Volltext: I. Jahrgang, 1896 (I. JG., 1896)

Nr. 7. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 59. 
Stegstärke 10 und die Basisbreite 85’0 bis 90 Millimeter 
und eiserne Schwellen in einer Maximalentfernung von 
1 Meter angeordnet. 
Diese Schwellen haben eine Länge von 1*8 Meter, 
ein Gewicht von 28 bis 30 Kilogramm und wird die Be¬ 
festigung der Schienen an den Schwellen in ähnlicher 
Art wie bei der Schneebergbahn ausgeführt werden. Der 
Stoss ist fest und kommen bei den Verlaschungsstellen 
Schwellen mit 8, sonst Schwellen, mit 4 Löchern für die 
Befestigungsschrauben zur Anwendung. Die Weichen 
werden diesem Schienenprofile angepasst und mit Stell¬ 
vorrichtungen versehen sein. Der keilförmige Kopf und 
die niedrigen Laschen wurden gewählt, um die Anwen¬ 
dung einer Schienenkopfbremse zu ermöglichen. 
(Fortsetzung folgt.) 
Die Ursache des sogenannten Wurmfrasses 
im Holz. 
Von M. Fünfstück. 
Die neueren Untersuchungen über die Physiologie 
der Holzgewächse haben unter anderem auch Ergebnisse 
zutage gefördert, welche meines Erachtens grosse prak¬ 
tische Bedeutung besitzen, allein bisher so gut wie ohne 
Beachtung geblieben sind. 
Die nachstehenden Ausführungen verfolgen den Zweck, 
zu zeigen, wie nützlich es zuweilen wäre, wenn es die 
Pflanzenphysiologie über sich gewinnen könnte, die soge¬ 
nannten „ Nebenergebnisse “ ihrer Forschungen jeweils 
auch denjenigen zugänglich zu machen, welche zu ihrer 
eventuellen praktischen Verwertung berufen sind. Dies 
ist bisher, wenn wir von Forst- und Landwirtschaft ab- 
sehen, nur in ganz seltenen Fällen geschehen. 
An einem Beispiel sei in Kürze gezeigt, was in der 
fraglichen Richtung erreicht weiden könnte, wenn die 
Beziehungen zwischen Wissenschaft und Praxis enger 
geknüpft würden. 
Nach den Beobachtungen von Emile Mer (Moyen de 
preserver les bois de la vermoulure, Oompt. reng. des 
seances de FAcad des sciences de Paris, T. CXVII, pag. 
694 ff.) ist stärkereiches Holz am meisten dem sogenannten 
Wurmfrasse ausgesetzt. Der genannte Forscher folgt dar¬ 
aus, dass die Stärke im Holz den Insecten als Nahrung 
dient. In der That hat sich herausgestellt, dass das von 
den Insecten aus dem befallenen Holze herausbeförderte 
Holzmehl stets frei von Stärke ist. Zur experimentellen 
Prüfung der Frage stellte Mer Scheiben aus Eichenholz 
3 Jahre hindurch an einem Orte auf, an welchem sie 
dem Wurmfrasse sehr ausgesetzt waren. Aus einzelnen 
Scheiben war zuvor die Stärke vollständig, aus anderen 
nur theilweise entfernt worden, während die übrigen den 
normalen Stärkegehalt besassen. Die Scheiben waren 
während der ganzen Versuchsdauer in regellosem Durch¬ 
einander aufgestellt. Nach Ablauf von 3 Jahren zeigte 
sich, dass die Versuchsobjecte nach Maßgabe ihres Stärke¬ 
gehaltes von den Insecten angegriffen worden waren: die 
stärkereichen Scheiben waren total zerfressen, die stärke¬ 
ärmeren nur wenig, die stärkefreien dagegen waren voll¬ 
kommen vom Wurmfrasse verschont geblieben. 
