Volltext: Aus dem Garten Österreichs (Oberösterreich). (Folge 7 / 1926-27)

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gegen cien Südroind daher geschleppte Schiff von den seichtesten 
Stellen des Strandes abhalten. Schiffer und Noffetreiber lärmen 
und schelten, indessen Tiere und Schiffe im schweren Kampfe mit 
den Wellen liegen. 
Der Tcaunsee ist das unruhigste aller Gewässer dieser berge, 
bei gutem Wetter wehen seine steten Passatwinde*) morgens und 
abends von Süden, gegen Mittag und Mitternacht tritt der Nord 
wind ein. Stürme, die oft plötzlich einfallen, machen die offene 
Nordhälfte des Sees für die Schiffer sehr gefährlich) den fast kein 
See treibt so hohe wogen wie der Tcaunsee. 
Deshalb sind denn auch der Unglückstofeln, die am Gestade 
Kunde von den Schiffbrüchigen geben, nicht wenige, besonders 
eine, die zahlreiche köpfe und Hände zeigt, die aus dem Wasser 
emporragen, gibt der Linbildungskraft Stoff. Man meint das 
knirschen der herangerollten Kiesel, das Getöse der Wellen, die 
Todesrufe der Lrtrinkenden zu hören. Sie schildert den Sturm 
vom 3V. 7uni 1854. Line andere, nicht minder bedeutungsvolle 
Inschrift, die von dem Toben dieser Gewässer erzählt, befindet 
sich in der großen Stube des Gasthauses „zum Schiff". Dort wird 
von Wellen gesprochen, die an einem Tage des 18. iahrhunderts 
vom See herauf in dieses Haus einbrachen, das viele Schritte von 
jenem Gestade entfernt liegt. 
Im schönsten Farbenspiel erscheint der See von dem alten 
Kastell „Grt" aus gesehen. Oie balken, die die feste brücke tragen, 
verlieren sich in smaragdenen**) Dämmerungen und die gras- 
forbigen Wellenberge wollen mit einer sprühenden Schaumdecke 
einher, beim hinabschauen begreift man, daß die Bergbewohner 
in den Tiefen des Sees allerlei Ungeheuer vermuten) allein außer 
einem großen Waller oder Lochs, außer versenkten Holzstämmen 
und Überresten von Nachen dürfte sich kaum etwas Absonderliches 
finden, weiter oben wimmelt es von edlen Zischen, unter denen 
die zarten Saiblinge besondere Auszeichnung verdienen. 
Lin anderer Standpunkt, geeignet, den See zu überschauen, 
bietet sich auf dem Kalvarienberge oberhalb Gmunden. Da liegt 
zu unseren Füßen die anmutige Stadt Gmunden mit ihren Hügeln 
und Landhäusern, darüber hinaus der Spiegel des Sees, den man 
zwei Stunden aufwärts mit dem blicke verfolgt, bis er sich in 
einen Gebirgsschlund zu verlieren scheint. Links erhebt sich ganz 
in der Nähe in fast senkrechten wänden der Traunstein, rechts 
vom See, schon in einiger Ferne, ein Modell des Traunsteins, der 
Sonnsteinspitz, darunter auf grüner Halbinsel das reizende 
Traunkirchen. 
Den See von hier aufwärts verfolgend, gelangen wir zur 
Linmündung der Traun, von wo sich der ehemalige Seeboden 
nun als eine schöne grüne Talebene noch ein und eine halbe 
Stunde weit ins Gebirge hinein erstreckt, klm Südende des Sees 
liegt rechts von der Traun Lbensee mit der „Schatzlsäge", die alle 
*) Passatwinde — beständige winde, gleichförmige Zugwinde. 
**) Smaragd — ein grüner Ldelstein.
	        
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