staatsbahn¬ 
hofe, der Landes-Irrenanstalt, dem Versorgungshause, 
der Gemeindegrenze gegen Kleinmünchen und St. Peter 
gegen die Donau durch deren Inundationsgebiet begrenzt 
ist, und noch das Gebiet von der Reichsstrasse bis zum 
Bahnkörper der k. k. Staatsbahn in sich schliesst. Das 
Entwässerungsgebiet hat einen Flächenraum von 300Hektar 
und ergibt eine secundliche Abfuhrmenge von 4*2 Oubik- 
meter bei einer stündlich abzuführenden Regenhöhe von 
5 Millimeter. Die Annahme einer Regenhöhe von 5 Milli¬ 
meter erscheint für diesen Stadttheil gross genug, da 
derselbe nach dem offenen Bausystem verbaut werden 
wird, und dadurch ein grosser Theil der Grundfläche für 
Gärten reserviert bleibt, in deren grösstentheils schotterigen 
Untergrund das Wasser versitzt. Für die Oanalisierung 
der Vororte beginnt das grössere Canalprofil bei dem 
Polygonplatze nächst der Abzweigung der Irrenhausstrasse 
von der Wiener Reichsstrasse aus, in welcher die derzeit 
zur Ausführung projectierten Zuleitungscanäle vom Ver¬ 
sorgungshause und der Landes-Irrenanstalt, sowie von 
der Fabrik der Actiengesellschaft „Union“ münden. Die 
Trace führt in der projectierten Strasse vom Polygon¬ 
platze nächst der Krauss’schen Fabrik vorüber, unterfährt 
die Kremsthalbahn und die k. k. Staatsbahn und ver¬ 
einigt sich bei einer Länge von 1300 Metern mit dem 
Entlastungscanal zum Hauptsammelcanale. Das Gefälle 
beträgt in dieser Canalstrecke 0-0022 Meter. Die Profile 
sind 2: 4 im Verhältnisse der Weite zur Höhe in Eiform 
angenommen und haben einen Durchmesser von P00 Meter 
bis zur Verlängerung der Friedhofstrasse, und von da 
bis zum Schlüsse einen solchen von 1-16 Meter. Für die 
beiden Zweigcanäle vom Versorgungshause und der Fabrik 
„Union“ sind Canalprofile der Kategorie IV in Aussicht
	        
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