Volltext: Der Inn-Isengau 12. Heft 1925 (12. Heft / 1925)

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Aus dem Tagebuch 
des Mesners und Lehrers Jakob Weyerer 
in Oberbergkirchen (1743). 
Von F. X. Rambold. 
Wie einer oft zur Schriftstellerei kommt? Da gibt's wohl 
tausend Wege; aber am wunderlichsten ist wohl der Mann da 
zugekommen, von dessen Tagebuch hier die Rede ist. (Im 
österreichischen Erbsolgekrieg war's, in dem der Bezirk Mühl 
dorf am Inn, wozu auch Oberbergkirchen gehört, viel zu leiden 
hatte) Lassen wir den Schreiber des Tagesbuches selber er 
zählen: „Also so war die Sache: Heut vor acht Tagen haben 
wir die Susanne Kröllin von Leupfing eingegraben und es 
war ein schöner Zug gewesen von Befreunden und Gevattern, 
von Verwandten und Bekannten, von Göden und Goden und 
wie wir beim Schwab-Binder hereingehen, fangen die Glocken 
zu läuten an und der Herr Dekan Michael Sedlmayer und ich 
wollen gerade das Miserere anheben, — da hören wir aus dem 
Jager-Häusl einen Schrei, der uns allen durch und durch ge 
gangen ist —, und noch mal e nen. Ich kann mich nimmer 
halten, ich muß weg vom Zug und hinein; da seh ich wie die 
Jager-Gundl mit einem kaiserlichen Rester hundsgemein ist und 
sich fast nimmer verwehren kann. Was der Reiter will, ist 
leicht zum derraten, und er ist ein wilder und starker Mensch 
. . . also pack ich ihn und würg ihn und schlepp ihn vor's 
Haus. Gut! Aber da kommen noch drei oder vier seines 
gleichen und bis ich mich gegen diese richte, stößt mir einer 
mit den Kolben vor den Bauch, daß ich hinterwärts fall — 
grad über einen eichernen Hackitock. Dann ist mir's schwarz 
worden vor den Augen und sie haben mich wohl heimgetragen 
— und ich hab erst drei Tag geschlafen und dann drei Tag 
gekotzt und jetzt — jetzt wär's mir lieber, ich wär nimmer 
aufgewacht. — 
O GOTT! Ich hab mir das Kreuz brachen und meine 
Füß tragen mich nimmer und ich w>?rd nimmer gehen können 
— nie mehr, und wann auch der Bader anders sagt und der 
Dekan und die Nachbarn und die Leut." In dieser verzwei 
felten Lage folgt er dcm Rat des geistlichen Herrn, allerhand 
aufzuschreiben, um eine Beschäftigung zu haben und auf andere 
Gedanken zu kommen. 
Und nun schreibt er auf seinem Schmerzenslager vom 
15. April bls 4. Juli 1743, was alles in seinem Dörfl vor sich 
geht. Manchmal vergehen Tage, wo er vor Schmerzen nicht 
schreiben kann. Was' er schreibt, ist viel Not und Elend und 
wenn etwas Schönes kommt, ist's eine Erinnerung an vergan- 
gangene glückliche Zeiten. Von Einquartierung, Kriegsnot 
und Kontribution, von Kirchenschändung und Hostiensrevel, 
Spießrutenlaufen, Bittgängen, Krankheiten und Seucken, von 
Feldscherern und Badern, Aberglauben und Hexen, Kometen
	        
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