Volltext: Bruckner-Blätter Nummer 1 1929 (Nummer 1 / 1929)

11 
Messe in D und in höchster Begeisterung für das herrliche Werk kann 
ich nicht umhin, Ihnen mein Entzücken sofort auszusprechen. Das ist wieder 
grandios, wie aus Felsen gemeißelt! Unser Chor wird sich nicht wenig freuen, 
nicht allein über die prachtvolle Komposition, sondern auch noch, weil die 
Erinnerung an Ihre Anwesenheit in Berlin, verehrtester Herr Professor, zu 
den schönsten zählt, welche der Verein besitzt. Sollte vielleicht eine Auf 
führung der Messe irgendwo bevorstehen, so wäre ich für eine gütige Benach 
richtigung ungemein dankbar, ich fahre dazu hin, wo immer auch es sei . . .“ 
(Aus: Anton Bruckner, Gesammelte Briefe, Neue Folge. Gesammelt und 
herausgegeben von Max Auer. — Gustav Bosse-Verlag, Regensburg.) 
Bruckner-Orgel St. Florian 
Orgel! Was ist dem lauschenden Ohr 
Deiner Klänge ernstes Tönen, 
Wenn die Stimmen im Pfeifenchor 
Durch die Mauern des Klosters 
dröhnen? 
Kaum noch rauschte ein Ton empor, 
Ist in Friede das Herz geborgen, 
Den es sonst an die Welt verlor 
In des Alltags kleinlichen Sorgen. 
Lieblich gedackter Flöten Klang! 
Vox coelestis! Erzengelgesang! 
Sonne! Sonne tagt her von Morgen. 
Helle schütten die Himmel aus, 
Die sie nächstens im Schoße bargen. 
Schwer von Tropfen leuchtenden Tau’s 
Blühen Akkorde in Purpurgarben. 
Quellgemurmel! Urwaldgebraus! 
Kornfeldrauschen rings von den 
Seiten —: 
Weltweh wurde zum Wonnestrauß, 
Blühend, welkend in Tongezeiten. 
Orgel! Deiner Register Sturm 
Wächst und bauet Turm noch auf 
Turm, 
Brücken in dämmernde Ewigkeiten. 
Nun gekoppelt zu Prinzipal 
Die Oktave in vollerem Werke! 
Tubaton und Posaunenschall, 
Echo Jehovas und seiner Stärke! 
Ebbe und Flut! Zum Schöpfungsall 
Fühlet der Meister das Chaos sich klären 
Und der eigenen Seele Schwall 
Harmonien sich eingebären. 
Selbst nun ist er aus lauterstem Erz 
Pfeife der Orgel! Ein jauchzendes Herz 
In dem Reigen der himmlischen Sphären! 
Personales. Unser Mitglied Prof. Rud. N i 1 i u s in Wien, der im vorigen 
Jahre in Paris (Notre-Dame) Bruckners Neunte und den 150. Psalm diri 
gierte, wurde zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. — Die Wiener Sektion 
der I. B. G. hat den Präsidenten des Vereines „Wiener Tonkünstler 
orchester" Dr. Max Oberleithner zum Ehrenpräsidenten gewählt. 
— Knapp vor Schluß des Blattes traf die Nachricht ein, daß Max Auer, 
Romain Rolland und August Stradal von der Sektion „Schweize 
rischer Brucknerbund” zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden. Herz 
lichen Glückwunsch! 
An unsere Leser. Berichte über Aufführungen in Kirche und Kon 
zertsaal mußten für diesmal wegen Raummangels entfallen, desgleichen einige 
verspätet eingetroffene und zu breit gehaltene Nachrichten. 
Größere Beiträge literarischer Art — es liegen mehrere wertvolle Ab 
handlungen vor — müssen leider bis auf weiteres zurückgestellt werden. 
Unser Brucknerbild ist die Verkleinerung einer Stichradierung von Alfred Coßmann. 
Plattengröße 162 : 84 mm; Bildausmaß 285 : 160 mm; Preis S 20.— Im Kommissions-Verlag der 
Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, Wien VI/l, Luftbadgasse 17.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.