Volltext: Kriegsbilder Nr. 13 1915 (Nr. 13 1915)

Anker liegenden beiden 
Kreuzer „Thetis" (im 
Vordergrund) und 
„Lübeck". 
(Phot. Bellinghoven.) 
Bilder aus Memel 
nach der Vertreibung 
der Russen: 
Die in Memel vor 
„Wenn man anfängt zu 
kriegen. 
So fängt man ait zu lügen/ 
oder, wie die Finnen 
mit beschaulicher Zu- 
rückHaltung sagen: 
„Die Kriege sind nicht ohne 
Neuigkeiten." 
Klingt das nicht alles, 
als ob es unsern die 
Lüge als beliebteste 
Waffe gebrauchenden 
Feinden ins Stamm¬ 
buch geschrieben wäre? 
Ueber die Ursachen 
der Kriege macht sich 
das Volk seine be- 
sonderen Gedanken: 
„Krieg kommt vom Wörtchen 
Mein und Dein." 
„Soll kein Krieg mehr sein. 
Streich die Wörter Mein 
und Dein." 
„Viele kriegen um das Ei 
und lassen unterdessen die 
Senne fliegen." 
Trefflich wird die 
rauhe Äärte des Krie- 
ges umschrieben: 
„Im Krieg disputiert man 
nicht viel, fondern es 
heißt: Knüpf'.auf!" 
„Der Krieg hilfft manchem 
auff die. beine, 
daß aus einem Reuter ein 
fußgenger wird." 
„Der Krieg bringt manchem 
Glück. 
aber es kommt nicht jeder 
zurück." 
„Der Krieg macht den einen 
. reich, 
den andern bleich," 
was die Russen so aus- 
drücken: 
„Im Krieg kann man sich 
mehr holen als Narben." 
„Krieg, Pestilenz und teure 
Zeit, 
ist das eine da. ist das 
andere nicht weit." 
„Vom Krieg erzählen Horn\ 
ist angenehmer, als Krieg 
sehen." 
Der Krieg im 
Sprichwort. 
Das Sprichwort ist 
wie ein Brennspiegel, 
in dem sich das Fühlen 
und Denken des Volkes 
sammelt und weithin 
leuchtenden Ausdruck 
findet» Alles, was die 
Völker in ihrer Gesamt- 
heit aufwühlt, alles, 
was das Dasein irgend- 
wie erheblich beeinflußt, 
erhält in den Sinn- 
sprttchen und Sprich- 
Wörtern eine Zu- 
sammenfassung in 
wenigen Worten, die 
durch ihre Treffsicher, 
heit, ihreLebensklugheit 
und ihren manchmal 
köstlichen Äumor immer 
wieder überraschen. 
Daß auch der Krieg, 
der wie kein zweites 
Geschehen im Wechsel- 
spiel der Weltgeschichte 
mit wuchtiger Faust in 
das Leben der Menschen 
eingreift, in hundert und 
aberhundert Sprich- 
Wörtern aller Zeiten, 
aller Länder und aller 
Völker behandelt wird, 
erscheint darum nicht 
weiter verwunderlich. 
Viele dieser Sprüche, 
die vielleicht schon vor 
Jahrhunderten ent- 
standen sind, muten 
uns an, als ob sie 
direkt auf das gegen¬ 
wärtige ungeheure 
Ringen und seine 
Begleiterscheinungen 
gemünzt wären: 
„Wenn Krieg im Land, 
Gibt es Gerüchte wie Sand." 
Artillerie-Beobachtungsposten in Althof bei Memel. (Phet. Bennigrhoven.)
	        
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