Volltext: Nr. 48 (48. 1920)

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J üdische N ach rich ten 
Nr. 48 
überlasteten Herren des Vorstandes nicht auch noch 
diese Bürde aufwälzen könne. Auf seinen Antrag hin 
könne diese leidige Frage nur durch die Seelsorge ge¬ 
löst werden und nicht vom Vorstande, von dem keine 
Besserung zu erwarten sei. Schluß der Sitzung: 9.45 Uhr 
abends. 
Generalversammlung. Die vierte ordentliche Gene¬ 
ralversammlung des Elternverbandes der Ortsgruppe 
Linz des österreichischen Bundes für jüdisches Jugend- 
wandietn „Bfeui - Weiß" findet am Mittwoch, den 
14. Jänner, im Kurslokal des Vereines „Zion" um 8 Uhr 
abends statt. 
Jüdische Lehrkurse. Die bisher gehaltenen zwei 
Kurse über die Geschichte der österreichischen Juden 
im Mittelalter und über Palästinakunde gehen nunmehr 
ihremj Ende entgegen. An ihre Stelle wird dann an 
jedem Montag ein Kurs über jüdische Volkskunde, ge¬ 
halten von Herrn Erwin Piskaty, und einer über Ge¬ 
schichte des Zionismus* gehalten von Herrn Paul Stein, 
treten. Beiginn wird noch bekannt gegeben. Über die 
laufenden Vortragszyklen werjden wir nach Abschluß 
eingehender berichten. Der hebräische Sprachkurs macht 
dank den Bemühungen des Herrn Dr. Schulsinger gute 
Fortschritte; hiebei sei erwähnt, daß nun auch die so 
lange erwarteten Lehrbücher eingelangt sind. 
Der Verein „Zion" hat sich mit der Einrichtung 
dieser Kurse ein Verdienst um das Erstarken jüdischen 
kulturellen Lebens erworben. Wie uns die Vereinsleitung 
mitteilt, wird sie in Kürze eine Mitgliederversammlung 
einberufen, um den Vereinsangehörigen Gelegenheit zu 
geben, von der Tätigkeit des Ausschusses Kenntnis zu 
nehmen; außerdem wird ein Referat über eine wichtige 
Frage der Bewegung erstattet werden. 
Jüdische Geselligkeitsvereine. 
WTie seinerzeit berichtet, hat die beabsichtigte 
Fusion der Geselligkeitsvereine „Gleichheit" und 
„Unitas" stattgefunden. Die Ausschüsse beider Vereine 
einigten sich auf ein gemeinsames Vergnügungskomitee, 
welchem die Herren Simon Schubert als Obmann, 
W. Klein als Obmann - Stellvertreter, Feldmann, 
Glaser, Ernst Spitz, Wilhelm Schwager, Viktor Taussig, 
Max Adler, Theo Weiß, Heinz May und die Damen 
Franziska ßreth. und Mizzi Schubert angehören. 
Den Bemühungen dieses Komitees ist es gelungen, für 
die am 18. Jänner im Bildersaale des Kaufmännischen 
Vereinshauses (Aufgang Landstraße) präzise 8 Uhr 
stattfindenden Akademie mit anschließendem Tanz u. a. 
folgende Kräfte zu gewinnen: Frau Kocholl-Schließer 
und Herr Senja Greve, Mitglied des Opernensembles der 
hiesigen Bühne, welche vom Opern-Kapellmeister des 
Landschaftlichen Theaters begleitet werden, ferner das 
Volkswehr-Orchester der Garnison Linz, unter persön¬ 
licher Leitung des Dirigenten Max Damberge r. 
Der Vorverkauf für diese Veranstaltung, die bereits 
großem Interesse begegnet, findet ab Montag, den 12. Jän¬ 
ner, bei allen Mitgliedern des Vergnügungskomitees 
statt. Die Entreekarten werden bloß auf Namen lautend 
ausgefolgt. Genauere Angaben sind aus den zur Ver¬ 
sendung gelangenden Einladungen zu entnehmen oder 
bei Herrn Wilhelm Schwager, Bischof Straße 7, einzu¬ 
holen. 
[Innsbruck. ' 
Chanuka-Kinderfest in Innsbruck. Am 22. Dezember 
veranstaltete der Innsbrucker .,Blau-Weiß" im Saale der 
Frau Valerie Löwy eine Chanukafeier, zu der sämtliche 
jüdischen Kinder von 6 bis 14 Jahren geladen, waren. 
