Volltext: Zehnter Jahresbericht des K.-K. Staatsgymnasiums in Ried am Schlusse des Schuljahrtes 1880/81 (Zehnter Jahresbericht 1880/81)

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Licht die Möglichkeit bietet, die umliegenden Gegenstände gleichfalls beleuchtet 
zu sehen, obwohl auf diese zunächst kein direeter Lichtstrahl fällt. 
420 a 10—18. Der Sinn der Stelle ist : Im Ohre befindet sich Luft, 
welche insofern unbeweglich sein muss, weil sie in sich jene Schwingungen er¬ 
zeugt, welche dazu nothwendig sind, um die von Aussen kommenden Schallwellen 
in die dem ganzen Bau des Ohres angemessene Form zu bringen. Vgl. übrigens 
neben Tr. (p. 386 f.) auch Bonitz ind. s. v. ovg 5. Freilich scheint das Beispiel 
von dem Horn bei Tr, nicht ganz entsprechend erklärt zu sein. Dass nämlich 
der Schall, welcher in der Trompete oder im Horn hervorgebracht wird, von dem, 
der ihn hört, richtig projiciert, d. h. an die Stelle verlegt wird, an welcher er 
entsteht, muss ebenfalls berücksichtigt werden. Ar. vergleicht diese Erscheinung 
(801 a 32 ff.) mit einem Gemälde, auf welchem verschiedene Gegenstände, als 
ob sie in grösserer oder kleinerer Entfernung vom Beschauer wären, also perspec¬ 
tiv! sch abgebildet sind. Wir sind nämlich im Stande, die Reizquelle da zu suchen, 
wo sie eben zu wirken anfängt (cd ds qcorca doxovai ^ev sivcu xct& ovg äv txmrai 
yiyvwvrcu xonovg 801 a 21 f.); und daher muss es auch eine Ursache dafür geben, 
welche nach Ar. nun in dem erwähnten Umstande von dem Beisammenbleiben 
der Luft im Ohre liegt. Ar. fährt demnach fort: „Und deshalb sagt man, dass 
wir mit dem Leeren und Tönenden hören, weil wir mit demjenigen hören, welches 
Luft in sich enthält, die (von der äusseren) abgeschlossen ist“ (420 a 18 f.). 
b 2—5. Tr. scheint in seiner Erklärung (p. 388 — 390) z. St. die In¬ 
tensität und die Intervallhöhe des Tones zu verwechseln. Die Stelle aus Ar. 787 a 
11—23 ist erstens mangelhaft citiert, und dann ist darin nur von einem nolv und 
und d'klyov anl&g (und TTQÖg ällrjla) sivca rö xivovpevov die Rede, das nun freilich, 
wie Tr. will, von der grösseren oder kleineren Masse der schallerregenden Körper 
genommen werden muss; doch heisst es in unserer Stelle iv noXkw, welches auch 
der lat. Interpret mit in multo tempore übersetzt, so dass gar kein Zweifel mehr ob¬ 
walten kann. 
b 5—10. Der Sinn ist folgender : Die Stimme kommt nicht bei allen 
Wesen vor, sondern nur bei den beseelten. Freilich weist man unter Umständen 
auch den unbeseelten mit Rücksicht auf den Ton, welchen sie von sich geben, 
Eigenschaften zu, welche eigentlich nur auf die erstere Classe von Wesen An¬ 
wendung finden, wie z. B. die An- und Abspannung (dno%(wig\ vgl. Tr. 390 sq.), 
die kunstvolle Aneinderreihung der Noten (jwelog; p. 391) und endlich die logische 
Gliederung des musikalisahen Satzes Qdtdlexrog). So sprechen auch die heutigen 
Musiker z. B. von einem schwierigen Part „der Flöte, der Violine“ u. dgl., ohne 
dass eigentlich die Schwierigkeit geradezu diese Instrumente als solche trifft, da 
sie ja vielmehr dem Musiker, der dieselben spielt, fühlbar werden. Daher hat 
Tr. 1. c. Unrecht zu Sagen: haud scio, quomodo didlexrog instrumentis tribuatur. 
b 30 : xaftdnsQ uno\itv bezieht sich wohl darauf, dass bei der Definition 
der Stimme (b 5) nur gewisse (tig) Töne beseelter, also lebender Wesen voraus¬ 
gesetzt wurden, ferner auf das b 13 ff. Gesagte. Denn an der letzteren Stelle 
ist besonders hervorgehoben, dass nicht einem beliebigen Theile des menschlichen 
Körpers es gegeben ist, Töne hervorzubringen, welche Stimme genannt werden 
können. An unserer St. wird dies nun noch dadurch beschränkt, dass nicht einmal 
alle Töne, die aus der Luftröhre kommen, Stimme seien; denn, wiewohl nach Ar. 
der Sitz der Seele im Herzen und in der damit zusammenhängenden Lunge ge¬ 
dacht wird, und wiewohl die Stimme nach eben demselben nur auf Grund einer 
rein seelischen Anregung zu Stande kommt, so sind die Töne, welche aus der 
Lunge kommen, doch dann nicht als Stimme anzusehen, wenn sie nur dem Zwecke 
der (starken) Ausathmung dienen, wie dies beim Husten der Fall ist. So weit 
stimme ich auch mit Tr. überein. Wenn derselbe aber im Folgenden (p. 395) 
erklärt, Ar. hätte anstatt . . . [.irjö3 ixnviovxa^ dXkk xaxByovxa (421 a 2 f.) einen
	        
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