Volltext: Johannes von Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden

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K u d o 1 f Klug. 
Schrift aufmerksam unter dem unvollständigen Titel: Trac- 
tatus Iohannes de Gmünd baccalarii, so daß die Meinung 
entstehen konnte, es handle sich um eine Schrift aus der 
Jugendzeit des Gelehrten. Sie ist außerordentlich schlecht 
geschrieben und ihre Entzifferung war nur durch Vergleichung 
mit der Wiener Hs. 2440 möglich. Sie stellte sich dabei als 
eine fast buchstabengetreue Abschrift der Practica dieses 
Kalenders heraus. Voran geht ein Absatz über die Bedeutung 
der Zeichen: Das erste Zeichen ist der Widder, es ist gut, 
warm, trocken, feurig, entspricht dem Kopf und seinen Tei 
len. Wenn der Mond aus ihm austritt, darf am Haupt nicht 
zur Ader gelassen werden. Diese significatio kommt in allen 
Kalendern des J. v. G. vor. 
Die Mondkalender des Mittelalters. 
Einer der Hauptzwecke des Kalenders ist die Bestim 
mung der Neu- und Vollmonde. Hier boten sich aber 
besondere Schwierigkeiten, weil das Verhältnis der Umlaufs 
zeiten von Sonne und Mond sich nur durch große Zahlen 
ausdrücken läßt. Der Augenblick der Konjunktion und Op 
position von Sonne und Mond ist, außer im Fall einer Fin 
sternis, nicht durch Beobachtung bestimmbar, man hielt sich 
daher an das Neulicht, das erste Auf tauchen des zunehmen 
den Mondes aus den Sonnenstrahlen. So fanden die Griechen, 
daß in 19 Sonnenjahren 235 Mondwechsel stattfinden, also 
nach 19 Jahren der Vollmond wieder auf das gleiche Monats 
datum fällt. Der daraus sich ergebende Wert einer Lunation, 
29 d 12 h 43 m 12 s , ist um 51 s zu klein, was für den Kalender 
jedoch von keiner Bedeutung ist. Durch wiederholte Addi 
tion zu einem bekannten Vollmond erhält man die mittleren 
Werte, die von den wahren um einige Stunden ab weichen 
können, die Fehler gleichen sich aber immer wieder aus. Die 
ser 19jährige Zyklus bildet die Grundlage der mittelalter 
lichen Kalender, in welchen die ,goldenen Zahlen 4 , die Ord 
nungszahlen eines Jahres in diesem Zyklus, die Vollmonde 
finden lassen. Ihre Anordnung stellt eine Mondtafel in der 
einfachsten Form dar.
	        
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