Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 12 1933 (Nr. 12 / 1933)

JJ 0 9 — d 9 Bauernkriegsroman 
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14. Fortsetzung 
zlüchten und durch Preisgabe seines Hauses in Wels 
seinen Kopf zu retten. So kommt das Trenker-Haus in 
Graf Herberstorfs Besitz. Schorer konnte noch von 
Blück sagen, die anderen geistigen Führer der Bau— 
ernschaft: der Steyrer Stadtrichter Wolfgang Madl— 
seder, der Bauernauditor Dr. Lazarus Holzmüller, 
der Oberhauptmann Achaz von Willinger und andere 
sind ergriffen worden und warten des Gerichtes. 
Dreimal rufen die Bauern: „Jesus, steh uns bei, 
hilf uns, verlaß uns nicht!“ Es ist ihr Todesruf. Ver— 
zweiflungsvoll sich an den Glauben anklammernd, 
werden die Wilden, Wütigen, zu Märtyrern ihres 
Blaubens, zu Opfern ihres eigenen, eisenhartenWil— 
lens. Sie selbst haben Märtyrer gemacht. Den Pfar— 
rer von Michaelnbach — damals Michaelndorf ge— 
nannt — haben sie zwischen zwei berittenen Bauern 
von der Donau bis zur Traun gejagt und ihn zu 
Ebelsberg durch siebzehn Schüsse getötet. Andere 
Blutopfer hat ihr Kriegswahnsinn gefordert. Nun 
sühnen sie ihre Frevel mit ihrem Blut.... 
Die Schlacht bei Gmunden ist wieder ein schauer— 
licher Kampf zwischen Soldaten und Bauern. Der 
Sieg schwankt anfangs hin und her. Pappenheim 
selbst bezeugt, daß er „nie ein hartnäckigeres, grau— 
sameres Fechten gesehen“. Endlich gewinnen Bayern 
und Kaiserliche die Oberhand. Im Paurtholz fließt 
das Blut der Gefallenen so reichlich, daß einem Boten 
des Pfarrers von Altmünster, der in der Schlacht ge— 
wesen, die Socken bis über die Knöchel hinauf rot 
durchtränkt wurden, als er ohne Schuhe durch das 
Hölzl läuft. 
Pappenheim fühlt, daß er diesen Sieg nur Gott 
oerdankt. Er hängt sein Schwert, das er bei Emling 
und Gmunden geführt hat, in der Gmundner Pfarr— 
kirche neben dem Hochaltar zu Ehren des heiligen 
Ritters Georg auf. 0 —— 
Die Bauernsache geht unter. In einer der letzten 
Schlachten, bei Vöcklabruck, verliert auch der Student Ca— 
sparus, der bei Gmunden noch entrinnen konnte, das 
Leben. In der letzten Schlacht, bei Wolfsegg, fällt der 
berühmte Bauernhauptmann Berndl, erstochen von 
dem bayrischen Obersten Kurtembach. 
Die letzten Reste des Bauernheeres halten sich noch 
im alten Lager im Doppelhof bei Peuerbach, wo 4000 
Bauern in 500 Hütten hausen. Es gelingt, diese vom 
Kampfe abzuhalten; sie müssen wohl einsehen, es 
väre alles umsonst. Viele Führer der Bauern waren 
gefallen, andere in Gefangenschaft geraten; die letzten 
Schlachten hatten 10.000 Mann gekostte. — 
Am 23. November bitten Abgesandte von Peuer— 
bach und Grieskirchen die militärischen Befehlshaber 
am hellichten Tag um Gnade und in der Nacht darauf 
laufen alle Bauern auseinander. „Es is aus und 
gar“, sagt der Bauernhauptmann Peckenhofer, „wer 
sich helfen kann, der mag's tun!“ 
Der Bauer hat seinen Krieg geführt, mit seiner ge— 
sunden Volkskraft, mit seinem Naturverstand, so gut, 
so furchtbar, daß man diese Leistung bewundern muß. 
Der Kriegskunst der kaiserlichen und bayrischen Offi— 
ziere, der Haudegen des Dreißigjährigen Krieges, war 
er aber nicht gewachsen. 
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Die Soldaten haben die Winterquartiere bezogen; 
die Pappenheimer sind in Grieskirchen, die Holsteiner 
zu Eferding, die von Löbl zu Wels, die Breunerschen 
zu Freistadt, die Auersperger in Enns. Das Kriegs— 
volk sollte nun wieder von dem armen Landl erhal— 
ten werden. 
XII. 
Die Bauernstadt ist verwüstet und der Bauer war 
die Ursach' dazu. Wie sieht sie aus, die ehedem so schöne 
Stadt! Ihr Ansehen hat sich traurig verändert! Fünf— 
hundertzweiundfünfzig Häuser in gutem Zustand 
zählte die Stadt noch im Mai des Jahres 1626, ein— 
hundertvierundachtzig sind am 10. Oktober verbrannt 
worden. 
Dächer fehlen, leere Fensterhöhlen gähnen, die 
Wände sind rauchgeschwärzt, „liegen in der Asche und 
über den Haufen“. Die Bauernstadt liegt darnieder 
und der Bauer ist geschlagen. . — 
Wels weint. Ist es schon die Zeit, wo Wels „Weh“ 
heißen soll? Wo es so klein wird, daß es Weh ge— 
nannt wird? — 
Viel Weh geht nun durch Wels. — 
An einem stilleren Tag gehen die Brüder Bolzer 
and der alte Vater in das Vorstadthaus hinaus. Die 
heiden Freundinnen Anna Dorothea und Veronika 
wären gern mitgegangen, aber das kann jetzt nicht 
sein. Ein Mädel führt man heut noch nicht so weit, 
das hält man fest verschlossen und wenn's über die 
Straße will, so geht ein Mann aus der Familie mit. 
Das Löblsche Kriegsvolk ist wieder zu fürchten. 
Das Vorstadthaus der Bolzer schaut zum Erbar—⸗ 
men aus. Vom Dach keine Spur mehr, die Stuben—⸗ 
decken sind in den ersten Stock herabgestürzt; der 
Herbstwind zieht durch die Räume; der Regen näßt 
sie, die Holzstiege ist zertreten und aufgerissen, man 
hat eine Leiter auf sie legen müssen. 
Der Garten, den die Frauen so liebten, so treulich 
oflegten, ist zerstampft und gleicht einer Wüste. Ir— 
gendwoher dringt ein klägliches Miauen. Die Männer 
schauen. Da zeigt sich in einer Mauerecke der schwarze 
Kater, schier zum Gerippe abgemagert. Anna Doro— 
theas Vater lockt ihn mit Schmeichelworten, um ihn 
zur Tochter zu bringen, zur Pflege und Wartung. Der 
Kater nähert sich zuerst, aber als man nach ihm 
fassen will, macht er einen Buckel, zeigt die Krallen 
und schießt wie irrsinnig davon. Das arme Tier hat 
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Dem Welser Handelsherrn und Bauernhauptmann 
Ludwig Schorer gelingt es, nach Regensburg zu
	        
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