Auch noch kleinere Kinder sowie die Eltern sind zu der 
wohlgelungenen Veranstaltung erschienen. 
Fräulein Käthe Frank! leitete das Fest mit einer 
Rede ein, in welcher der Sinn des Festes den Kindern 
erläutert wurde und schloß mit dem Appell an die 
Jugend, mutig und opferwillig zusammenzuhalten, mu 
an der Erstarkung und Veredlung des Judentums mit¬ 
zuarbeiten. 
Nun folgte ein von Herrn Bernhard Diamant eigene 
verfaßtes hübsches Festspiel von jüngeren „Blau 
Weißen" flott und mit Begeisterung gespielt. Anschlie¬ 
ßend wurde eine große Zahl lebender Bilder aus der 
jüdischen Geschichte gestellt, von Fräulein Käthe Frank] 
mit umsichtigem Fleiß und viel Verständnis inszeniert, 
und von Herrn Max Schwarz erläutert. Der National 
tanz, die „Hora", von Fräulein Trude Schwarz ein¬ 
studiert und von „Blau-Weißen" des jüngeren Mädchen 
kurses lebhaft und exakt vorgeführt, vollendete die in it 
Beifall aufgenommenen Darbietungen. 
Alle Kinder und „Blau-Weißen" erhielten nun eine 
Jause, zu der Frau Löwy den Tee und die Bedienung 
beistellte, während die Eltern der Kinder Kuchen unci 
Bäckereien zur Verfügung stellten. 
Unterdessen hat Herr Ing. Richard Berger allen Be 
teiligten den Dank ausgesprochen, insbesondere der Frau 
Valerie Löwy, welche durch ihre Gastfreundschaft und 
Opferwilligkeit dem Feste einen schönen Rahmen gab, 
dem Verfasser des Festspieles, Herrn Bernhard Diamant, 
dem arbeitsfreudigen und erfolgreichen Fräulein Käthe 
Frankl, dem Fräulein Trude Schwarz, allen Mitwirken¬ 
den und allen, die zum Gelingen de© Festes beitrugen. 
Die „Hatikwah", von allen „Blau-Weißen" gesungen, 
beschloß das Fest, das allen Teilnehmern in schöner 
Erinnerung bleiben wird. II. 0. 
An unsere Leser und Freunde! 
Die Entwertung unseres Geldes schreitet noch immer 
weiter fort und verhindert die Herstellung des Gleich¬ 
gewichtes zwischen Produktion und Konsumtion. Gerade 
jetzt befinden wir uns wieder in einer jener Teuerungs¬ 
oder Preisisteigeru ngiswellen, welche einen Ausgleich her 
bei führen sollen. 
Seit dem Zeitpunkte, da die erste Nummer der „Jikli- 
sehen Nachrichten" erschien, ist der Geldwert unglaublieh 
gesunken, während der Bezugspreis nur ein einzigesmai 
erhöht wurde. Sämtliche Zeitungen des In- und Aus¬ 
landes haben ihre Tarife neuerdings bedeutend erhöht, im 
wesentlichen der Ausdruck für die ständig steigenden 
Papierpreise und Arbeitslöhne. Auch die „Jüdischen 
Nachrichten" werden leider keine Ausnahme' machen 
können und den geänderten Verhältnissen Rechnung 
tragen müssen. Die sprunghaft in die Höhe schnellenden 
Herstellungskosten machen es jedoch bei Festsetzung 
eines vierteljährlichen Bezugspreises unmöglich, ein je¬ 
weils entsprechendes Regulativ herzustellen. Da die 
„Jüdischen Nachrichten" ein aus rein ideellen Gründen 
herausgegebenes Blatt darstellen, dem nichts ferner 
liegt, als einen geschäftlichen Gewinn zu erzielen, wer¬ 
den unsere Freunde es gutheißen, daß für derzeit nicht 
in Rechnung zu stellende Änderungen in den wirtschaft¬ 
lichen Verhältnisisen eine Art Dispositionsfonds 
geschaffen werden soll, um das Erscheinen des Blattes 
von der Willkür jeder plötzlich auftretenden Kosten- 
erhöhung unabhängig zu machen. 
Wir richten daher an alle jene Freunde und Leser 
unseres Blattes, welche die Zweckmäßigkeit und Nütz 
lichkeit desselben anerkennen, die Bitte, dieser ihrer
	        
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