Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 19 1915 (Nr. 19 1915)

DZ weder eine Schreibmaschine benützen 
III oder sich einem anderen Berufe gu« 
§§ wenden. Beides ist zumeist nicht gut 
^ möglich. Schreibmaschinen sind ja sehr 
|s; brauchbare Hilfsmittel dort, wo es sich 
E'Z darum handelt, eine kürzere Mitteilung 
Hl in mehreren gleichlautenden Stücken 
. 4 herzustellen oder ein längeres Schrift« 
W stück nach langsamem Diktat zu schrei¬ 
ben; Schreibmaschinen werden in der 
Sb Regel nur zu Reinschriften verwendet. 
Wenn man mit ihrer Hilfe ein längeres, 
Ä mehrere Seiten umfassendes Schriftstück 
I| niederschreiben will, muß man dieses 
vorher handschriftlich aussetzen. Der 
Wjj Grund dafür liegt in dem Umstande, 
W daß die Schreibarbeit mit der Maschine 
Pfj mehr Aufmerksamkeit von Seiten des 
y| Schreibenden erfordert als beim Schrei« 
8 ben mit der Hand. Die Handschrift ist 
eben solchen Personen, die viel zu 
■ schreiben haben, derart geläufig geworden, 
daß sie weder auf die Schriftformen 
‘3| noch ans die Handbewegungen zu achten 
=5 brauchen und sich ganz mit dem Inhalte 
„ ^ des Schriftstückes beschäftigen können: 
Anskug vom Unterstand. Winterbild aus dm Karpathen 1915. menschliche Handarbeit ist da auto¬ 
matisch. Wer die Rechtschreibung be- 
todesverachteud die feindlichen Stellungen stürmten, haben herrscht, verschreibt sich nie; der Maschinenschreiber 
gar viele die rechte Hand entweder gänzlich verloren, greift aber häufig daneben und selbst in den kürzesten 
oder sie sind infolge einer schweren Verwundung nicht Schriftstücken finden sich Fehler. Für die erste An¬ 
mehr imstande, die rechte Hand zu gebrauchen. Viele läge eines Schriftstückes von größerem Umfange und 
■ wichtigern Inhalte kann also die Schreibmaschine nicht 
die geistigen Arbeiter zu leisten haben. Es wird keinen 
:= einen? Die Benützung der Schreibmaschine durch einen 
einarmigen Schreiber hätte aber noch einen besonderen 
andere Zeichen) zugewiesen, wobei die am häufigsten vor¬ 
kommenden in der Mitte des Tastfeldes, die feiten 
vorkommenden an feinem Rande stehen. Arbeitet nun 
[■] auf dem Tastfelde beständig von einer Seite zur anderen 
m springen, was natürlich eine Verlangsamung des Schreibens 
m zur Folge haben muß. Der einarmige Maschinenschreiber 
wird daher unver^ ^ weniger leisten als sejn 
Menschen die Fähigkeit, schreiben zu können. Wie oft 
wird die Unterschrift gefordert! Da ist mit den drei 
[TI Kreuzen, die man zu Großvaters Tagen noch als Hand¬ 
zeichen^ hinsetzte, nichts mehr anzufangen^ und so wird 
Ist denn das linkshändige Schreiben so etwas Be- 
KrzHerzog Ariedrich von Hesterreich, sonderes, Außerordentliches? Nein! Linkshändig schreiben 
der Oberbefehlshaber der österreichisch-ungarischen Wehrmacht. fällt bei einiger Uebung auch nicht viel schwerer, als 
das andere Schreiben, ja es ist sogar wahrscheinlich, daß 
' dieser zu Krüppeln gewordenen Vaterlandsverteidiger die Völker ursprünglich mit der linken Hand geschrieben 
sind geistige Arbeiter und müssen sich ihr Brot durch haben; mancherlei Anzeichen deuten daraus hin. Die 
Benützung der Schrift verdienen; wären sie außerstande, Schriften der alten Völker, soweit sie nicht Bilderschriften 
• mit der linken Hand zu schreiben, so müßten sie ent- waren und demnach gezeichnet und nicht geschrieben 
rrsi'y?', 
Als sie vom Wirtshaus heim¬ 
gegangen ist, ist der Weg, den sie ge« vJ 
nommen hat, eine große Jammerstraße 
gewesen, so hat sie zum Himmel aus¬ 
geklagt wie eines, das eine große, 
offene Wunde am Leibe trägt, ans 
der das Blut verströmt. Die Kinder , 
haben aufgehört zn spielen und zu ,-i 
singen, die Weiber haben das Ratschen 
und Zanken eingestellt und die Hof¬ 
hunde ihr Gebell, als sollte Raum sein 
für die große, herzbrechende Klage der 
Mutter um den Sohn. 