Die mitgetheilten Ergebnisse beziehen sich nur auf 
Versuche mit Eichenholz. Es ist sehr wohl möglich, ja 
wahrscheinlich, dass Versuche mit anderen Hölzern das 
gleiche Resultat ergeben haben würden. Andererseits 
darf jedoch nicht übersehen werden, dass in bestimmten 
Fällen neben der Stärke Stoffe vorhapden sein, oder 
unter Umständen sich bilden können, welche geeignet 
sind, die schädlichen Insecten fernzuhalten. Das Zu¬ 
treffende oder Unzutreffende dieser Möglichkeiten lässt 
sich einzig und allein durch Versuche entscheiden, welche 
meines Wissens in Bezug a if die für uns in Betracht 
kommenden Nutzhölzer bisher von keiner Seite ausge¬ 
führt worden sind, obschon sie durch die bereits vor 
mehreren Jahren veröffentlichten Untersuchungen vom 
Chemiker Mer so nahegelegt wurden. 
Mer beobachtete weiter, dass bei Entrindung des 
Stammes 3 oder 4 Monate vor dem Fällen die Stärke 
aus der entrindeten Region völlig verschwindet. Eine 
derartige Entstärkung lässt sich sogar schon durch eine 
einfache Ringelung von mehreren Oentimetern Länge in 
der oberen Stammhälfte erreichen unter der Voraus¬ 
setzung, dass die etwa sich neu bildenden Triebe ent¬ 
fernt werden. Als geeignetste Zeit für die Vornahme der 
Ringelung bezeichnet Mer das Frühjahr (Ende Mai). 
Es ist ohne weiteres klar, dass die MePschen Vor¬ 
schläge zur Entstärkung des Holzes für die Praxis nicht 
in Betracht kommen können, weil ihre Ausführung viel 
zu kostspielig und umständlich sein würde. 
Die von Mer empfohlene künstliche Entstärkung ist 
indes in vielen Fällen aus dem einfachen Grunde ent¬ 
behrlich, weil sie von der Natur auch ohne künstliche 
Anregung herbeigeführt wird. — Die Kiefer, welche wäh¬ 
rend des Sommers reich an Stärke ist, verwandelt die¬ 
selbe im Herbste in Fett und bleibt ein typischer „Fett¬ 
baum“ bis zum Frühjahr. Bei der Buche findet das Um¬ 
gekehrte statt. Um diese Hölzer stärkefrei zu bekommen, 
hätte man also nur nöthig, sie zu fällen, bevor die Stärke¬ 
bildung eintritt. 
Allein sichere Angaben über den Zeitpunkt, an wel¬ 
chem die Stärkebildung eintritt, lassen sich' leider zur 
Zeit, selbst für unsere wichtigsten einheimischen Nutz¬ 
hölzer, nicht machen, weil in dieser Beziehung ausrei¬ 
chende und zuverlässige Untersuchungen nicht vorhanden 
sind. Wir wissen nur soviel, dass sich jene Umwandlungen 
innerhalb einer Vegetationsperiode mehrmals vollziehen 
können, dass ihr früherer oder späterer Eintritt von kli¬ 
matischen, insbesondere aber von Witterungseinflüssen 
abhängig ist, dass sich die fraglichen Umwandlungen in 
bestimmten Fällen sehr rasch — innerhalb weniger Tage 
— vollziehen. Eine Linde in der Umgebung von Stutt¬ 
gart strotzte geradezu von Fett am 13. März 1894; bei 
der Untersuchung am 30. März zeigte sich, dass das 
Fett verschwunden und an seiner Stelle Stärke und 
Glykose getreten waren. 
Ende April 1894 war eine Buche an demselben Stand¬ 
ort noch reich an Stärke, Mitte Mai (wahrscheinlich schon 
früher) bereits reich an Fett, während Stärke nur noch 
spurenweise vorhanden war. 
Die in Rede stehenden Verhältnisse sind von den 
Pflanzenphysiologen bisher nur insoweit verfolgt worden, 
als es die Lösung bestimmter Fragen rein wissenschaft¬ 
licher Natur jeweils erforderte; auf die Bedürfnisse des 
praktischen Lebens ist im allgemeinen keine Rücksicht 
genommen worden. In den wenigen Fällen, in denen 
letzteres geschah, sind die Ergebnisse der pflanzenphy¬ 
siologischen Forschung infolge der einseitigen Art ihrer 
Bekanntgabe kaum über den engen Kreis der Fachge¬ 
nossen hinaus bekannt geworden.
	        
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