Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 3 1915 (Nr. 3 1915)

lassung vieler Toter und 
Verwundeter zurück. Und 
noch einmal versuchten 
sie den Angriff, aber 
Oberleutnant Rimbas 
stand noch immer in 
seinem Wasserriß und 
fegte von dort aus die 
Vorstürmenden nieder. 
Auch der zweite Angriff 
wurde abgeschlagen und 
nun blieb das Bataillon 
im unbestrittenen Besitz 
der Anhöhe. Die Russen 
hatten für heute genug. 
Fünf Stunden — 
von ein bis sechs Uhr 
nachmittags — hatte 
dieses verzweifelte Rin¬ 
gen, in dem unsere Drei- 
uudsechziger siegreich 
blieben, gedauert. Und 
während dieser ganzen 
Zeit war Oberleutnant 
Rimbas bis über die 
Knie in reißendem, eiskaltem Wasser ge¬ 
standen, hatte halb erfroren ein Maschinengewehr 
bedient und elftausend Patronen daraus ver¬ 
feuert. Der Kaiser verlieh diesem hervorragenden 
Offizier das Militärverdienstkreuz mit der Kriegsdeko¬ 
ration. Es ist dies bereits die zweite Auszeichnung, die 
Oberleutnant Rimbas für tapferes Verhalten vor betn 
Feinde erhielt. 
—i m U 
Krakau: Der Waivetöerg mit dem Schloß. 
Halle (Sukieuica), wo auch bie stäbtischen Samm¬ 
lungen untergebracht sinb. Von bem alten Rathause 
steht nur mehr ber Turm, ber burch eutsprecheube Zu¬ 
bauten zur Hauptwache umgewandelt wurde. Krakau 
besitzt seit der Aufhebung ber Universität Wilna unb ber 
Die alte Imunestol Mau. 
Eine ber interessantesten unb historisch denk¬ 
würdigsten Stabte Galiziens ist Krakau,' polnisch 
Krakow, lateinisch Cracovia, bte Hauptstabt ber ehe¬ 
maligen polnischen Republik unb Festung gleichen 
Namens. Heute ist sie eine Stabt mit eigenem Statut. 
Sie liegt am linken Ufer ber Weichsel, in welche bie 
Rnbawa ittünbet, an ber Linie ber k. k. priv. Nvrb- 
bahn, bie nach Lemberg führt. Sie hat zirka hunbert- 
tansenb Einwohner unb ist Sitz ber Bezirkshauptmann- 
schaft, eines katholischen Bischofs mit fürstlichem Rang, 
einer Polizeibirektion, Oberlanbesgerichts, bes ersten 
Korpskommanbos. Handels- und Gewerbekammer. Die 
Stabt selbst besteht ans ber inneren Stabt, beren alte 
Mauern abgetragen unb an biefer Stelle burch gro߬ 
artige Parkanlagen ersetzt würben unb sieben Vor¬ 
stäbten. Der Rest ber Befestigungen ist bas 1498 er¬ 
baute Roubell (Barbafane) unb bas Florianstor, ein 
merkwürbiges Denkmal alter Kriegsbaukunst. Krakau 
hat 39 Kirchen, zahlreiche Kapellen, Mönchs- unb 
Nonnenklöster, außerbem 7 Synagogen. Die Schloß- 
ober Domkirche an ber Westseite bes Schlosses, 1320 
bis 1359 unter Kasimir betn Großen erbaut, ist bie 
Grabkirche ber polnischen Könige unb National!,elden. 
Die Gruft birgt bie Ueberreste ber meisten Könige unb 
bie ber brei tapfersten Polen: Sobieski, Poniatowski 
unb Koscinszko. Die größte Zierbe ber Kirche sind acht¬ 
zehn Kapellen, welche bie burch schöne Bildnisse gezierten 
Grabmäler ber Herrscher Polens unb anberer berühmter 
Männer enthalten. Unter ben übrigen Kirchen verdient 
bie Marienkirche aus bem Ringplatze, 1226 erbaut, 
eine besvnbere Beachtung 
burch bas berühmteste Werk 
von Veit Stoß, einem 
riesigen Hochaltar. 
Unter ben öffentlichen 
Gebäubett nimmt bett 
ersten Platz bie Burg auf 
betn Wawel ein, ein von 
einer festen Mauer mit 
Schießscharten umgebenes, 
früher mit königlicher 
Pracht ausgeschmücktes 
Gebäube, bas unter öster¬ 
reichischer Regierung zu 
einer bie Stabt beherr¬ 
schenbett Zitabelle umge¬ 
baut würbe. Seit zirka 
zwei Jahren wirb fleißig 
an ber Renovierung ge¬ 
arbeitet unb soll bie Burg 
toiebev in früherer Pracht 
erstehen 
Aus bem Ringplatze 
befittbeit sich ebenso inter¬ 
essante, wie hübsche Ge¬ 
bäube. Die bereits er¬ 
wähnte Marienkirche, fer¬ 
ner bie von Kasimir betn 
($rnfcptT pr^mt-fcv ’TitA 
Henerak-Iekdmarschalk Kiridenönrg. 
