Volltext: Innviertler Kalender 1937 (1937)

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Ech dem Gesellen ins Herz hinein. Und war es ihm Plötzlich, 
als würde ihn jiemand packen und ihn zur Kirche ziehen... Aber 
als er sich umsah-, war niemand da. Er ging weiter. Die ver¬ 
schiedensten Gejdaniken -durchschwirrten sein Gehirn. Auch gute. 
Und merlwüridig: er fand Geschmack daran. Eigentlich hatte ja 
die ^-ungfer recht: so- eine Tat macht man nicht in der heiliqen 
Nacht! Das ist schändlich!! Stimmt^! Aber dennoch — kann er 
denn anders? Muß er nicht den Schimpf rächen? Er muß! Aber 
freilich, das stimmt auch, was Franziska gesagt hat: lÄi 
ist das nicht! Und heute ist der Geburtstag des Herrn! Heute 
Mtgeu sie in der Kirche: Friede den Menschen, die eines anten 
gftil l prtS fi.tlh- ! ° 
Friede! Ja, wo ist er denn hinge kommen, der einmal auch 
M fernem Herzen war? Er blickt empor. Sterne leuchte. So 
wie ehedem, als sein Gehirn noch, nicht so voll war 'von den 
Mwarzen Gedanken. Und- da schießt's ihm schon auch durch, den 
Haue dev Hhdra bett SchEchiAntz ab! Verjag' bie schwanen 
Gedanken! Hörst du nicht die Glocken läuten ? 
Lia« .p hörte sie. Und er sieht Wieder die erleiichieten Fen¬ 
ster von jenem Abend und darinnen Franziska stehen 
r,T Da greift er nach der Pistole, entfernt die Zündung und 
schleudert sie von sich. 
„Geh' zum Teufel, verruchtes Ding!" 
Dann läßt er sich! willig von den Glocken zur Kirche läuten. 
DaS Gotteshaus war voll. Auch nicht wenige Franzosen wia* 
rett da. Und auch sie blickten gläubig auf zum Heiland und ge¬ 
dachten .ihrer fernen Heimat. 
Da kam es ihm so recht zu Bewußtsein, wie das Christen- 
tum- es ch, das dre Volker versöhnt und biereint. Und vorne beim 
Altare stand der Priester und verkündete allen das: Evangelium 
des Friedens und der Liebe 
begrub auch Jörg in sich alle racheglühenden Gedanken. 
Er kvnnre wieder beten und- 'damit betrat er die Brücke, die zum 
Frieden führte. 
d das Mettenamt zu Ende, wartete er draußen auf Fran- 
er M-s-e „Dürft ich Euch begleiten, Jungfer?" frug 
Sie sah ihn forschend an. „Ihr habt Wohl —9" 
, "Das D-m,g in eine Ecke g^w>orfen, ja wohl! Ich, will nichts 
»ar?01L sh toirt vergeben und vergessen! Und wenn 
ich wieder zukehren -durfte zu Eurem Vater 
Da Feuchtete es in ihrem Antlitz, freudig auf. 
„Kommet Jörg! Nun laßt uns- Christnacht feiern 
Und sie gingen zusammen. 
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Daheim aber erstrahlte trotz der späten Stunde aufs neue 
Moser, der selbst -über die Heimkehr 
£h ,1 r }r erfreut war, nahm unter dem- Baume dessen 
Hand und legte sie tn die Fransziskas. Und sprach, bewegen 
^egne Euch, meine Kinder! Nach tiefem- Leid 
■habt Ihr Euch! gefunden. Nun bleibet beisammen und werdet
	        
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