Der Mann der Walburg hat das 
Unglück stiller und gefaßter hinge¬ 
nommen. 
„Muß feilt, Burgel! Muß herunter« 
gewürgt werden. Weib, wir zwei sän 
nicht die einzigen! Der Heldentod für 
das Vaterland, Burgel, das ist eine 
große Ehr' —." * 
„Aber daß er so grausam is ge- t 
martert worden! Aber daß die Luders 
ihre Bosheit haben an ihm ansge- , 
lassen, an dem wehrlosen Buben — "n i' 
Vater, wo war denn da unser Herr¬ 
gott?" Sie schreit es wild und trotzig 
heraus. 
„Unser Herrgott kennt schon seine Sach', Weib. Er 
wird den Lorenz belohnen. Bei die heiligen Märtyrer 
ist der Lorenz. Burgel, versündig di not! Es muß 
diirchgehaltm werden." 
Aber die Bnrgel kann all das Grausame nicht ver¬ 
stehen. Seit dem Tod ihres Sohnes tobt ein wirres 
Flimmern und Flinkern in ihrem Blick, und wenn die Leute 
sie anreden, hört sie es nicht. Ihre Seele kniet unablässig 
neben dem Lorenz und erleidet mit ihm die letzte Not. 
Sie geht nach wie vor getreulich ihrem schweren 
Tagewerk nach, weil sie es lebenslang gewohnt ist, aber 
ihr Herz ist nicht bei ihr. Sie sucht in weiter Ferne 
ein Grab, das sie niemals finden sann. Sie tastet 
mit ihren armen, alten Händen im Leeren. 
Am Bahndamm, der an dem Rübenacker vorbei¬ 
führt, arbeiten gefangene Franzosen. Kleine, hagere 
Menschen mit gelben, traurigen Gesichtern. Auch ihr 
Herz ist nicht hier, es ist ferne in Frankreich und sorgt 
sich, ob Weib und Kind noch leben. Oder liegen sie 
unter den Trümmern des niedergebrannten Hauses? 
Oder irren sie brotlos in den Wäldern? Die Ge¬ 
fangenen karren Steine und legen Faschinen, sie arbeiten 
an dem Schienenweg, auf dem der Feind in ihr Land 
getragen wird. Manche fühlen die Bittere Schmach 
dieser Tatsache und tun ihr Werk unter Weinen und 
Zähneknirschen, andere keimen nichts als die Sehnsucht 
nach einer Zigarette. 
Das Rot und Blau der französischen Uniformen sticht 
und brennt durch die flatternden, sinkenden Nebelflore 
zu der Walburg herüber. Da wirft sie plötzlich die 
eiserne Hacke von sich, schüttelt und reckt die zaundürren 
Amte in die Lust empor und schreit: „Da fait die 
MordBuBen! Bai' ich dürft’ — derwürgen tät’ ich jeden 
von ihnen — so wie sie den Lenz derwürgt haBen. “ 
(Schluß folgt.) 
Zu den zahllosen Anforderungen, die der ins un« 
gemessene wachsende Weltkrieg an die gebildeten Völker 
stellt^ ist eine neue hinzugetreten: Das Schreiben mit 
der linken Hand. Von den tapferen Kämpfern, die un¬ 
erschrocken int heftigsten Kugelregen ausharrten oder 
Sekösteröaute „Aünßütte" und Wostsammekslesse in den 
Karpathen. 
(Dem „Linzer Volksblatt" eingesendet.) Phot. Grinzinger. 
Die Werteidignng eines Kafens gegen Ilnterseeöoote. 
Man sieht auf dem Bilde ein Minenfeld und ein schweres Stahlnetz, welche beide 
den Eingang zum Hafen versperren.
	        
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