Volltext: Der Inn-Isengau 21. Heft 1927 (21. Heft / 1927)

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erhielt außerdem ein ansehnliches Erbe aus dem Nachlaß 
des Grafen Ladislaus von Haag, der 1569 kinder 
los starb. Herr Cuno hat seine väterlichen Güter nicht 
bloß sehr umsichtig verwaltet, sondern auch vermehrt durch 
Erwerb von zahlreichen Zehentrechten und durch Ankauf 
der Hofmark O ber b erg Kirchen. Wie sein Vater 
war auch er ein überzeugter Anhänger der Reformation, 
und er war bestrebt, die lutherischen Ideen in seiner 
Hofmark lebendig zu halten. Da er keinen lutherischen 
Prädikanten anstellen durfte, hielt er selbst seinen Unter 
tanen an Feiertagen Vorlesungen und Vorträge aus luther 
ischen Schriften. Dem katholischen Benesiziaten machte er 
große Schwierigkeiten durch Schmälerung seiner Einkünfte. 
Die Stiftung der Pfäfsinger war nach seiner Anschauung der 
wahren Religion zuwider; denn „das alles sei in der Schrift 
nicht grundt". Von der Schloßkapelle, welche Degen 
hard Pfäfsinger und sein Vater erbaut hatten, ließ er 
die Glocken herabnehmen und Scharwerksglocken daraus 
machen. Kelche, Meßgewänder und die Kapelle wurden 
zu profanen Zwecken verwendet; auch aus der Filial 
kirche ließ er Kelche, Paramente, Kleinodien, Reliquien, 
Fundationsurkunden wegnehmen, ebenso die silberne 
Monstranz, die sein Großvater gestiftet hatte. Dem 
Mesner verbot er unter Strafe, des morgens und abends 
die Aveglocke zu läuten. Als nun 1598 Herr Bartho 
lomäus Pesenlechner zum Benesiziaten bestellt worden 
war, hat dieser im Verein mit dem Pfarrer von Loh 
kirchen gegen den Ritter Cuno Klage gestellt mit der 
Forderung voller Restitution und Reparation für allen 
Schaden an Benesizium und Kirche, welchen er und sein 
Vater Hans Jordan verursacht hatten. Auch darüber 
führte der streitbare Benefiziat in seinem Memorial leb 
hafte Klage, daß ihn Herr Cuno „ergerlich und iniuriose" 
behandelt und sogar einen „jesuiterischen Schelm" genannt 
habe, und daß er fortfahre, denen, die in seinem Brot 
sind, lutherische Vorträge zu halten. Daraufhin wurde 
beim Herzheimer i. I. 1599 Nachschau gehalten und nach 
verbotenen Büchern gefahndet, die er aber zu seinem 
Freunde, dem Taufkirchner, nach Mühldorf hatte bringen 
lassen. Die geforderte Restitution wurde nur wider 
strebend und nur zu einem kleinen Teile geleistet; von
	        
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