Russifikatiou ber Universität in Warschau, nächst Lem¬ 
berg bie einzige Hochschule polnischer Zunge. Sie würbe 
1364 von Kasiniir bem Großen gegrünbet, uttter ben 
Jagellonen vom Papst Bonifatius' IX. 1394 bestätigt 
unb mit reichen Stiftungen ausgestattet, baher bie 
Benennung „Jagellonische Universität", auf welche bie 
Krakan: Kauplring mit Marienkirche und Knchyasse. 
Hochschule stol-, ist. In 
der früheren Zeit machte 
ste sich durch freisinnige 
-i-enbenzen unb hart¬ 
näckigen Kamps gegen 
bie Jesuiten bemerkbar 
später verfolgte sie ent¬ 
gegengesetzte Tendenzen. 
Die Universität besitzt 
eine für bie polnische 
Literatur bedeutsame 
Bibliothek mit vielen sehr 
kostbaren unb seltenen 
Handschriften. 
An Unterrichtsan¬ 
stalten besitzt Krakau eine 
Schule ber schönen 
Künste, ein bischöfliches 
Seminar, Lehrer- und 
Lehrerinnenbilbungs- 
anstalt, brei Obergym- 
ttasien, Realschule, Han¬ 
delsakademie unb Han¬ 
delsschule; eine litera- 
sellschaft unb ein .SimiferuaturiS' 
^ .Die Jnbustrie erstreckt sich auf Maschinenfabrikation 
Herstellung von Inch, Leber unb Ackerbauaeräten 
Cherntkalisn, Oel, Bierbrauerei unb Dampfmüllerei' 
fnZi m r ai*f ^eide, Mehl, Holz, Salz aus bem 
nahen ^lettezka, Wem unb Leinwand, speziell aber 
auf bte Ausfuhr von Eter unb Butter 
Einen hübschen Anblick gewährt Krakau von betn 
zwei Kilometer entfernten St. Bronislawaberg, auf 
bissen Grpsel ntmt bem polnischen Helben Koseiuszko 
ent Denkmal in Horm eines Kegels aus Erbe errichtet 
hat wozu man Erbrach ans allen Orten, wo Koseiuszko 
focht, siegte unb erlag, herbeigeschafft hat 
An bie Geschichte Krakaus knüpft sich eine ber 
ältesten - polnischen Sagen. Auf bem Berge Wawel 
grüitbete Krok (Krokus), ber Stammvater bes ältesten 
nt ber Sage berühmten slawischen Fürsteugeschlechts' 
um bas ^ahr n. Chr. 700 seine Burg, zu beren Füßen 
bte nach thttt benannte Stabt Krakau entstaub. Ans 
ber wechselreichen Geschichte seien nur einige Daten 
angeführt. Annahme bes Magbeburger ©tabtrechte* 
um 1257, bebingt burch ben bebeutenben Hanbel mit 
Deutfchlanb. 1260 unb 1281 würbe bie Stabt durch 
bie Autoren zerstört, zehn Jahre später ictin bieselbe 
an Böhmen. Diesem entriß es ber König von Polen 
Wlabislaw Lokietek, erhob Krakau zur Refibenz unb 
ließ sich 1320 baselbst krönen. Seit biefer Zeit blieb es 
bie Kröuuugs- unb Begräbnisstabt ber Könige von 
Polen. Nachbetn hier 1768 bie bekannte Krakauer Kon- 
föberation abgeschlossen worben war, würben bie Kon- 
föberierten von ben Russen belagert nnb bie Stabt im 
Sturme genommen. Die Krakauer Akte vom 24. März 
1794 würbe für Polen bas Signal zur allgemeinen 
Erhebung. Von Krakau aus rückte Koseiuszko zu feinen 
ersten glücklichen Schlachten aus; mit ihm erlag auch bie 
Stabt unb wurde bei ber britten Teilung bes Reiches 
1795 an Oesterreich gegeben. 1809 burch ben Fürsten 
Poniatowski wiebergewonnen, bilbete Krakau bis zum 
Sturz Napoleons l. einen Teil bes Großherzogtnms 
Warschau. 
(Schluß folgt.) 
Gefährliche 
Neugier. 
Den französischen Sol- 
baten, bie in ben Schützen¬ 
gräben liegen, broht eine 
befottbere Gefahr burch ihre 
Neugier. Man muß zu biefer 
Ueberzeugung kommen, 
wenn man in französischen 
Blättern bie folgenbe 
Warnung lieft: „Es kommt 
ziemlich häufig vor, baß 
Flieger, bie gezwungen 
sinb, sich in großen Höhen 
zu halten, bie Stelle eines 
Schützengrabens wohl ent- 
becken, aber nicht beur¬ 
teilen können, ob er be¬ 
setzt ist. In solchen Fällen 
bebienen sich nun bie 
Führer ber „Tauben" unb 
ber „Aviatiks" einer List. 
In einiger Entfernung 
von ber Brustwehr ber 
Schützengräben lassen sie 
Drucksachenpakete fallen, 
bie natürlich, wie immer,
	        
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