Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 10 1933 (Nr. 10 / 1933)

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12. Fortsezung 
Auch bei den Kaiserlichen Zinkengeschmetter und Flucht entsteht zwischen ein paar Kaiserlichen und 
Trommelwirbel. Eine wilde Musik. Die Kommandos Bauern eine Rauferei, just vor der Kirchhammerin⸗ 
der Löbelschen Offiziere schallen. ien Geschäftstür. Ein baumlanger Kerl der Streiten— 
Die Bürger von Wels stehen bewaffnet auf dem den wird an die Tür geworfen, die gibt nach. Die 
Wallgang der Stadtmauer. Auch Joachim See ist bei Nänner dringen ein, weniger, um zu plündern, als 
—D Welser Stadt, die uim sich zu schützen, einen Stützpunkt zu gewinnen. 
hhm so viel geworden ist. Wie könnt' er anders? Da eilt der Meister herbei, der Angst hat, sie 
Bald hört man das Tosen der Geschütze, das Knal- könnten weiter eindringen, hinter ihm ein paar Ge— 
len der Hakenbüchsen. sellen. — * ** 
In den innersten Stuben der Welser Häuser liegen „Halt!“ ruft Dannereder mutig, „zurück! Hinaus! 
zage Frauen auf den Knien, zu Gott betend, ob sie Dda darf nix geschehen!“ — —* 
zum katholisch oder evangelisch sind, schreiende Kinder „Oha, der Schneider!“ spottet ein Bauer, der ihn 
chmiegen sich an sie. Die alten Leute falten in ennt. „Wo hast denn heut dein' Ellen und dein Bü— 
zumpfer Ergebenheit die Hände. Was wird jetzt kom- geleisen?“ 
men? Gnad' uns Gotttt „Das ist heut meine Elle!“ entgegnet Dannereder 
Mit Klugheit und Tatkraft führt Löbl seine Trup— ind haut zu. Der Spötter fahrt verwundet zurück, 
»en vor, aber er unterschätzt die Bauern. Mit der ber auch das tapfere Schneiderlein kriegt einen 
Wucht der Überzeugung und Verzweiflung hauen die dieb über die Stirn. Der ältliche Mann wankt, ein 
hausrucker zu. Streitärte und Morgensterne verrich- Beselle fängt ihn in seinen Armen auf. Im selben 
ten eine schreckliche Blutarbeit. In dicht gestellten Augenblick springt ein junger Welser zur Tür herein. 
Menschenähren mäht der Tod. Und es gelingt den Es ist Sigmund Pröll. Mit jugendlichem Ungestüm 
schwarzen Bauern: die Kaiserlichen müssen weichen! ind ohne viel Überlegung schlägt er wütig um sich, 
Der Sieg ist heut wieder bei der Bauernschaft! auf Bauern und Kaiserliche, wohin er trifft — und 
Schon sind sie in der Vorstadt; einige Häuser ge- virkt wie ein damischer Teufel. Bauern und Soldaten 
aten in Brand. Die Kriegsknechte denken jetzt noch aufen vor ihm zur Tür hinaus; die Gesellen helfen noch 
ans Plündern! Dann wehren sie dem Löschen; ein dabei nach und im Handumdrehen ist das Geschäftl 
ansäglicher Tumult entsteht; das Feuer greift in ein von allen Raufern. Die Kaiserlichen rennen wei— 
rasender Schnelle weiter. er, der Traunbrücke zu. 
Die St.Georgen-Gasse brennt, am Vorstadtplatz Draußen schüttelt ein älterer, gesetzter Bauer zu 
odert's auf, die Klingenschmiedgasse, die Kalchofen— allem den Kopf. 
gasse, das ganze Viertel „unter den Fischern“ — das „Hat sich auszahlt“, brummt er verdrießlich. „Der 
Feuer frißt fort und fort. Die Welser Bürger auf ehrsam' Schneider hat kein' Menschen was tan und 
dem Wallgang und Joachim See mit ihnen müssen »ommt so dazua! Mir derbarmt der Mensch. Vor— 
oor ihren Augen ihr Hab und Gut in der Vorstadt värts, marsch, alle mitanander!“ kommandiert er dann 
in Rauch und Glut aufgehen sehen. Auf dem hohen eine Gefährten. „Schaun mir, daß mir weiterkom— 
Seeischen Haus schwingt der rote Hahn Riesenschwin- nen — meiner Seel', der ganze Kriag is nix!“ 
gen ... Es ist ein jähes Aufwachen, eine bittere Ernüch⸗ 
Noch von Flammen und Qualm umgeben, hauen erung nach Kampfeswahnsinn. 
die Kämpfenden aufeinander los. Die Stadttore sind Auch die Bauern verschwinden. Der verwundete 
geöffnet für die flüchtenden Kaiserlichen — die Bau— Meister wird von seinen Gesellen in Sicherheit ge— 
ern dringen nach. zracht. Die eingedrückte Geschäftstür wird wieder so 
Jetzt, Wels, ist deine Stunde gekommen! zut verrammelt als es geht. Sigmund Pröll möchte 
Der Sieg berauscht die Bauern. Ihre Wut lassen vieder weglaufen und zu seinen Eltern, um auch diese 
sie sich aus in der Bauernstadt. Ein Trupp dringt in u schützen; er muß aber im Kirchhammerhaus blei— 
das Rathaus ein, verwüstet das Archiv und die Rait- een, da ein großer „Schwall“ Kaiserlicher durch die 
zammer; andere plündern den Pfarrhof aus. In die zafergasse bricht und in ihrer Flucht gegen die 
Pfarrkirche dringen sie ein, rauben sie aus; wunder- Traunbrücke zu alles mit sich zu reißen droht. 
zarerweise bleiben die kostbaren, uralten, bemalten Frau Sabina hat nun wieder einen Gatten zu 
Kirchenfenster erhalten; ein mächtiger Altaraufbau flegen. Veronika geht ihr zitternd dabei an die Hand. 
der damaligen Zeit hat sie vor dem Verderben ge- die hat sich bei Sigmund schön bedankt für die Hilfe, 
chützt. Auch ins Minoritenkloster brechen die Rebel- ürchtet sich aber im Geheimen vor noch Ürgerem. 
ischen und verwüsten, was sie können. Die Bewoh⸗ daß der junge Pröll dableiben muß, beruhigt sie ein 
jer der Stadt Wels, die nicht zu den Bauern halten, visserl; er sitzt unten bei den Gesellen auf Wache. 
haben manches auszustehen. Neister Dannereders Wunde scheint zum Glück nicht 
NMas bescheidene Krämerhäuslein an der Altstadt sefährlich Das Krämerhäuslein und auch das Schnei⸗ 
d seine Türen fest verrammelt. Aber ein Zufall erhaus bleiben nun aber vor weiterem Unheil ver— 
will, was man nicht erwartet hätte. Noch auf der chont. 
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